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SKIZZE /SCHINZ/ (Набросок /Шинц/)

1 Heinrich Gottlieb Schinz, Rechtsanwalt, (адвокат) Vater von vier gesunden Kindern, deren ältestes (старший из которых) sich bald verheiratet, (скоро женится) ist sechsundfünfzig Jahre alt, als ihm eines Tages, wie er es nennt, (как он это называет) der Geist begegnet... (повстречался дух) Schinz, wie der Name schon sagt, ist Sohn aus gutem Haus; (сын из хорошей семьи, «из хорошего дома) das Verlangen, (желание) dem Geist zu begegnen, hat er schon als Jüngling; (было у него еще в юности) er spielt Klavier und macht mehrere Reisen als Student. Paris, Rom, Florenz, Sizilien. Später London, Berlin, München, wo er ein Jahr verbringt. (где он проводит один год) Er schwankt zwischen (колеблется между) Kunstgeschichte und Naturwissenschaft; (историей искусств и естественными науками) sein Beruf als Rechtsanwalt, teilweise (частично) eine Entscheidung seines Vaters, (решение его отца) der ebenfalls ein namhafter (знаменитый, именитый) Rechtsanwalt gewesen ist, bringt ihm bald die üblichen Erfolge, (обычные успехи) Ehe und Ehrenämter, (брак и почетные должности) darunter (среди них) auch solche von wirklicher, von mehr als gesellschaftlicher Bedeutung: (более, чем общественного значения) Winterhilfe, зимняя помощь» (сбор теплой одежды и т.п. в пользу нуждающихся) Denkmalpflege, (охрана памятников) Umschulung für Flüchtlinge, (переучивание беженцев) Kunstverein (культурный клуб) und so weiter... Seine Begegnung mit dem Geist ist keineswegs unbemerkt geblieben, (/встреча/ не осталась незамеченной) einige Wochen gehört sie sogar zum Gespräch in den Straßenbahnen; (на несколько дней она становится главной темой для обсуждения: «относится к разговору» в трамваях) die Außenwelt, (внешний мир) sofern man eine mittelgroße Stadt (средний по размерам) so bezeichnen will, (насколько можно обозначить) sieht es allerdings (впрочем) als klinischen Fall, (как клинический случай) rätselhaft (загадочный) auch so, aufsehenerregend (сенсационный: das Aufsehen – внимание общества + erregen – возбуждать) auch so, erschütternd, (потрясающий) auch so aber für die Außenwelt ohne jede Folge. (без всяких последствий)

1 Heinrich Gottlieb Schinz, Rechtsanwalt, Vater von vier gesunden Kindern, deren ältestes sich bald verheiratet, ist sechsundfünfzig Jahre alt, als ihm eines Tages, wie er es nennt, der Geist begegnet... Schinz, wie der Name schon sagt, ist Sohn aus gutem Haus; das Verlangen, dem Geist zu begegnen, hat er schon als Jüngling; er spielt Klavier und macht mehrere Reisen als Student. Paris, Rom, Florenz, Sizilien. Später London, Berlin, München, wo er ein Jahr verbringt. Er schwankt zwischen Kunstgeschichte und Naturwissenschaft; sein Beruf als Rechtsanwalt, teilweise eine Entscheidung seines Vaters, der ebenfalls ein namhafter Rechtsanwalt gewesen ist, bringt ihm bald die üblichen Erfolge, Ehe und Ehrenämter, darunter auch solche von wirklicher, von mehr als gesellschaftlicher Bedeutung: Winterhilfe, Denkmalpflege, Umschulung für Flüchtlinge, Kunstverein und so weiter... Seine Begegnung mit dem Geist ist keineswegs unbemerkt geblieben, einige Wochen gehört sie sogar zum Gespräch in den Straßenbahnen; die Außenwelt, sofern man eine mittelgroße Stadt so bezeichnen will, sieht es allerdings als klinischen Fall, rätselhaft auch so, aufsehenerregend auch so, erschütternd auch so, aber für die Außenwelt ohne jede Folge.

2 Eines Sonntagmorgens, (субботним утром) es schneit, ist Schinz, wie er das seit Jahren zu tun pflegt, (как он уже давно имеет обыкновение делать) in den Wald gegangen, (пошел в лес) begleitet von seinem Hund, (со своей собакой, «в сопровождении своей собаки») gesundheitshalber. ради здоровья», потому что это полезно) Aufgewachsen in dieser Gegend, (проведя детство в этой местности; aufwachsen – расти, подрастать) wo schon das großväterliche Haus (дом дедушки) gestanden hat, kennt er den Wald wie sein Leben. (он знает лес, как свою жизнь) Auch der Hund kennt ihn; eine Dogge. Sein Erstaunen, (его удивление) als die vertraute Lichtung (знакомая просека) sich nicht einstellt, (не началась) ist nicht gering, (не незначительно) aber durchaus gelassen. (но совершенно спокойное) Eine Weile (какой-то момент) bleibt er einfach stehen, ebenso der Hund mit schwitzender Zunge; (с высунутым от усталости языком, с «запотевшим» языком) es schneit, aber nicht so mächtig, (но не так сильно) dass Schinz deswegen den Weg verfehlt hat. (чтобы из-за этого мог ошибиться дорогой) Der Weg ist durchaus sichtbar, (путь хорошо: «совершенно, вполне» виден) nur die Lichtung nicht. Die Dogge muss sich gedulden, (должен был подождать: «набраться терпения: die Geduld») bis Schinz sich ein Zigarillo angezündet hat; (пока Шинц не закурит: «не зажжет …») wie er das gerne macht in Augenblicken, wo er nicht weiter weiß, (когда он не знает, что дальше = когда находится в растерянности) sei es als Rechtsanwalt oder früher als Major. Ein Zigarillo gibt Ruhe. (успокаивает) Es ist jederzeit möglich, (всегда возможно) dass Bäume verschwinden, (что пропадают деревья) ganze Gruppen, (целыми группами) ein halber Wald; (половина леса) aber dass eine Lichtung verschwindet, (чтобы пропала целая просека) ist nicht anzunehmen. (нельзя предположить) Das kommt, sagt sich Schinz, allenfalls in der Poesie vor; (это случается, в крайнем случае, в поэзии) wenn ein Dichter dartun möchte, (когда поэт хочет изобразить) dass auf märchenhafte Weise (что сказочным образом) viel Zeit vergangen ist (прошло много времени) oder etwas dieser Art. (или что-либо в этом роде) Schinz ist belesen. (Шинц начитан) Weitergehend, (шагая дальше) um die Dogge nicht länger warten zu lassen, (чтобы не заставлять больше ждать дога) denkt er so das eine und andere, (думает о том и о сем) sein Zigarillo rauchend; irgendwann wird die verdammte Lichtung schon kommen. (должна же когда-то появится эта проклятая просека) Auch er hat sich einmal in der Poesie versucht; (он тоже пробовал себя как-то в поэзии) kein Grund, (нет причин) deswegen zu lächeln. (из-за этого улыбаться) Wie gesagt: (как уже было сказано, повторяясь) das Verlangen, dem Geist zu begegnen, hat er schon als Jüngling gekannt. Dann die Zeit mit der Naturwissenschaft; eine schöne Zeit, Schinz denkt gerne daran, (любит вспоминать об этом) Mikroskop und so. (микроскоп и все такое) Das eine und andere ist auch geblieben, (осталось что-то) nicht bloß gewisse Kenntnisse, (не просто определенные знания) die etwas verwischt sein mögen, (которые могут быть немного стертыми = возможно, уже немного стерлись) aber eine gewisse Art, (но определенный способ) den Kindern zu zeigen, (показывать детям) wie das Holz aussieht (как выглядит дерево) unter der Lupe, (под микроскопом, «под лупой») und zu erklären, (и объяснять) wieso (каким образом) das Wasser von den Wurzeln emporsteigt in die Zweige. (вода из корней поднимается в ветви) Doch all dies (но все это) hören die Kinder jetzt in der Schule; (дети узнают, «слышат» теперь в школе) Schinz hat die Lupe, (у него всегда есть лупа) auch wenn er allein ist. (даже когда он один) Und dann die Kunstgeschichte (затем история искусств) bei Wölfflin; damals in München. Auch eine gute Zeit, Schinz denkt gerne daran; im Kunstverein ist er zuweilen (иногда) der einzige, der nicht faselt; (единственный, кто не халтурит) das hat ihm der alte Wölfflin mit einer einzigen Blamage (с позором, поставив в неловкое положение) beigebracht, (научил этому) und kurz darauf (вскоре после этого) hat er auch die Kunstgeschichte verlassen. (он бросил также) Das eine und andere ist dennoch geblieben; (что-то все же осталось в памяти) Dürer und so. (Дюрер и все такое) Die Welt, (мир) wenn man eine mittelgroße Stadt so bezeichnen will, (если под миром понимать средний город) hat wohl nicht unrecht, (не так уж ошибается) wenn sie Heinrich Gottlieb Schinz als einen geistigen Menschen betrachtet: (когда считает, «рассматривает» Шинца духовно развитым человеком) obschon er seinerseits, (хотя он, со своей стороны) das ist bemerkenswert, (примечательно) nie von Geist redet; (никогда не говорит о духе) er meidet dieses Wort, (он избегает этого слова) als hasse er es, (как будто бы он его ненавидит) umgeht es auf alle Arten, (обходит его всячески) oft auf sehr witzige Art, (часто отшучиваясь, «очень шутливым образом») als wäre es etwas Unanständiges, (как будто бы это что-то неприличное) mindestens (по крайней мере) ist er in seiner Gegend sehr zurückhaltend, (в своей области очень сдержанный) im Grunde (по сути) nicht ohne Ahnung, (не без чувства) dass der Geist, (что дух) der wirkliche, (действительно существующий) etwas durchaus Fürchterliches ist, (нечто совершенно ужасное) etwas Erdbebenhaftes, (нечто похожее на землетрясение: das Erdbeben) das man nicht rufen soll, (которое не надо звать) etwas Katastrophales, (нечто катастрофическое) das alles Vorhandene über den Haufen wirft, (что затмевает, отменяет все существующее: «бросает через кучу») etwas Tödliches, (нечто смертельное) wenn man ihm nicht durch außerordentliche Gaben gewachsen ist –. (с которым не под силу справиться, даже имея необыкновенные способности)

2 Eines Sonntagmorgens, es schneit, ist Schinz, wie er das seit Jahren zu tun pflegt, in den Wald gegangen, begleitet von seinem Hund, gesundheitshalber. Aufgewachsen in dieser Gegend, wo schon das großväterliche Haus gestanden hat, kennt er den Wald wie sein Leben. Auch der Hund kennt ihn; eine Dogge. Sein Erstaunen, als die vertraute Lichtung sich nicht einstellt, ist nicht gering, aber durchaus gelassen. Eine Weile bleibt er einfach stehen, ebenso der Hund mit schwitzender Zunge; es schneit, aber nicht so mächtig, dass Schinz deswegen den Weg verfehlt hat. Der Weg ist durchaus sichtbar, nur die Lichtung nicht. Die Dogge muss sich gedulden, bis Schinz sich ein Zigarillo angezündet hat; wie er das gerne macht in Augenblicken, wo er nicht weiter weiß, sei es als Rechtsanwalt oder früher als Major. Ein Zigarillo gibt Ruhe. Es ist jederzeit möglich, dass Bäume verschwinden, ganze Gruppen, ein halber Wald; aber dass eine Lichtung verschwindet, ist nicht anzunehmen. Das kommt, sagt sich Schinz, allenfalls in der Poesie vor; wenn ein Dichter dartun möchte, dass auf märchenhafte Weise viel Zeit vergangen ist oder etwas dieser Art. Schinz ist belesen. Weitergehend, um die Dogge nicht länger warten zu lassen, denkt er so das eine und andere, sein Zigarillo rauchend; irgendwann wird die verdammte Lichtung schon kommen. Auch er hat sich einmal in der Poesie versucht; kein Grund, deswegen zu lächeln. Wie gesagt: das Verlangen, dem Geist zu begegnen, hat er schon als Jüngling gekannt. Dann die Zeit mit der Naturwissenschaft; eine schöne Zeit, Schinz denkt gerne daran, Mikroskop und so. Das eine und andere ist auch geblieben, nicht bloß gewisse Kenntnisse, die etwas verwischt sein mögen, aber eine gewisse Art, den Kindern zu zeigen, wie das Holz aussieht unter der Lupe, und zu erklären, wieso das Wasser von den Wurzeln emporsteigt in die Zweige. Doch all dies hören die Kinder jetzt in der Schule; Schinz hat die Lupe, auch wenn er allein ist. Und dann die Kunstgeschichte bei Wölfflin; damals in München. Auch eine gute Zeit, Schinz denkt gerne daran; im Kunstverein ist er zuweilen der einzige, der nicht faselt; das hat ihm der alte Wölfflin mit einer einzigen Blamage beigebracht, und kurz darauf hat er auch die Kunstgeschichte verlassen. Das eine und andere ist dennoch geblieben; Dürer und so. Die Welt, wenn man eine mittelgroße Stadt so bezeichnen will, hat wohl nicht unrecht, wenn sie Heinrich Gottlieb Schinz als einen geistigen Menschen betrachtet: obschon er seinerseits, das ist bemerkenswert, nie von Geist redet; er meidet dieses Wort, als hasse er es, umgeht es auf alle Arten, oft auf sehr witzige Art, als wäre es etwas Unanständiges, mindestens ist er in seiner Gegend sehr zurückhaltend, im Grunde nicht ohne Ahnung, dass der Geist, der wirkliche, etwas durchaus Fürchterliches ist, etwas Erdbebenhaftes, das man nicht rufen soll, etwas Katastrophales, das alles Vorhandene über den Haufen wirft, etwas Tödliches, wenn man ihm nicht durch außerordentliche Gaben gewachsen ist –.

3 Die Lichtung ist nicht gekommen. (просека так и не появилась) Fünf Uhr abends, und Schinz ist zum Mittagessen erwartet worden, (и Шинца ждали к ужину) dämmert es, (вечереет) dass man bald überhaupt nichts mehr sieht. (что скоро вообще ничего не будет видно) Schinz sitzt auf einem gefällten Stamm, (сидит на срубленном дереве) froh, (рад) Spuren menschlicher Arbeit zu sehen; (что видит следы работы человека) ein gewisses Bangen hat ihn doch beschlichen. (но определенная тревога его все же охватила; beschleichen) Vor ihm die Dogge, keuchend, (задыхаясь) irgendwie entsetzt (в ужасе) und verwirrt. (и в замешательстве) Wie die Hunde vor einem Erdbeben! (перед землетрясением) denkt Schinz. Zigarillos hat er keine mehr. Es schneit ohne Unterlass. (беспрестанно) Stille; das Keuchen der Dogge, das nur dazu da ist, (который здесь только для того) dass die Stille zwischen den Stämmen (чтобы тишина между деревьев) noch dichter wird. (стала еще плотнее) Einmal fällt Schnee von einer Tanne, ganz in der Nähe, aber lautlos. (но беззвучно) So muss es sein, wenn man taub ist. (так бывает с глухими) Dann macht Schinz, was bei belesenen Leuten vorkommt: (как это делают начитанные люди) er leistet sich den Witz, (он позволяет себе шутку) seine Lage literarisch zu sehen; (взглянуть на свое положение «литературно») die Dämmerung, (сумерки) die unfassbare Zeit, (непонятное время; fassen – схватывать; постигать) die Stille zwischen den Stämmen, (тишина между деревьями, «стволами») die Dogge, das alles ist sehr poetisch, irgendwie bekannt, (как-то знакомо) und auch die Angst, plötzlich taub zu sein, ist nicht ohne Hintergründiges. (загадочный; der Hintergrund – задний план; подоплека) Schinz ist sehr bewusst; (очень сознательный) er pfeift nicht, (ему не наплевать: «не свистит») aber der kleine Witz, seine Lage literarisch zu nehmen, (литературно отнестить к своему положению) ist nichts anderes, (похоже ни на что другое) als wenn ein Junge in den Keller gehen muss und dazu pfeift. (как на мальчика, который должен идти в подвал, насвистывая при этом) Auch das ist ihm bewusst. (и это он осознает) Er schlägt den nassen Schnee von seinem Hut, (отряхивает мокрый снег со шляпы) entschlossen, (решимый) aufzustehen und weiterzugehen. (встать и идти дальше) Wohin? Die Dogge sieht, wie der Herr einen gebrochenen Ast nimmt, (как хозяин берет сломанную ветку) einen Knebel (сук); sie winselt vor Hoffnung, (визжит от удовольствия, надеясь) der Herr werde ihn werfen, (хозяин бросит его) sie läuft umsonst. (она бежит напрасно) Einmal, ganz unwillkürlich, (совершенно непроизвольно) schlägt er mit dem Knebel gegen einen Stamm. (ударяет по стволу) Nicht aus Angst, taub zu sein! (не из страха, оказаться глухим) Nur so (просто так). Wie es hallt: (раздается звук) dumpf, (глухой) fast ohne Ton, (почти без звучания, резонанса) obschon er immer kräftiger schlägt, (хотя он ударяет все сильнее) bis der Knebel zerbricht. Einen Ton, der wirklich trägt (действительно продолжается, тянется), hat es nicht gegeben. Das macht natürlich der Schnee. Alles wie Watte. Wieso sollte ein Mensch plötzlich taub werden? (как человек может внезапно оглохнуть) Er nimmt die Dogge an die Leine. (он берет собаку на привязь) Es gibt nichts als Gehen. (он просто идет, нет ничего, кроме движения вперед) Und vor allem sagt sich Schinz: (и, прежде всего, говорит себе Шинц) Nicht sich selber verrückt machen. (не сводить самого себя с ума) Das hat schon gar keinen Sinn. (в этом уж вовсе нет смысла) Jeder Wald hat irgendwo ein Ende! (каждый лес где-нибудь заканчивается) Und im übrigen (а в остальном) sind sie immer noch auf einem Weg, (они все еще на одной /какой-то/ дороге) Schinz und die Dogge, deren Knurren ihm anzeigt, (рычание которой ему показывает) dass jemand kommt. (что кто-то приближается) Von hinten. (сзади) Nur jetzt nicht denken: (теперь только не думать /о том/) Das ist der Geist. (что это дух) Die Dogge bellt, (дог лает) so dass er die Leine schon kräftiger fassen muss. (так что он должен крепче держать поводок) Ein Mann im Lodenmantel, (мужчина в непромокаемом пальто) vielleicht ein Förster, (может быть лесничий) ein Holzfäller, (древосек) ein Naturfreund (любитель природы) und Sonntagsgänger, (субботний прохожий) der die Menge meidet, (который избегает толпу) überholt ihn. (обгоняет его)

3 Die Lichtung ist nicht gekommen. Fünf Uhr abends, und Schinz ist zum Mittagessen erwartet worden, dämmert es, dass man bald überhaupt nichts mehr sieht. Schinz sitzt auf einem gefällten Stamm, froh, Spuren menschlicher Arbeit zu sehen; ein gewisses Bangen hat ihn doch beschlichen. Vor ihm die Dogge, keuchend, irgendwie entsetzt und verwirrt. Wie die Hunde vor einem Erdbeben! denkt Schinz. Zigarillos hat er keine mehr. Es schneit ohne Unterlass. Stille; das Keuchen der Dogge, das nur dazu da ist, dass die Stille zwischen den Stämmen noch dichter wird. Einmal fällt Schnee von einer Tanne, ganz in der Nähe, aber lautlos. So muss es sein, wenn man taub ist. Dann macht Schinz, was bei belesenen Leuten vorkommt: er leistet sich den Witz, seine Lage literarisch zu sehen; die Dämmerung, die unfassbare Zeit, die Stille zwischen den Stämmen, die Dogge, das alles ist sehr poetisch, irgendwie bekannt, und auch die Angst, plötzlich taub zu sein, ist nicht ohne Hintergründiges. Schinz ist sehr bewusst; er pfeift nicht, aber der kleine Witz, seine Lage literarisch zu nehmen, ist nichts anderes, als wenn ein Junge in den Keller gehen muss und dazu pfeift. Auch das ist ihm bewusst. Er schlägt den nassen Schnee von seinem Hut, entschlossen, aufzustehen und weiterzugehen. Wohin? Die Dogge sieht, wie der Herr einen gebrochenen Ast nimmt, einen Knebel; sie winselt vor Hoffnung, der Herr werde ihn werfen, sie läuft umsonst. Einmal, ganz unwillkürlich, schlägt er mit dem Knebel gegen einen Stamm. Nicht aus Angst, taub zu sein! Nur so. Wie es hallt: dumpf, fast ohne Ton, obschon er immer kräftiger schlägt, bis der Knebel zerbricht. Einen Ton, der wirklich trägt, hat es nicht gegeben. Das macht natürlich der Schnee. Alles wie Watte. Wieso sollte ein Mensch plötzlich taub werden? Er nimmt die Dogge an die Leine. Es gibt nichts als Gehen. Und vor allem sagt sich Schinz: Nicht sich selber verrückt machen. Das hat schon gar keinen Sinn. Jeder Wald hat irgendwo ein Ende! Und im übrigen sind sie immer noch auf einem Weg, Schinz und die Dogge, deren Knurren ihm anzeigt, dass jemand kommt. Von hinten. Nur jetzt nicht denken: Das ist der Geist. Die Dogge bellt, so dass er die Leine schon kräftiger fassen muss. Ein Mann im Lodenmantel, vielleicht ein Förster, ein Holzfäller, ein Naturfreund und Sonntagsgänger, der die Menge meidet, überholt ihn.

4 «Erlauben Sie», (позвольте) sagt Schinz – Obschon ihm der Schweiß auf der Stirn steht, (хотя у него выступил пот на лбу, «у него пот стоит на лбу») ist er ganz ruhig, (спокойный) froh, (радостный) seine eigene Stimme zu hören, (слышать свой собственный голос) die nach dem Weg in die Stadt fragt; (который спрашивает дорогу в город) dabei muss er die bellende Dogge halten, (при этом он должен удерживать лающую собаку) ist nicht imstande, (не в состоянии) den Fremden näher anzusehen. (рассмотреть незнакомца поближе) «Sie haben sich verirrt?» (Вы заблудились?) «Ja», lacht Schinz: «das ist mir in meinem Leben noch nicht vorgekommen –.» (со мной в жизни такого не случалось) Schinz hört selber, (слышит сам) wie ungeheuerlich das tönt: (как чудовищно это звучит; das Ungeheuer – чудовище) ein Mensch, der sich in seinem Leben noch nie verirrt habe! (который еще ни разу в жизни не заблудился) und fügt hinzu: (и добавляет) «Dabei kenne ich diesen Wald wie mich selbst.» (при этом я знаю этот лес, как самого себя) Die Dogge kann sich nicht beruhigen. (дог не может успокоиться)» WO wollen Sie denn hin(Куда же вы все-таки хотите?) «In die Stadt», (в город) sagt Schinz: «wo ich herkomme –.» (откуда я) Der Förster betrachtet die Dogge. (Лесничий рассматривает собаку) «Wo ich herkomme», (Откуда я) sagt Schinz noch einmal: «Bevor es Nacht ist.» (прежде чем наступит ночь) Die Dogge, springend wie gegen einen Einbrecher, (прыгая, как будто бы вокруг преступника) reißt ihn fast um, (почти сбивает его с ног) so, dass Schinz kaum zum vernünftigen Sprechen kommt. (так, что Шинц не может начать говорить, «начать разумный разговор») Sie benimmt sich (ведет себя) wirklich wie ein Biest, (как скотина) die verdammte Dogge, (проклятый дог) dann merkt man erst, (и только сейчас можно заметить) was für ein Riesentier das ist. (какой это огромный зверь; der Riese – великан) Zum Glück (к счастью) zeigt der Förster keine Angst, (лесник не боится, «не показывает страха») nur Interesse. (только интерес) Im übrigen, (в остальном) was den Weg in die Stadt betrifft, (что касается пути в город) sagt der Förster, was Schinz sich selbst hätte sagen können: (что Шинц мог бы сказать себе сам) « Warum gehen Sie nicht einfach zurück?» (Почему бы Вам не пойти просто назад?) «Auf dem gleichen Weg –?» (по тому же пути?) Eigentlich wahr, (собственно, правда) denkt Schinz.»Oder wenn Sie mit mir kommen wollen, (если Вы хотите пойти со мной) ich weiß ja nicht, in der Strecke (в смысле расстояния) kommt es aufs gleiche heraus (получится то же самое: «выйдет на равное»)  so oder so...» (так или иначе) Schinz muss sich entscheiden. (Шинц должен был решиться = выбрать) «Sehr freundlich von Ihnen –.» (очень любезно, «дружественно» с Вашей стороны)» Wie Sie wollen.» (Как Вы пожелаете) Unterwegs, (по дороге) Schinz hat sich für das Vorwärts entschieden, (Шинц решил идти вперед) ist die Dogge wieder ganz manierlich. (дог опять стал очень воспитанным, «манерным») Der Mann ist wirklich ein Förster. Sie sprechen über Doggen. Alles ganz alltäglich; (все очень буднично) warum sollte es anders sein! (почему должно бы быть по-другому) Natürlich reden sie nicht immerzu. (конечно, они разговаривают небеспрестанно) Es gibt solche Holzwege, (есть такие лесовозные дороги; auf dem Holwege sein – быть на ложном пути) die im Kreis herumführen, (которые водят по кругу) um den Wald zu erschließen. (чтобы освоить /сделать доступным/ лес) Schinz ist zum Umsinken müde, (очень устал, «устал так, что валится с ног») aber zufrieden, (но довольный) auf Stunden kommt es ihm nicht mehr an, (дело уже не во времени, ему уже не важно, сколько часов) wenn er nur in die Stadt kommt. (если он только прийдет в город = лишь бы прийти в город)

4 «Erlauben Sie», sagt Schinz – Obschon ihm der Schweiß auf der Stirn steht, ist er ganz ruhig, froh, seine eigene Stimme zu hören, die nach dem Weg in die Stadt fragt; dabei muss er die bellende Dogge halten, ist nicht imstande, den Fremden näher anzusehen. «Sie haben sich verirrt?» «Ja», lacht Schinz: «das ist mir in meinem Leben noch nicht vorgekommen –.»Schinz hört selber, wie ungeheuerlich das tönt: ein Mensch, der sich in seinem Leben noch nie verirrt habe! und fügt hinzu: «Dabei kenne ich diesen Wald wie mich selbst.» Die Dogge kann sich nicht beruhigen. « WO wollen Sie denn hin?» «In die Stadt», sagt Schinz: «wo ich herkomme –.» Der Förster betrachtet die Dogge. «Wo ich herkomme», sagt Schinz noch einmal: «Bevor es Nacht ist.» Die Dogge, springend wie gegen einen Einbrecher, reißt ihn fast um, so, dass Schinz kaum zum vernünftigen Sprechen kommt. Sie benimmt sich wirklich wie ein Biest, die verdammte Dogge, dann merkt man erst, was für ein Riesentier das ist. Zum Glück zeigt der Förster keine Angst, nur Interesse Im übrigen, was den Weg in die Stadt betrifft, sagt der Förster, was Schinz sich selbst hätte sagen können: « Warum gehen Sie nicht einfach zurück?» «Auf dem gleichen Weg –?»Eigentlich wahr, denkt Schinz.»Oder wenn Sie mit mir kommen wollen, ich weiß ja nicht, in der Strecke kommt es aufs gleiche heraus – so oder so...» Schinz muss sich entscheiden. «Sehr freundlich von Ihnen –.» « Wie Sie wollen.» Unterwegs, Schinz hat sich für das Vorwärts entschieden, ist die Dogge wieder ganz manierlich. Der Mann ist wirklich ein Förster. Sie sprechen über Doggen. Alles ganz alltäglich; warum sollte es anders sein! Natürlich reden sie nicht immerzu. Es gibt solche Holzwege, die im Kreis herumführen, um den Wald zu erschließen. Schinz ist zum Umsinken müde, aber zufrieden, auf Stunden kommt es ihm nicht mehr an, wenn er nur in die Stadt kommt.

5 Das Literarische, (литературное) das Hintergründige in dem Gedanken, (скрытое, подспудное в мысли) dass er auf einem anderen Weg in die Stadt zurückkomme, (что он возвращается другим путем) Gedanken, (мысли) die er in schweigsamen Viertelstunden vornimmt, (которые его занимают в молчаливые минуты, «четверти часа») das alles hat wenig Bestand, (все это непостоянно, скоро пройдет) sobald (как только) der Mann im Lodenmantel, der im Dunkeln immer unsichtbarer wird, (который в темноте становится все более невидимым) seinen Mund aufmacht; (открывает рот) er redet wirklich nicht wie ein Geist. (он, действительно, говорит не как дух) Einmal flucht er auf den Staat, (один раз он проклинает государство) obschon er bei diesem angestellt ist; (хотя он и является его служащим: «нанят при нем») Ärgerliches mit einem Konsortium. (неприятности с консорциумом) Es schneit immer noch. (снег все продолжает идти) Ein andermal plaudern sie über Zellulose, (то: «другой раз» они разговаривают о целлюлозе) wobei Schinz einige naturwissenschaftliche Kenntnisse verrät, (причем Шинц выдает свои естественнонаучные познания) die den Förster auf falsche Vermutungen bringen, (которые наводят лесничего на неверные предположения) so, dass Schinz sich genötigt fühlt, (так что Шинц чувствует себя должным) seinen wirklichen Beruf zu nennen. (назвать свою настоящую профессию) «Rechtsanwalt sind Sie?» (Вы адвокат?)

«Ja.» «Hm.»

«Warum nicht?»

Der Förster erzählt ihm einen Fall: (рассказывает ему один случай) so und so, etwas umständlich erzählt, (рассказывает немного /слишком/ обстоятельно: die Umstände – обстоятельства) so dass Schinz hin und wieder (иногда) versucht, (пытается) nach Art von Fachleuten (так как делают специалисты, «по образу специалистов») einzugreifen, (вмешаться) um allzu Bekanntes abzukürzen. (чтобы сократить известное) Ein Fall wie tausend Fälle. (случай, каких тысячи) Der Förster lässt sich seine umständliche Darstellung aber nicht nehmen. (лесник не дает лишить себя своего подробного изложения) «Nein», widerspricht er: (возражает он) «der Mann hat nicht gestohlen, (мужчина не крал) das sage ich nicht, (я не говорю этого) der Mann war in schwerer Not, (мужчина был в труднейшем положении: «в тяжелой нужде») denn eines Tages –» (так как однажды) «Und dann hat er gestohlen.» (и тогда он украл.) «Nein.» «Aber Sie sagen doch –» (Но Вы же говорите.) «Nein», wiederholt er mit der zähen Beharrlichkeit (повторяет он с упорной настойчивостью) gewisser einfacher Leute, (простых людей, «определенного вида» простых людей) die keine Nerven haben (которых сложно вывести из себя, «у них нет нервов») und etwas langsam denken:  немного медленно думают) «Ich sage, (я говорю) der Mann war in schwerer Not, (мужчина был в очень плохом положении) denn eines Tages –» (так как однажды) Schinz ist nicht an seinem Schreibtisch, (Шинц не за своим письменным столом) sondern im Wald; (а в лесу) er hat keine andere Wahl, (у него нет другого выбора) als zuzuhören, (кроме как слушать) seine große Dogge an der Leine. (с собакой на поводке) Kein Telefon, (ни телефона) das ihr Gespräch unterbricht, (которые прервал бы разговор) keine Mamsell, (ни прислуги) die hereinkommt (которая входит) und dem Doktor einen deutlichen Vorwand bringt, (и приносит доктору важный, «отчетливый» предлог) um aufzustehen, (чтобы встать) nichts von alledem; (ничего подобного) Schinz muss zuhören. (Шинц должен слушать, внимать)

5 Das Literarische, das Hintergründige in dem Gedanken, dass er auf einem anderen Weg in die Stadt zurückkomme, Gedanken, die er in schweigsamen Viertelstunden vornimmt, das alles hat wenig Bestand, sobald der Mann im Lodenmantel, der im Dunkeln immer unsichtbarer wird, seinen Mund aufmacht; er redet wirklich nicht wie ein Geist. Einmal flucht er auf den Staat, obschon er bei diesem angestellt ist; Ärgerliches mit einem Konsortium. Es schneit immer noch. Ein andermal plaudern sie über Zellulose, wobei Schinz einige naturwissenschaftliche Kenntnisse verrät, die den Förster auf falsche Vermutungen bringen, so, dass Schinz sich genötigt fühlt, seinen wirklichen Beruf zu nennen.

«Rechtsanwalt sind Sie?» «Ja.» «Hm.»

«Warum nicht?»

Der Förster erzählt ihm einen Fall: so und so, etwas umständlich erzählt, so dass Schinz hin und wieder versucht, nach Art von Fachleuten einzugreifen, um allzu Bekanntes abzukürzen. Ein Fall wie tausend Fälle. Der Förster lässt sich seine umständliche Darstellung aber nicht nehmen. «Nein», widerspricht er: «der Mann hat nicht gestohlen, das sage ich nicht, der Mann war in schwerer Not, denn eines Tages –»«Und dann hat er gestohlen.» «Nein.» «Aber Sie sagen doch –»«Nein», wiederholt er mit der zähen Beharrlichkeit gewisser einfacher Leute, die keine Nerven haben und etwas langsam denken: «Ich sage,der Mann war in schwerer Not, denn eines Tages –»Schinz ist nicht an seinem Schreibtisch, sondern im Wald; er hat keine andere Wahl, als zuzuhören, seine große Dogge an der Leine. Kein Telefon, das ihr Gespräch unterbricht, keine Mamsell, die hereinkommt und dem Doktor einen deutlichen Vorwand bringt, um aufzustehen, nichts von alledem; Schinz muss zuhören.

6 Von städtischen Lichtern ist noch immer nichts zu sehen. (городских огней все еще не видно) Der Fall ist nicht blöd, (случай не безнадежный, не «тупой») zugegeben, (надо признать) aber keineswegs ungewöhnlich, (но и ни в коем случае необычный) und es ist für Schinz nicht einzusehen, (и Шинцу не понять, «не осознать») warum er alles in solcher Umständlichkeit anzuhören hat. (почему он должен выслушивать все так подробно, «в такоей подробности) Hin und wieder, (время от времени) wenn sie vor einer Gabelung ihres Weges stehen, (когда они стоят перед разветвлением пути) verstummt das Gespräch; (разговор замирает; stumm – немой) Schinz ist sich bewusst, (Шинц осознает) dass er den Förster braucht. (что ему нужен лесничий) Mindestens bis zu den ersten Laternen. (по крайней мере, до первых фонарей) Es bleibt ihm nichts, (у него не остается ничего другого) als die Geschichte weiter anzuhören. (как слушать эту историю дальше) Nicht dass der Mann keinen fachmännischen Einwand duldete! (Не то чтобы мужчина не терпит возражений специалиста!) Schinz kann jederzeit sagen, (может сказать в любой момент) wie er die Sache ansieht; (свою точку зрения, «как он видит дело») der Förster fällt ihm nicht in die Rede, (лесничий не перебивает его, «не падает в его речь») aber auch nicht aus der eigenen heraus. (но и не заканчивает свою, «не выпадает из своей речи») «Verstehe!» (понимаю!) sagt er nicht unhöflich: (говорит он не невежливо) «Aber so war es nicht, (но дело было не так) das können Sie natürlich nicht wissen: (этого Вы, конечно, не можете знать) eines Tages nämlich –» (Дело в том, что однажды…) Einmal sagt Schinz: «Sie entschuldigen!» (Извините!) Er kann nicht mehr anders, (он уже больше не может) muss auf die Seite treten, (должен отойти в сторонку) wo er an einem Stamm etwas verrichtet. (где он возле дерева справляет нужду: «что-то, кое-что справляет») Die Dogge schnuppert, (принюхивается) der Förster wartet, der Schnee fällt lautlos zwischen den Stämmen. (снег бесшумно падает между стволами) «Ich komme nach!» ruft Schinz. (Я Вас догоню!) Stille...(Тишина) Um die Pause zu verlängern, (Чтобы увеличить паузу) bringt er nicht nur seine Kleider in Ordnung, (он не только поправляет одежду) gelassener als sonst, (медленнее, «спокойнее» чем обычно) er nimmt den Hut, (снимает шляпу) um den Schnee abzuschütteln, (чтобы стряхнуть снег) sogar den Mantel, (даже пальто) den er zum selben Zweck auszieht. (которое он снимает с той же целью) Er sucht in sämtlichen Taschen, (он ищет во всех карманах) ob er nicht doch ein Zigarillo findet. Umsonst. (Тщетно) Endlich wieder in Ordnung, (в конце концов, снова в порядке) bewusstermaßen (осознанно) mit einem neuen Gespräch gewappnet, вооружившись», подготовившись к новому разговору) stapft er auf den Weg zurück; (пошел обратно тяжелыми шагами, «топая») der Schnee ist schon tief, die Hosenstöße (брючины внизу) platschnass. (промокли до ниточки; platschen – плескаться) «Da sind Sie ja!» (Вот Вы где!) sagt Schinz erleichtert (облегченно) und aufgeräumt: (и весело) «Als wir Buben waren, (Когда мы были мальчишками) wissen Sie, da haben wir in diesem Wald einmal Räuber gespielt; (мы играли в этом лесу в разбойников) da ist mir doch einmal das Folgende passiert –»(со мной как-то случилось следующее) Der Förster hört zu. (внимательно слушает) «Im Hemd!» (в рубашке) schließt der Erzähler: (заканчивает рассказчик) «Im Hemd stand ich da, (в рубашке стоял я здесь) sage und schreibe, (прямо- таки, буквально: «скажи и напиши») und so musste ich zurück in die Stadt.» (и в таком виде я должен был обратно в город) Sie lachen. (Вы смеетесь) «Dieser Förster», sagt Schinz nach einigen Schritten: (пройдя несколько шагов) vielleicht waren Sie das!» (может быть, это были Вы) «Vielleicht.» – Schweigen. (молчание) «Und dann», (а потом) sagt die Stimme des Försters: (говорит голос лесничего) «dann ging diese Geschichte natürlich weiter; (эта история пошла дальше) wie gesagt, (как сказано) der Mann war in schwerer Not, (мужчина был в очень плохом положении) er hatte keine Wahl, (у него не было выбора) wie Sie selber zugeben, (как Вы сами признаете) eines Tages hat er das Fahrrad gestohlen, (однажды он украл велосипед) und jetzt ging es natürlich los, (и тут, конечно, началось) eines Tages werde ich als Zeuge gerufen –» (однажды меня вызвают в качестве свидетеля)

6 Von städtischen Lichtern ist noch immer nichts zu sehen. Der Fall ist nicht blöd,zugegeben, aber keineswegs ungewöhnlich, und es ist für Schinz nicht einzusehen, warum er alles in solcher Umständlichkeit anzuhören hat. Hin und wieder, wenn sie vor einer Gabelung ihres Weges stehen, verstummt das Gespräch; Schinz ist sich bewusst, dass er den Förster braucht. Mindestens bis zu den ersten Laternen. Es bleibt ihm nichts, als die Geschichte weiter anzuhören. Nicht dass der Mann keinen fachmännischen Einwand duldete! Schinz kann jederzeit sagen, wie er die Sache ansieht; der Förster fällt ihm nicht in die Rede, перебивает его, aber auch nicht aus der eigenen heraus.

«Verstehe!» sagt er nicht unhöflich: «Aber so war es nicht, das können Sie natürlich nicht wissen: eines Tages nämlich –»Einmal sagt Schinz:

«Sie entschuldigen!»

Er kann nicht mehr anders, muss auf die Seite treten, wo er an einem Stamm etwas verrichtet. Die Dogge schnuppert, der Förster wartet, der Schnee fällt lautlos zwischen den Stämmen.

«Ich komme nach!» ruft Schinz.

Stille... Um die Pause zu verlängern, bringt er nicht nur seine Kleider in Ordnung, gelassener als sonst, er nimmt den Hut, um den Schnee abzuschütteln, sogar den Mantel, den er zum selben Zweck auszieht. Er sucht in sämtlichen Taschen, ob er nicht doch ein Zigarillo findet. Umsonst. Endlich wieder in Ordnung, bewusstermaßen mit einem neuen Gespräch gewappnet, stapft er auf den Weg zurück; der Schnee ist schon tief, die Hosenstöße platschnass. «Da sind Sie ja!» sagt Schinz erleichtert und aufgeräumt: «Als wir Buben waren, wissen Sie, da haben wir in diesem Wald einmal Räuber gespielt; da ist mir doch einmal das Folgende passiert –»

Der Förster hört zu. «Im Hemd!» schließt der Erzähler: «Im Hemd stand ich da, sage und schreibe, und so musste ich zurück in die Stadt.» Sie lachen.

«Dieser Förster», sagt Schinz nach einigen Schritten: vielleicht waren Sie das!»

«Vielleicht.» – Schweigen.

«Und dann», sagt die Stimme des Försters: «dann ging diese Geschichte natürlich weiter; wie gesagt, der Mann war in schwerer Not, er hatte keine Wahl, wie Sie selber zugeben, eines Tages hat er das Fahrrad gestohlen, und jetzt ging es natürlich los, eines Tages werde ich als Zeuge gerufen –»

7 Das ist von Schinz der letzte Versuch (последняя попытка) gewesen, dieser Geschichte mit dem Fahrrad auszuweichen. (уклониться от этой истории с велосипедом) Eine kleine, aber umständliche, eine alltägliche, (обычная, «повседневная») eine verzwackte, (запутанная) aber wirkliche (но действительная, подлинная) Geschichte... Es ist, als sie endlich zu den ersten Laternen kommen, beinahe Mitternacht. (почти полночь) In der Stadt (в городе) ist der Schnee nicht geblieben, (не осталось снега) lauter Nässe, (сплошные лужи: «сплошная влажность») die Flocken sinken (хлопья снега опускаются, падают) aus den städtischen Bogenlampen, (из дуговых ламп) eine Limousine fährt durch spritzende Tümpel, (через брызги, «брызгающие лужи») kein Mensch, (ни души) zum Glück (к счастью) gibt es noch eine Straßenbahn, (есть еще один трамвай) eine letzte, (последний) so dass Schinz, was der Förster hoffentlich (возможно) begreift, (понимает) sich nicht lange verabschieden kann. (долго не может прощаться) Hinein mit dem Hund! (туда-внутрь = в трамвай с собакой) Drinnen (внутри) grüßt Schinz mit dem triefenden Hut, (со шляпой, с которой капает) ohne den Förster im Dunkeln zu sehen –.(не видя лесничего в темноте) «So ein Wetter!» (ну и погодка) sagt er.

Der Schaffner (кондуктор) gibt keine Antwort, (не отвечает: «не дает ответа») nur zwei Karten, eine für Schinz und eine für den Riesenhund, (для огромной собаки) der auf der Plattform steht, (которая стоит на платформе) dieweil (в то время как /уст. слово/) Schinz sich gerne gesetzt hat (Шинц охотно уселся)... Im Licht ist alles wie nie gewesen!... (при свете всего этого как не бывало!) Natürlich (конечно) hat Schinz keine Schlüssel, (у Шинца нет ключей) wenn er mit dem Hund einen Morgenbummel macht. (когда он прогуливается с собакой утром, «делает утреннюю прогулку») Aber Bimba, versteht sich, (разумеется) hat ohnehin (и без этого) nicht geschlafen; (не спала) sie ist außer sich. (вне себя) «Nicht einmal ein Anruf!» (даже не позвонил!) sagt sie. Sein einziger Wunsch: (его единственное желание) ins Badzimmer, (в ванную) bevor sie fragt, (прежде чем она спросит) wo er gewesen sei. (где его носит, «где он был») Sie wird es nicht glauben. (она не поверит в это.) Er gähnt; (он зевает) etwas mehr als unwillkürlich; (специально: «немного больше чем непроизвольно»; die Willkür – произвол) um nicht sprechen zu müssen. (чтобы не разговаривать) «Wo bist du denn gewesen?» (ну, где же ты был?) Keine Antwort; (нет ответа) er zieht die Schuhe aus, (снимает ботинки) im Grunde zufrieden, (по сути, довольный) dass er wieder zu Hause ist, (что он снова дома) ärgerlich nur, (только сердит) um jetzt nicht gefragt zu werden. (что его сейчас будут спрашивать, «чтобы его сейчас не спрашивали») Umsonst! (напрасно!) Bimba kennt ihn, (знает его) weiß, (знает) dass er keine Auskunft geben will; (что он не будет давать разъяснений) kein Gespräch, (никакого разговора) sondern ein heißes Bad. (только горячая ванная) Bimba lässt es einlaufen, (Бимба включает воду, «наполняет ванную») ihrerseits ärgerlich, («со своей стороны» сердита) immerhin (все же) holt sie ein frisches Frottiertuch, (приносит свежее махровое полотенце; frottieren – растирать /полотенцем/) legt es wortlos hin, (оставляет его, не говоря ни слова) ärgerlich (сердита) über solchen Männerkniff: (из-за такого мужского трюка) Ich habe Ärger, (у меня неприятности) lass mich in Ruhe! (оставь меня в покое!) Auch der Hund, der im Office frisst, (которая ест в кабинете) trieft vor Nässe. (промокла насквозь: «сочится от влаги») Die Kinder schlafen bereits, (уже спят) ebenso das Dienstmädchen. (как и горничная) «Wieso willst du nichts essen?» (ты не хочешь есть? «как это ты не хочешь есть?») sagt Bimba: «Ich mache einen Tee, (я заварю чай) Eier, (сварю яйца) kaltes Fleisch ist auch noch da –.» (еще есть холодное мясо) «Danke.»

7 Das ist von Schinz der letzte Versuch gewesen, dieser Geschichte mit dem Fahrrad auszuweichen. Eine kleine, aber umständliche, eine alltägliche, eine verzwackte, aber wirkliche Geschichte... Es ist, als sie endlich zu den ersten Laternen kommen, beinahe Mitternacht. In der Stadt ist der Schnee nicht geblieben, lauter Nässe, die Flocken sinken aus den städtischen Bogenlampen, eine Limousine fährt durch spritzende Tümpel, kein Mensch, zum Glück gibt es noch eine Straßenbahn, eine letzte, so dass Schinz, was der Förster hoffentlich begreift, sich nicht lange verabschieden kann. Hinein mit dem Hund! Drinnen grüßt Schinz mit dem triefenden Hut, ohne den Förster im Dunkeln zu sehen –.

«So ein Wetter!» sagt er.

Der Schaffner gibt keine Antwort, nur zwei Karten, eine für Schinz und eine für den Riesenhund, der auf der Plattform steht, dieweil Schinz sich gerne gesetzt hat... Im Licht ist alles wie nie gewesen!...

Natürlich hat Schinz keine Schlüssel, wenn er mit dem Hund einen Morgenbummel macht.

Aber Bimba, versteht sich, hat ohnehin nicht geschlafen; sie ist außer sich.

«Nicht einmal ein Anruf!» sagt sie.

Sein einziger Wunsch: ins Badzimmer, bevor sie fragt, wo er gewesen sei. Sie wird es nicht glauben. Er gähnt; etwas mehr als unwillkürlich; um nicht sprechen zu müssen.

«Wo bist du denn gewesen?»

Keine Antwort; er zieht die Schuhe aus, im Grunde zufrieden, dass er wieder zu Hause ist, ärgerlich nur, um jetzt nicht gefragt zu werden. Umsonst! Bimba kennt ihn, weiß, dass er keine Auskunft geben will; kein Gespräch, sondern ein heißes Bad. Bimba lässt es einlaufen, ihrerseits ärgerlich, immerhin holt sie ein frisches Frottiertuch, legt es wortlos hin, ärgerlich über solchen Männerkniff: Ich habe Ärger, lass mich in Ruhe! Auch der Hund, der im Office frisst, trieft vor Nässe. Die Kinder schlafen bereits, ebenso das Dienstmädchen. «Wieso willst du nichts essen?» sagt Bimba: «Ich mache einen Tee, Eier, kaltes Fleisch ist auch noch da –.»

«Danke.»

8 Bimba sieht ihn an. (смотрит на него) «Gottlieb, was ist mit dir?» (что с тобой?) «Nichts», (ничего) sagt er: «Müde –.» (устал) Das Bad ist voll. (ванная уже полная) «Danke», sagt er – Einmal gibt sie ihm einen Kuss, (она его целует) um zu wissen, (чтобы узнать) ob er getrunken hat. (не выпил ли он) Keine Spur. (ничего подобного: «ни следа») Schinz gibt den Kuss zurück, (отвечает на поцелуй) um endlich baden zu dürfen. (чтобы, наконец, пойти принять ванну) «Du hast ja Fieber(тебя знобит?) «Unsinn», (ерунда) sagt er. «Bestimmt hast du Fieber!» (У тебя точно температура!) «Komm», (иди) sagt er: «Lass mich –.» (оставь меня) «Warum kannst du nicht sagen, wo du den ganzen Tag gewesen bist? (где ты был целый день) Verstehe ich nicht. (не понимаю) Nicht einmal ein Anruf! (даже не позвонил) Ich sitze den ganzen Tag, (сижу целый день) rege mich auf wie eine Irrsinnige (волнуюсь, как сумашедшая) – und du kommst um Mitternacht, (в полночь) wo wir seit dem Mittagessen warten, (в то время как мы ждем с обеда) und sagst nicht einmal, (и даже не говоришь) wo du gewesen bist.» (где ты был) «Im Wald!» (в лесу!) schreit er. (кричит он) Türe zu! (хлопнул дверью)... Hoffentlich (возможно) sind die Kinder nicht erwacht, (не проснулись) es ist sehr unbeherrscht (невыдержанно) gewesen, sehr unschinzisch. (очень не «по-шинцки», не в его манере) Dreiviertel Stunden (три четверти часа) dauert das Bad. Als Schinz herauskommt, (когда Шинц выходит) rosig (розовый) und wie neugeboren, (как заново родившись) sitzt Bimba mit verheulten Augen. (с зареванными глазами; heulen – реветь) « Was ist denn los?» (что же случилось?) «Rühr mich nicht an!» (не дотрагивайся до меня) sagt sie. Bald zwei Uhr, (скоро два часа) es wäre wunderbar, (было бы замечательно) jetzt schlafen zu können, (пойти сейчас спать) wenn Bimba nicht weinen würde. (если бы Бимба не плакала) Eine Frau von vierundvierzig Jahren, (женщина сорока четырех лет) Mutter von vier gesunden Kindern, (мать четверых здоровых детей) deren ältestes (старший из которых) demnächst (скоро) heiraten wird, (женится) schluchzt (всхлипывает) mit zitternden Schultern! (с дрожащими плечами) nur weil der Gatte sich erlaubt hat, (только потому, что супруг позволил себе) einen Sonntag lang sich im Wald zu verirren. (на протяжении всего воскресенья заблудиться в лесу) «Bimba», sagt er – und streicht ihr immer noch schönes Haar: (гладит ее все еще красивые волосы) «Morgen ist Montag!» (завтра понедельник) «Bitte, geh schlafen.» (пожалуйста, иди спать) «Ich bin wirklich im Wald gewesen –» (я правда был в лесу) «Wenn das wieder losgeht!» (ну вот, опять начинается) weint sie. (говорит она сквозь слезы) «Was?» «Warum lügst du?» (почему ты врешь?) sagt sie plötzlich (вдруг) ohne Tränen: (без слез) «Wenn es ein Frauenzimmer ist, (а если это какая-то баба) warum sagst du es nicht?» (почему ты мне не говоришь?) Pause. «Es ist kein Frauenzimmer.» (это не баба) Pause.»Und wenn!» (а если!) schreit er plötzlich: (заорал он вдруг) «Ich habe gelogen, (я врал) ja, (да) ich habe gelogen! (я врал) Ein Leben lang habe ich gelogen – – –» (всю свою жизнь я врал) Bimba versteht kein Wort, (не понимает ни слова) eine Viertelstunde (четверь часа) geht er hin und her, (он ходит туда-сюда) Heinrich Gottlieb Schinz, der nicht getrunken hat, (который не пил (сегодня)) das weiß sie; hin und her, schreiend, um so lauter schreiend, (крича тем громче) je mehr sie ihn dämpfen will, (чем больше она хочет его успокоить, «погасить»; der Dampf – пар) Dinge redend, (говоря вещи) die keinen Sinn haben, (которые не имеют смысла) die alles auf den Kopf stellen, (которые переворачивают все с ног на голову) aber wirklich alles, (ну просто действительно все) kein Glaube bleibt an seinem gewohnten Ort, (никакая вера не остается на своем привычном месте) kein Wort, (ни слова) das gestern noch gegolten, (которое еще вчера имело силу; gelten – быть действительным, иметь силу) ein Leben lang gegolten hat (на протяжении всей жизни имело силу) – Vielleicht hat er wirklich Fieber (возможно, у него действительно горячка)... Anders kann Bimba es nicht erklären, (по-другому Бимба не может этого объяснить) sein wirres Geschrei, (его запутанные вопли = беспорядочные выкрики) Bimba sagt fast nichts; (почти ничего не говорит) nur einmal: (только) «Gottlieb, ich bin nicht taub.» (Готтлиб, я не глухая) Bimba hat ihn noch nie so erlebt. (Бимба никогда еще не видела: «не переживала» его в таком состоянии)

8 Bimba sieht ihn an.

«Gottlieb, was ist mit dir?»

«Nichts», sagt er: «Müde –.»

Das Bad ist voll.

«Danke», sagt er –

Einmal gibt sie ihm einen Kuss, um zu wissen, ob er getrunken hat. Keine Spur. Schinz gibt den Kuß zurück, um endlich baden zu dürfen.

«Du hast ja Fieber?»

«Unsinn», sagt er.

«Bestimmt hast du Fieber!»

«Komm», sagt er: «Lass mich –.»

«Warum kannst du nicht sagen, wo du den ganzen Tag gewesen bist? Verstehe ich nicht.

Nicht einmal ein Anruf! Ich sitze den ganzen Tag, rege mich auf wie eine Irrsinnige – und du kommst um Mitternacht, wo wir seit dem Mittagessen warten, und sagst nicht einmal, wo du gewesen bist.»

«Im Wald!» schreit er.

Türe zu!... Hoffentlich sind die Kinder nicht erwacht, es ist sehr unbeherrscht gewesen, sehr unschinzisch. Dreiviertel Stunden dauert das Bad. Als Schinz herauskommt, rosig und wie neugeboren, sitzt Bimba mit verheulten Augen.

« Was ist denn los?»

«Rühr mich nicht an!» sagt sie.

Bald zwei Uhr, es wäre wunderbar, jetzt schlafen zu können, wenn Bimba nicht weinen würde. Eine Frau von vierundvierzig Jahren, Mutter von vier gesunden Kindern, deren ältestes demnächst heiraten wird, schluchzt mit zitternden Schultern! nur weil der Gatte sich erlaubt hat, einen Sonntag lang sich im Wald zu verirren.

«Bimba», sagt er – und streicht ihr immer noch schönes Haar: «Morgen ist Montag!»

«Bitte, geh schlafen.»

«Ich bin wirklich im Wald gewesen –»

«Wenn das wieder losgeht!» weint sie.

«Was?»

«Warum lügst du?» sagt sie plötzlich ohne Tränen: «Wenn es ein Frauenzimmer ist, warum sagst du es nicht?»

Pause.

«Es ist kein Frauenzimmer.»

Pause.

«Und wenn!» schreit er plötzlich: «Ich habe gelogen, ja, ich habe gelogen! Ein Leben lang habe ich gelogen – – –»

Bimba versteht kein Wort, eine Viertelstunde geht er hin und her, Heinrich Gottlieb Schinz, der nicht getrunken hat, das weiß sie; hin und her, schreiend, um so lauter schreiend, je mehr sie ihn dämpfen will, Dinge redend, die keinen Sinn haben, die alles auf den Kopf stellen, aber wirklich alles, kein Glaube bleibt an seinem gewohnten Ort, kein Wort, das gestern noch gegolten, ein Leben lang gegolten hat – Vielleicht hat er wirklich Fieber... Anders kann Bimba es nicht erklären, sein wirres Geschrei, Bimba sagt fast nichts; nur einmal: «Gottlieb, ich bin nicht taub.»

Bimba hat ihn noch nie so erlebt.

9 Am andern Morgen, wie gesagt, es ist Montag, Arbeitstag, (рабочий день) die Kinder müssen ins Gymnasium, frühstücken im Stehen, (завтак стоя) die Mappe unter dem Arm, (портфель под мышкой) obschon Schinz diese Schlamperei nicht haben will (хотя Шинцу не нравится эта расхлябанность) – am andern Morgen, als Schinz und seine Bimba zusammen frühstücken, scheint alles wieder in Ordnung; (кажется, все снова в порядке) kein Wort über die nächtliche Szene; (ни слова о ночной сцене) Bimba im Morgenrock, (Бимба в пеньюаре) der ihr besonders schmeichelt, (который ей очень льстит) röstet die Brote (поджаривает хлеб) wie immer am Montag, wenn das frische Brot noch nicht da ist; (когда еще нет свежего хлеба) Schinz überfliegt (пробегает взглядом) die Morgenzeitung, (утреннюю газету) indem er es ganz seinen Händen überlässt, в то время, как он полностью передает своим рукам», только руками, не глядя) das Ei zu köpfen, (чистить яйцо) kurzum, (короче) die Gewöhnung: (привычка) alle Worte stehen wieder an ihrem Ort (все слова снова на своем месте)... Von Fieber kann nicht die Rede sein, (о горячке не может быть и речи) Schinz hat sich gemessen. (померил температуру) «Got sei Dank», (слава богу) sagt Bimba: «du hättest dich zu Tode erkälten können.» (ты мог бы простудиться до смерти) Sie glaubt jetzt an den Wald. (теперь она верит в историю про лес) «Jedenfalls (во всяком случае) werden wir dich am Nachmittag wieder messen!» (после обеда мы снова померим тебе температуру) meint sie: «Die Anita hat eine wirkliche Erkältung erwischt(Анита по-настоящему простудилась) (Anita heißt die Dogge.) Der Montag vergeht wie gewöhnlich, (проходит как обычно) die laufenden Geschäfte (текущие дела) bringen nichts Besonderes, (не приносят ничего необычного) Schinz fühlt sich durchaus in Ordnung, (чувствует себя полностью в порядке) so dass sie die Karten für den «Rosenkavalier» nicht zurückgeben. (так что они не сдают билеты на «Кавалера роз» /опера Рихарда Штрауса/) Nach dem Theater, alles wie gewohnt, (все как обычно) trinken sie ein Glas Wein; Bimba im schwarzen Pelz. (на Бимбе черный мех) Sie ist besonders zärtlich zu ihm, (она особо нежна к нему) unwillkürlich, (непроизвольно) etwa wie zu einem Kranken. (примерно как с больным) Schinz merkt es mehr als sie: (замечает это больше, чем она) etwas Behütendes, (что-то оберегающее) etwas auch von einer Mutter, (что-то материнское) welche die Leute nicht will merken lassen, (которая не хочет дать людям заметить) dass ihr Kind ein fallendes Weh hat (что у ее ребенка падучая болезнь). Da er sich tadellos fühlt (поскольку он чувствует себя безупречно), kränkt es ihn nicht; (его это не обижает) immerhin (все же) bemerkt er es, hofft, sie werde diese etwas rührende Art (немного трогательную манеру) bald wieder verlieren. Nicht Bimbas eigentliche Art! (это не ее подлинная, настоящая манера) Doch sagen will er nichts. (но говорить он ничего не хочет) Mein Liebes, müsste er etwa sagen, (дорогая моя, должен он был бы сказать) ich bin nicht verrückt! (я не сумасшедший) Draußen auf der Straße снаружи», на улице) kauft Schinz eine Zeitung, alles wie gewohnt; als er zum Wagen zurückkommt, (когда он возвращается к машине) sitzt Bimba bereits am Steuer. (Бимба за рулем) Sie möchte wieder einmal fahren! (она снова хочет проехаться) Schinz schweigt. «Sonst verlerne ich es», (иначе я разучусь) sagt sie. Auf der Heimfahrt (по дороге домой) redet Schinz kein einziges Wort, (не произносит ни единого слова) das ist selten bei ihm, (такое с ним случается редко) aber auch schon dagewesen. (но уже бывало) Immerhin (все-таки) sagt Bimba: «Was ist mit dir, Gottlieb?» «Was soll denn sein.» (что со мной может быть) «Bist so still!» (ты такой тихий) «Nichts», sagt er: «Müde –.»«Die Steinhofer war doch herrlich!» (Штайнхофер была все же великолепна) «Sehr.» (очень) «Sie ist reifer geworden», (она стала более зрелой) sagt Bimba: «Oder findest du nicht?» (или ты не находишь?) Keine Antwort. «Ich fand sie herrlich.» (я нашел ее = мне она показалась великолепной) Wenn das so weitergeht, (если так будет продолжаться) denkt Schinz, wird es eine Hölle. (это станет адом) Wenn was weitergeht? (если это будет продолжаться?) Das weiß er nicht. (этого он не знает) Aber eine Hölle, (но ад) das ist sicher... (это точно) Er schließt die Garage, (он закрывает гараж) während Bimba, (в то время как Бимба) obschon es regnet, (хотя идет дождь) auf der Treppe wartet. (ждет на лестнице) «Geh doch schon!» (Ну, иди же) ruft er. Sie wartet. (Она ждет) Er, plötzlich am Rande seiner Beherrschung, (на грани своего самообладания) reißt nochmals die Garage auf, (снова распахивает гараж) macht Licht, (включает свет) öffnet den Wagen. (открывает машину) « Was ist denn los?» (Что случилось?) ruft Bimba. Schinz hat die Zeitung vergessen. (Шинц забыл газету) «Geh schon!» (Иди же) ruft er – Aber Bimba wartet, (но Бимба ждет) sie ist sogar einige Stufen heruntergekommen, (она даже спустилась на несколько ступенек) als habe sie Angst, (как будто она боится) Schinz könnte den Wagen nehmen und nochmals wegfahren. (что Шинц может взять машину и снова уехать) In den Wald, (в лес) zu der Geliebten in den Wald! (к любовнице, в лес) denkt er, lässt sich außerordentlich Zeit, (совсем не спешит: «дает, позволяет себе необыкновенно /много/ времени») bis er die Garage wieder geschlossen hat. (пока он снова не закрывает гараж) Sie wartet wie eine Krankenwärterin! (как сиделка в больнице!) denkt er... Das ist der Montag gewesen. (Это был понедельник)

9 Am andern Morgen, wie gesagt, es ist Montag, Arbeitstag, die Kinder müssen ins Gymnasium, frühstücken im Stehen, die Mappe unter dem Arm, obschon Schinz diese Schlamperei nicht haben will – am andern Morgen, als Schinz und seine Bimba zusammen frühstücken, scheint alles wieder in Ordnung; kein Wort über die nächtliche Szene; Bimba im Morgenrock, der ihr besonders schmeichelt, röstet die Brote wie immer am Montag, wenn das frische Brot noch nicht da ist; Schinz überfliegt die Morgenzeitung, indem er es ganz seinen Händen überlässt, das Ei zu köpfen, kurzum, die Gewöhnung: – alle Worte stehen wieder an ihrem Ort... Von Fieber kann nicht die Rede sein, Schinz hat sich gemessen.

«Got sei Dank», sagt Bimba: «du hättest dich zu Tode erkälten können.» Sie glaubt jetzt an den Wald.

«Jedenfalls werden wir dich am Nachmittag wieder messen!» meint sie: «Die Anita hat eine wirkliche Erkältung erwischt.» (Anita heißt die Dogge.)

Der Montag vergeht wie gewöhnlich, die laufenden Geschäfte bringen nichts Besonderes, Schinz fühlt sich durchaus in Ordnung, so dass sie die Karten für den «Rosenkavalier» nicht zurückgeben. Nach dem Theater, alles wie gewohnt, trinken sie ein Glas Wein; Bimba im schwarzen Pelz. Sie ist besonders zärtlich zu ihm, unwillkürlich, etwa wie zu einem Kranken. Schinz merkt es mehr als sie: etwas Behütendes, etwas auch von einer Mutter, welche die Leute nicht will merken lassen, dass ihr Kind ein fallendes Weh hat. Da er sich tadellos fühlt, kränkt es ihn nicht; immerhin bemerkt er es, hofft, sie werde diese etwas rührende Art bald wieder verlieren. Nicht Bimbas eigentliche Art! Doch sagen will er nichts. Mein Liebes, müsste er etwa sagen, ich bin nicht verrückt! Draußen auf der Straße kauft Schinz eine Zeitung, alles wie gewohnt; als er zum Wagen zurückkommt, sitzt Bimba bereits am Steuer. Sie möchte wieder einmal fahren! Schinz schweigt. «Sonst verlerne ich es», sagt sie.

Auf der Heimfahrt redet Schinz kein einziges Wort, das ist selten bei ihm, aber auch schon dagewesen. Immerhin sagt Bimba:

«Was ist mit dir, Gottlieb?»

«Was soll denn sein.»

«Bist so still!»

«Nichts», sagt er: «Müde –.»

«Die Steinhofer war doch herrlich!»

«Sehr.»

«Sie ist reifer geworden», sagt Bimba: «Oder findest du nicht?»

Keine Antwort.

«Ich fand sie herrlich.»

Wenn das so weitergeht, denkt Schinz, wird es eine Hölle. Wenn was weitergeht? Das weiß er nicht. Aber eine Hölle, das ist sicher... Er schließt die Garage, während Bimba, obschon es regnet, auf der Treppe wartet.

«Geh doch schon!» ruft er. Sie wartet. Er, plötzlich am Rande seiner Beherrschung, reißt nochmals die Garage auf, macht Licht, öffnet den Wagen.

« Was ist denn los?» ruft Bimba.

Schinz hat die Zeitung vergessen. «Geh schon!» ruft er –

Aber Bimba wartet, sie ist sogar einige Stufen heruntergekommen, als habe sie Angst, Schinz könnte den Wagen nehmen und nochmals wegfahren. In den Wald, zu der Geliebten in den Wald! denkt er, lässt sich außerordentlich Zeit, bis er die Garage wieder geschlossen hat. Sie wartet wie eine Krankenwärterin! denkt er...

Das ist der Montag gewesen.

10 Ebenso (точно так же) der Dienstag, der Mittwoch, der Donnerstag... am Donnerstag hat Schinz einen neuen Fall, (новое дело) einen ziemlich gewöhnlichen: (довольно обычное) Anklage auf Diebstahl. (обвинение в краже) Nicht Diebstahl eines Fahrrades! (не кража велосипеда) Auch Schinz hat sogleich daran gedacht, (сразу об этом подумал) etwas literarisch wie er nun einmal ist (будучи все же довольно «литературным» = имея все же склонность все воспринимать несколько литературно); überrascht hätte es ihn nicht, (это бы его не удивило) wenn es die Geschichte gewesen wäre, (если бы это была история) die der Förster so umständlich erzählt hat. (которую лесничий рассказал так подробно) Aber so ist das Leben ja nicht (но жизнь все же: «ведь» не такова), so witzig, (/не/ столь остроумна; der Witz – шутка, остроумие) so vorlaut. (дерзка, нескромна) Gestohlen wurde (был украден) nicht ein Fahrrad, sondern ein Wagen, ein Citroen. Schinz hört sich die Geschichte an, (внимательно слушает историю) eine umständliche, aber alltägliche, eine verzwackte, (запутанная, сложная) aber wirkliche Geschichte. (но действительная история) Er ist bereit, (готов) die Sache zu führen, (вести это дело) wie er es von jeher (с давних пор) getan hat, nämlich gewissenhaft; (а именно, на совесть) er tut nichts anderes als sonst; (он не делает по-другому) er sucht das Recht; (он ищет право) er stellt die Sache hin, (представляет дело) wie er sie sieht (так как его видит) und der Skandal ist da! (и вот, пожалуйста, скандал) (Sein erster Skandal.) Heinrich Gottlieb Schinz, Rechtsanwalt, Sohn eines namhaften Rechtsanwaltes, ein bekannter und überall geschätzter (везде уважаемый) Mann in einer mittelgroßen Stadt, (в небольшом: «среднего размера» городе) Vater von vier gesunden Kindern, die das Gymnasium besuchen oder bereits überstanden haben, (уже (успешно) окончили) Heinrich Gottlieb Schinz steht im Gericht, (стоит в суде) dem er drei Jahrzehnte lang alle Ehre gemacht hat, (которому он служил все три десятилетия) und sagt: «Nein! Der Mann hat nicht gestohlen, (не крал) nicht mehr gestohlen als der Herr, (украл не больше чем) dem dieser Wagen gehört, (которому принадлежил эта машина) der Mann war in schwerer Not, denn eines Tages –»

10 Ebenso der Dienstag, der Mittwoch, der Donnerstag... am Donnerstag hat Schinz einen neuen Fall, einen ziemlich gewöhnlichen: Anklage auf Diebstahl. Nicht Diebstahl eines Fahrrades! Auch Schinz hat sogleich daran gedacht, etwas literarisch wie er nun einmal ist; überrascht hätte es ihn nicht, wenn es die Geschichte gewesen wäre, die der Förster so umständlich erzählt hat. Aber so ist das Leben ja nicht, so witzig, so vorlaut. Gestohlen wurde nicht ein Fahrrad, sondern ein Wagen, ein Citroen. Schinz hört sich die Geschichte an, eine umständliche, aber alltägliche, eine verzwackte, aber wirkliche Geschichte. Er ist bereit, die Sache zu führen, wie er es von jeher getan hat, nämlich gewissenhaft; er tut nichts anderes als sonst; er sucht das Recht; er stellt die Sache hin, wie er sie sieht – und der Skandal ist da! (Sein erster Skandal.)

Heinrich Gottlieb Schinz, Rechtsanwalt, Sohn eines namhaften Rechtsanwaltes, ein bekannter und überall geschätzter Mann in einer mittelgroßen Stadt, Vater von vier gesunden Kindern, die das Gymnasium besuchen oder bereits überstanden haben, Heinrich Gottlieb Schinz steht im Gericht, dem er drei Jahrzehnte lang alle Ehre gemacht hat, und sagt:

«Nein! Der Mann hat nicht gestohlen, nicht mehr gestohlen als der Herr, dem dieser Wagen gehört, der Mann war in schwerer Not, denn eines Tages –»

11 «Nein! der Mann hat nicht gestohlen –.» Es ist später ein geflügeltes Wort geworden, (позже стало крылатым выражением) das einzige, (единственное) das Schinz auf dieser Erde hinterlassen hat (что Шинц оставил после себя на земле). Andere Witze, die man zur Zeit dieses ersten kleinen Skandales hören kann, sind nicht überpersönlich (общие, «надиндивидуальные») genug, um die Zeit zu überdauern; (чтобы остаться в вечности, «чтобы пережить время») einer davon geht so: (одна из них) « Wissen Sie das Neueste?» (Вы знаете последнюю новость?) «Was denn?» (что же?)

«Schinz ist nicht mehr Rechtsanwalt.» (Шинц больше не адвокат: Rechtsanwalt: recht – правый: здесь и далее игра слов) «Sondern?» (А?, А кто же?) «Linksanwalt.» (Linksanwalt – левый)

Darüber hat mehr als einer gelacht, (над этим смеялось много людей, «больше, чем один») sogar Schinz (даже Шинц) – nur Bimba nicht, (только не Бимба) die das Ganze durch einen Anruf (по телефону, «через телефонный звонок») erfahren hat; etwa in dem Ton: (приблизительно в таком тоне) Was ist los (что случилось) mit Ihrem verehrten Herrn Gemahl? (с Вашим уважаемым супругом) Nicht umsonst (не напрасно) ist Bimba auf alles gefasst gewesen. (была готова ко всему) Seit dem nächtlichen Ausbruch (со времени ночного срыва) an jenem Sonntag. (в то воскресенье) Die Nachricht empfindet sie fast wie eine Entspannung. (как облегчение) Wenn es nur das ist! (если только это) Peinlich genug, (довольно неловко, неудобно) da es natürlich in der Zeitung steht. (что об этом пишут в газетах) Schinz liest es beim Frühstück, nicht gleichgültig, (не равнодушно) aber auch nicht erregt. (но и не волнуется особо) Das stimmt nicht», (это неправда, «не соответствует действительности») sagt er nur. Ein sehr gemeiner Bericht. (очень низкая, «подлая» статья) «Ich werde ihnen sofort schreiben», (я сейчас же напишу им) sagt er, indem er seine Hauszeitung hinlegt (откладывая газету) und sich Kaffee eingießt: (и наливая себе кофе) «das müssen sie richtigstellen.» (они должны это исправить) Nach zwei Tagen (через два дня) kommt seine Einsendung zurück, (его письмо возвращается) was ihn ordentlich betrifft. (что его основательно задевает) Wieder beim Frühstück. (снова за завтраком) Bimba ist noch im Badezimmer, als er die Post bekommt. Er steckt das Kuvert (конверт) in die Tasche seines Morgenrockes, (халата) bevor Bimba kommt. (прежде чем появляется Бимба) «Weißt du», sagt Bimba: «du solltest doch zu einem Arzt gehen –.» (тебе еще нужно сходить к врачу) Doch! sagt sie; weil sie im stillen (про себя) schon seit Wochen (уже несколько недель) daran gedacht hat: Nervenarzt. (невропатолог) O ja! Um nicht zu sagen: (чтобы не сказать) Irrenarzt... (психиатр) Er löffelt sein Ei; (черпает ложкой яйцо; der Löffel – ложка) eine halbe Stunde später erbricht er es wieder, (через полчаса его вырвало) tut aber alles, (делает все) dass Bimba es nicht merkt. (чтобы Бимба не заметила) «Wo gehst du hin?» (ты куда?) Keine Antwort. (ответа нет) An diesem Morgen geht Schinz zu seinem Freund, der allerdings nicht vom Fach ist, (с которым они не являются коллегами: «который не этой же специальности») aber ein wirklicher Freund, (настоящий друг) eigentlich der einzige, (собственно единственный) wenn auch die Freundschaft (дружба) etwas einseitig ist; (немного односторонняя) für Schinz bedeutet (для Шинца она означает) sie mehr als für den andern. (больше, чем для другого (его друга)) Er ist Musiker. (музыкант) Ein lieber Mensch, (милый человек) der etwas gerne Recht gibt. (который любит соглашаться) Schinz weiß: Es heißt nicht viel, (это не много означает, «это означает немного») wenn Alexis dir Recht gibt! (когда Алексис с тобой соглашается) Es heißt, dass er eine Sympathie zu dir hat. (что он тебе симпатизирует) Aber darum geht es jetzt nicht. (но сейчас дело не в этом) Alexis ist Emigrant, das ist wichtig; ein Fremdling. (чужак) Als Zeuge (свидетель) ohne volles Gewicht; (показания которого не имеют большого значения, «без полной весомости») er hat sich halt daran gewöhnt. (он уже к этому привык) Alexis ist froh, wenn er geduldet ist; er liebt es nicht, (не любит) sich einzumischen. (вмешиваться) Aber ein feiner Mensch, (но он тонкий человек) einer von den wenigen. (один из немногих) Für Schinz würde es sich nur darum handeln, (для Шинца имело бы значение только то) dass Alexis die beiden Texte liest, (чтобы Алексис прочитал оба текста) den Bericht in der Zeitung (статью в газете) und seine eigene Einsendung. (и свое собственное письмо) Um dann zu sagen, (чтобы потом сказать) ob er die Einsendung richtig findet (находит правильной) oder verfehlt, (или ошибочной; etwas verfehlen – промахнуться с чем-либо) anmaßend, (дерзко) übertrieben. (преувеличено) Nur keine Übertreibung! (только не преувеличивать) «Ich brauche deinen Rat.» (мне нужен твой совет) Alexis liegt noch im Bett. (Алексис еще в постели) «Ich habe einen kleinen Skandal –.» (У меня небольшой скандал) «Ich weiß.»

«Nun ist folgendes –» (дело вот в чем, в следующем) Telefon, Alexis nimmt es ab. (Алексис снимает трубку) Schinz wartet, erhebt sich etwas unrastig, (поднимается несколько беспокойно; die Rast – отдых, привал; rasten – отдыхать, бездействовать) tritt ans Fenster, (подходит к окну) um eine Zigarette zu rauchen... (чтобы выкурить сигарету) Bimba will wissen, ob ihr Mann vielleicht bei Alexis ist (хочет узнать, не у Алексиса ли ее муж) – Eine Minute später, (спустя минуту) ohne seine Sache vorzubringen, (так и не рассказав о своем деле) ist Schinz wieder gegangen, (Шинц снова ушел) unhaltbar wie ein launischer Junge; (нетерпеливо, словно капризный мальчик) ein Mann von sechsundfünfzig Jahren, Doktor Schinz, Rechtsanwalt, Vorstand des Kunstvereins. (председатель Союза искусств) Alexis ruft Bimba an: (Алексис звонит Бимбе) «Was habt ihr denn?» (Что у вас тут?) fragt er. Bimba weint... So geht das weiter, (и так дальше) alles etwas komisch, (все немного странно) etwas kleinlich, (немного мелко) etwas übertrieben. (немного преувеличенно) Schinz ist auf die Zeitung gegangen; (Шинц пошел в (издательство) газеты) man kennt sich gesellschaftlich, (они знают друг друга, втречались в гостях: «знакомы общественно») und die Leute müssen ihn empfangen, (люди должны, вынуждены его принять) tun es auch, (и встречают его: «и делают это») alles nicht unfreundlich, (не недружественно) aber es gelingt ihnen nicht, (но им не удается) Schinz zu überzeugen, (убедить Шинца) dass seine Einsendung, (что его письмо) um nur davon zu reden, unmöglich ist. (невозможно) «Nein! der Mann hat nicht gestohlen –.»Die Herren sehen einander nur an, (господа смотрят друг на друга) schweigen, (молчат) wie die arme Bimba geschwiegen hat, (как молчала бедная Бимба) als Schinz damals hin und her gegangen ist, (когда Шинц тогда ходил туда-сюда) Dinge redend, (говоря вещи) die alles auf den Kopf stellen, (которые ставят все с ног на голову) aber wirklich alles, (действительно все) kein Glaube bleibt an seinem gewohnten Ort, ни одной веры не остается на прежнем месте») kein Wort, (ни слова) das ein Leben lang gegolten hat... (которое имело силу всю жизнь) «Gut», sagt der Schriftleiter: (говорит редактор) «bleiben wir bei der Sache! (давайте не будем отвлекаться) Sie beharren also darauf, (Вы настаиваете на том) dass wir Ihre Einsendung veröffentlichen –» (чтобы мы опубликовали Ваше письмо) «Ja.» «Herr Doktor», sagt der Herr: «darauf kann ich Ihnen nur eines sagen: (на это я могу сказать Вам только одно) ich bin bereit, (я готов) aber ich warne Sie.» (но я Вас предостерегаю)

11 «Nein! der Mann hat nicht gestohlen –.»

Es ist später ein geflügeltes Wort geworden, das einzige, das Schinz auf dieser Erde hinterlassen hat... Andere Witze, die man zur Zeit dieses ersten kleinen Skandales hören kann, sind nicht überpersönlich genug, um die Zeit zu überdauern; einer davon geht so:

« Wissen Sie das Neueste?»

«Was denn?»

«Schinz ist nicht mehr Rechtsanwalt.»

«Sondern?»

«Linksanwalt.»

Darüber hat mehr als einer gelacht, sogar Schinz – nur Bimba nicht, die das Ganze durch einen Anruf erfahren hat; etwa in dem Ton: Was ist los mit Ihrem verehrten Herrn Gemahl?

Nicht umsonst ist Bimba auf alles gefasst gewesen. Seit dem nächtlichen Ausbruch an jenem Sonntag. Die Nachricht empfindet sie fast wie eine Entspannung. Wenn es nur das ist! Peinlich genug, da es natürlich in der Zeitung steht. Schinz liest es beim Frühstück, nicht gleichgültig, aber auch nicht erregt.

Das stimmt nicht», sagt er nur.

Ein sehr gemeiner Bericht.

«Ich werde ihnen sofort schreiben», sagt er, indem er seine Hauszeitung hinlegt und sich Kaffee eingießt: «das müssen sie richtigstellen.»

Nach zwei Tagen kommt seine Einsendung zurück, was ihn ordentlich betrifft. Wieder beim Frühstück. Bimba ist noch im Badezimmer, als er die Post bekommt. Er steckt das Kuvert in die Tasche seines Morgenrockes, bevor Bimba kommt.

«Weißt du», sagt Bimba: «du solltest doch zu einem Arzt gehen –.»

Doch! sagt sie; weil sie im stillen schon seit Wochen daran gedacht hat: Nervenarzt. O ja!

Um nicht zu sagen: Irrenarzt... Er löffelt sein Ei; eine halbe Stunde später erbricht er es wieder, tut aber alles, dass Bimba es nicht merkt.

«Wo gehst du hin?»

Keine Antwort.

An diesem Morgen geht Schinz zu seinem Freund, der allerdings nicht vom Fach ist, aber ein wirklicher Freund, eigentlich der einzige, wenn auch die Freundschaft etwas einseitig ist; für Schinz bedeutet sie mehr als für den andern. Er ist Musiker. Ein lieber Mensch, der etwas gerne Recht gibt. Schinz weiß: Es heißt nicht viel, wenn Alexis dir Recht gibt!

Es heißt, dass er eine Sympathie zu dir hat. Aber darum geht es jetzt nicht. Alexis ist Emigrant, das ist wichtig; ein Fremdling. Als Zeuge ohne volles Gewicht; er hat sich halt daran gewöhnt. Alexis ist froh, wenn er geduldet ist; er liebt es nicht, sich einzumischen. Aber ein feiner Mensch, einer von den wenigen. Für Schinz würde es sich nur darum handeln, dass Alexis die beiden Texte liest, den Bericht in der Zeitung und seine eigene Einsendung. Um dann zu sagen, ob er die Einsendung richtig findet oder verfehlt, anmaßend, übertrieben. Nur keine Übertreibung!

«Ich brauche deinen Rat.»

Alexis liegt noch im Bett.

«Ich habe einen kleinen Skandal –.»

«Ich weiß.»

«Nun ist folgendes –»

Telefon, Alexis nimmt es ab. Schinz wartet, erhebt sich etwas unrastig, tritt ans Fenster, um eine Zigarette zu rauchen... Bimba will wissen, ob ihr Mann vielleicht bei Alexis ist –

Eine Minute später, ohne seine Sache vorzubringen, ist Schinz wieder gegangen, unhaltbar wie ein launischer Junge; ein Mann von sechsundfünfzig Jahren, Doktor Schinz, Rechtsanwalt, Vorstand des Kunstvereins. Alexis ruft Bimba an:

«Was habt ihr denn?» fragt er.

Bimba weint...

So geht das weiter, alles etwas komisch, etwas kleinlich, etwas übertrieben. Schinz ist auf die Zeitung gegangen; man kennt sich gesellschaftlich, und die Leute müssen ihn empfangen, tun es auch, alles nicht unfreundlich, aber es gelingt ihnen nicht, Schinz zu überzeugen, dass seine Einsendung, um nur davon zu reden, unmöglich ist.

«Nein! der Mann hat nicht gestohlen –.»

Die Herren sehen einander nur an, schweigen, wie die arme Bimba geschwiegen hat, als Schinz damals hin und her gegangen ist, Dinge redend, die alles auf den Kopf stellen, aber wirklich alles, kein Glaube bleibt an seinem gewohnten Ort, kein Wort, das ein Leben lang gegolten hat...

«Gut», sagt der Schriftleiter: «bleiben wir bei der Sache! Sie beharren also darauf, dass wir Ihre Einsendung veröffentlichen –»

«Ja.»

«Herr Doktor», sagt der Herr: «darauf kann ich Ihnen nur eines sagen: ich bin bereit, aber ich warne Sie.»

12 Schinz, von dem zweifellos menschlichen Ton berührt, (тронутый несомненным человечным тоном) hat seine Einsendung nochmals zur Hand genommen, (снова взял свое письмо в руки) obschon er ihren Text nachgerade kennt. (хотя он уже и вполне знает его текст; nachgerade – в конце концов, мало-помалу) Der Herr hält es für seine menschliche Pflicht, (господин считает это своим человеческим долгом) Schinz zu warnen; (предостеречь Шинца) er wiederholt das noch einige Male. (он повторяет это еще несколько раз) Schinz will natürlich nicht starrsinnig sein. (Шинц не хочет, конечно, выглядеть упрямым; starr – застывший, неподвижный; der Sinn – разум, смысл) Eine Pose des Mutes? (поза мужества) Der Herr hält es gar nicht für Mut, (господин вовсе не считает это мужеством) wenn Schinz daran festhält, (если Шинц будет настаивать на этом) sondern für Irrsinn; ((а считает это) сумашествием) er sagt es gelinder: (он называет это мягче) Fauxpas. (оплошность: «ложный шаг» /франц./) Auch Schinz hält es nicht für Mut; (и Шинц не считает это мужеством) die Einsendung sagt wirklich nichts, (это письмо не обнаруживает действительно ничего, «не говорит ничего») was ihm nicht selbstverständlich ist. (что для него не является само собой разумеющимся) Nicht so: (не так) Euch will ich es einmal sagen, (Вам я хочу это сказать) ich, Heinrich Gottlieb Schinz! (именно я Гейнрих Готтлиб Шинц) Sondern ganz simpel: (а совсем просто) Warum soll ich verschweigen. (почему я должен умалчивать, не говорить то) was ich finde? (что я считаю, думаю: «нахожу») Als einer von Mut redete, (в то время как один говорил о мужестве) hat es ihm fast Angst gemacht; (ему едва не стало страшно) aber er kann nichts Mutiges daran finden. (но он не может здесь найти ничего требующего мужества) «Wie Sie wollen». (как Вы хотите) sagt der Herr – Seine Einsendung bleibt also da. (его письмо остается таким образом там) «Und ohne jeden Strich?» (и без правок; streichen – вычеркивать) «Ja», sagt Schinz: «es sind ja kaum anderthalb Seiten –.» (здесь всего полторы страницы) Schinz, seine Mappe in der linken Hand, (держа папку/портфель в левой руке) hat sich verabschiedet, (попрощался) wie er es gewohnt ist, (как обычно, «как он обычно это делает») höflich, (вежливо) Auge in Auge (глядя прямо в глаза); sie schauen ihn an wie einen, (они смотрят на него, как на человека) der an die Front geht... (который идет на фронт) Am andern Morgen, (на следующее утро) wie er wieder beim Frühstück sitzt, (когда он сидит за завтраком) ist die Einsendung erschienen. (появилось его письмо) Oben auf der zweiten Seite. (сверху на второй странице) sehr sichtbar, (очень бросается в глаза) versehen mit einem kurzen Nachwörtlein, снабженное», с коротким послесловием) worin die Schriftleitung, (в котором редакция) wie sie behauptet, (как она утверждает) es dem Leser überlässt, (предоставляет это читателю, оставляет это за читателем) seine Meinung über einen solchen Rechtsanwalt zu bilden. (составить свое мнение о таком адвокате) Das ist das erste, (это первое) was Schinz überfliegt. (что увидел Шинц, «по чему он пробежал глазами») Dann liest er den eigenen Text, (потом он читает собственный текст) etwas bange, (немного боязливо) ob sie wirklich nichts verstümmelt haben. (не исковеркали ли они чего-нибудь; der Stummel – обрубок) Das nicht; (это как раз нет) aber es ist, (но есть впечатление, «но это так») als würden die Lettern, (как будто бы буквы) gewohnt das genaue Gegenteil auszusagen, (привычные высказывать точную противоположность) sich weigern, (категорически отказываются) seinen Sinn wiederzugeben. (передавать смысл) Zum ersten Male, (впервые) Schinz erbleicht von Zeile zu Zeile, (Шинц бледнеет, читая строку за строкой) zum allerersten Male merkt er, (в самый первый раз он замечает) dass etwas geschehen ist, (что что-то произошло) dass er sich verwandelt hat, (что он изменился) dass das Selbstverständliche, (что само собой разумеющееся) was er zu sagen hat, (что он должен сказать) in Widerspruch steht zu aller Umgebung, (противоречит всему существующему, «окружающему») in einem endgültigen und unversöhnbaren Widerspruch. («окончательным и непримиримым противоречием») Darum die Warnung? (поэтому его предостерегали?) Jetzt erst, (лишь сейчас) gleichsam erwachend, (словно пробуждаясь) bemerkt er auch den Titel, (он замечает название) den sie darüber gesetzt haben: (которое они поместили над статьей) «Nein! Der Mann hat nicht gestohlen...» («Нет! Мужчина не крал…») In diesem Augenblick weiß Schinz, (в этот момент Шинц понимает) dass er erledigt ist; (что его дело плохо, «что с ним покончили») allermindestens als Rechtsanwalt; (по крайней мере, как с адвокатом) allermindestens in dieser Stadt. (по крайней мере, в этом городе)

12 Schinz, von dem zweifellos menschlichen Ton berührt, hat seine Einsendung nochmals zur Hand genommen, obschon er ihren Text nachgerade kennt. Der Herr hält es für seine menschliche Pflicht, Schinz zu warnen; er wiederholt das noch einige Male. Schinz will natürlich nicht starrsinnig sein. Eine Pose des Mutes? Der Herr hält es gar nicht für Mut, wenn Schinz daran festhält, sondern für Irrsinn; er sagt es gelinder: Fauxpas. Auch Schinz hält es nicht für Mut; die Einsendung sagt wirklich nichts, was ihm nicht selbstverständlich ist. Nicht so: Euch will ich es einmal sagen, ich, Heinrich Gottlieb Schinz! Sondern ganz simpel: Warum soll ich verschweigen. was ich finde? Als einer von Mut redete, hat es ihm fast Angst gemacht; aber er kann nichts Mutiges daran finden. «Wie Sie wollen». sagt der Herr – Seine Einsendung bleibt also da. «Und ohne jeden Strich?»

«Ja», sagt Schinz: «es sind ja kaum anderthalb Seiten –.»

Schinz, seine Mappe in der linken Hand, hat sich verabschiedet, wie er es gewohnt ist, höflich, Auge in Auge; sie schauen ihn an wie einen, der an die Front geht... Am andern Morgen, wie er wieder beim Frühstück sitzt, ist die Einsendung erschienen. Oben auf der zweiten Seite. sehr sichtbar, versehen mit einem kurzen Nachwörtlein, worin die Schriftleitung, wie sie behauptet, es dem Leser überlässt, seine Meinung über einen solchen Rechtsanwalt zu bilden. Das ist das erste, was Schinz überfliegt. Dann liest er den eigenen Text, etwas bange, ob sie wirklich nichts verstümmelt haben. Das nicht; aber es ist, als würden die Lettern, gewohnt das genaue Gegenteil auszusagen, sich weigern, seinen Sinn wiederzugeben. Zum ersten Male, Schinz erbleicht von Zeile zu Zeile, zum allerersten Male merkt er, dass etwas geschehen ist, dass er sich verwandelt hat, dass das Selbstverständliche, was er zu sagen hat, in Widerspruch steht zu aller Umgebung, in einem endgültigen und unversöhnbaren Widerspruch. Darum die Warnung? Jetzt erst, gleichsam erwachend, bemerkt er auch den Titel, den sie darüber gesetzt haben: «Nein! Der Mann hat nicht gestohlen...»

In diesem Augenblick weiß Schinz, dass er erledigt ist; allermindestens als Rechtsanwalt; allermindestens in dieser Stadt.

13 Der Rest ist wie ein böser Traum. (все остальноекак страшный сон) Er ist bald erzählt, (рассказать его просто, сказывается это быстро) glaube ich, die Entscheidung ist gefallen (решение было принято) damals im Wald, (тогда в лесу) als er mit dem Förster gegangen ist, (когда он шел с лесничим) vorwärts statt rückwärts. (вперед, вместо того, чтобы идти назад) Er kam aus seiner Stadt, er wollte in seine Stadt. Die Dogge, die schöne Anita, ist kurz darauf eingegangen; (которая умерла вскоре после этого) jeder Hund geht einmal ein; (все собаки однажды умирают) Schinz hat sich sehr gewehrt, (Шинц очень не хотел, «защищался от мысли») diesem natürlichen Hundetod irgend etwas beizumessen, (придать этой естественной смерти собаки какое-либо значение) aber betroffen hat es ihn doch; (но все же эта смерть его задела) es ist ihm, (он чувствовал) als habe er seinen letzten Zeugen verloren, (как будто бы он потерял последнего свидетеля) seinen letzten Begleiter; (своего последнего спутника) eines Tages sieht Schinz sich an der Grenze, (однажды Шинц видит себя на границе) allein, (один) anders als früher, (не так, как раньше) wenn er nach Paris gereist ist, (когда он ездил в Париж) nach Rom, nach Florenz, nach London, nach München; ohne Gepäck, (без багажа) ziemlich unrasiert steht er in einem kleinen kahlen Raum, (довольно небритый стоит он в холодном пустом номере) wo er sich ausziehen muss, (где он должен раздеться) ausziehen bis aufs Hemd (до рубашки) Schinz zögert, (Шинц медлит) als könne er es nicht glauben, (как будто он не может поверить) aber der Kommissar wiederholt es: (но комиссар повторяет) «Bis aufs Hemd.» Jede Tasche wird untersucht, (проверяют каждый карман) nicht grob, (не грубо) aber unbarmherzig. (но немилосердно) Schinz hat keine Ahnung, (Шинц понятия не имеет) was sie suchen. (что они ищут) Er ist nicht über einen Bach geschwommen, (он не переплывал через ручей) nicht über nächtliche Äcker gekrochen; (не переползал через пашню; kriechen) er ist mit der Bahn gefahren. (он ехал по железной дороге) Ohne Gepäck. (без багажа) Vielleicht hat das ihn verdächtig gemacht. (может быть, поэтому он вызывает подозрения: der Verdacht) Sein Pass ist gültig, (его паспорт действителен) auch wenn man ihn gegen das grellste Licht hält. (если даже его просветить на самом ярком свету) Waffen hat er nicht, (у него нет оружия) auch keine Goldbarren, (и слитков золота у него нет) nicht einmal Schriftstücke, (даже написанных работ) nichts, (ничего) was aus seinen Unterhosen herausfällt. (чтобы выпадало у него из брюк) Aber verdächtig ist verdächtig. (но подозрительность есть подозрительность) Schinz versucht, (пытается) ruhig zu sein, (быть спокойным) nichts zu sagen. (ничего не говорить) Die andern, (другие) die ihn betasten, (которые его ощупывают) sagen ebenfalls nichts. (тоже ничего не говорят) Körper eines älteren Mannes, (тело немолодого мужчины) das ist alles, was sie finden. (это все, что они находят) Auch zwischen den Schuhsohlen, (да и в подошве) die trotz seiner ehrenwörtlichen Versicherung aufgetrennt worden sind, (которую распороли, несмотря на его честные заверения) ist nichts. Schinz kann sich wieder ankleiden. (может снова одеться) Der Kommissar, seinen Pass in der Hand, (держа его паспорт в руке) verlässt die kahle Zelle; (покидает пустую комнату) der Gendarm bleibt. (жандарм остается) Durch einen Türspalt sieht Schinz, (через дверную щель) wie die anderen Reisenden eben ihre geprüften oder ungeprüften Koffer wieder verschließen, (как другие путешествующие снова закрывают их уже проверенные и непроверенные чемоданы) Herren und Damen, Pelze, (меха) Hutschachteln, (шляпные картонки) die Träger nehmen die bunten Colis (носильщики берут пестрые свертки). «Wenn Sie so freundlich wären», (не будете ли Вы так любезны) sagt Schinz: «die Türe zu schließen –.»(закрыть дверь) Der Gendarm gibt einen Fußtritt. (дает пинок) «Nur die Ruhe!» (спокойно) sagt er: «Den Zug bekommen Sie sowieso nicht mehr.» (все равно Вы не поедите, «Вы не получите поезд») «Wieso nicht?» (почему это нет) Der Gendarm trägt ein Gewehr. (жандарм вооружен: «несет ружье») «Wieso nicht?» fragt Schinz – Der Gendarm könnte sein Sohn sein. (жандарм мог бы быть его сыном (по возрасту)) «Fertig?» (готовы?) Das fragt nicht der Gendarm, (это спрашивает не жандарм) sondern ein dritter, (а третий) der die Tür wieder geöffnet hat, (который снова открыл дверь) um sie wieder nicht ganz zu schließen; (чтобы снова оставить её полуоткрытой) herein und hinaus (заглянул и исчез: «внутрь и наружу») Fertig? nichts weiter als das: (не более чем, только и всего) Fertig?... Schinz bemüht sich, (старается) nicht zu hassen; (не ненавидеть) das ist ihr Dienst, (это их служба, их долг) sagt er sich, (говорит он себе) ein widerlicher Dienst, (отвратительный долг) mitten in der Nacht eine Uniform anziehen (среди ночи одевать униформу) und auf die verspäteten Züge warten, (ждать опоздавшие поезда) Leute sehen, (видеть людей) die ans Meer fahren oder ins Gebirge, (которые едут на море или в горы) Leute untersuchen, (обыскивать людей) die daran schuld sind, (которые виноваты в том) dass man solchen Dienst überhaupt machen muss. (что такую работу вообще должны делать) Schinz bemüht sich, (старается) seine misshandelten Schuhe anzuziehen (одеть свои порваные ботинки; misshandeln – жестоко обращаться, надругаться) und nicht zu hassen. (и не ненавидеть) Ein älterer Mann wie er, (пожилой мужчина как он) im Augenblick nicht gerade gepflegt, (в данный момент не особо ухожен) Hosen mit Hosenträgern, (брюки на подтяжках) Hemd ohne Kragen, (рубашка без воротника) dazu das grünliche Licht, (к тому же зеленоватый свет) Schinz begreift, (Шинц понимает) dass er hier nicht die Formen erwarten kann, (что он не может здесь ждать того же: «ожидать тех же форм») welche die Herren auf der Zeitung noch gewahrt haben, (которые сохранили господа в редакции) bevor sie den Titel wählten: (прежде чем они выбрали название) «Nein! Der Mann hat nicht gestohlen...» Man wird sehr rasch bekannt. (становишься очень быстро известным) «Nehmen Sie Platz», (садитесь) sagt der Kommissar, als Schinz, seinen Mantel auf dem Arm, (держа пальто в руках) vor dem Tisch steht und wieder eine Krawatte trägt: (снова в галстуке) «Bitte, nehmen Sie Platz.» Schinz bleibt stehen. (остается стоять, не садится) «Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen», (я хотел бы обратить Ваше внимание на то,) sagt er: «dass mein Zug in vier Minuten weitertfährt.» (что мой поезд отправляется через четыре минуты) «Das geht mich nichts an.» (Это меня не касается) Pause. «Meinetwegen bleiben Sie stehen.» (как хотите, ладно, оставайтесь стоять; meinetwegen – ради меня; ладно, мне все равно) Schinz setzt sich, (садится) es hat keinen Sinn, (нет смысла) die Leute vor den Kopf zu stoßen; (обижать людей, задевать их; stoßen – толкать) das ist ihr Dienst, ein widerlicher Dienst. «Schinz, Heinrich Gottlieb –.» «Ja.»

«Doktor jur. (юридических наук)» «Ja.»

«Rechtsanwalt –.»

«Ja», sagt Schinz; es fehlt jetzt nur noch, (еще не хватало) denkt er, dass der Hornochse mir vorliest, (чтобы этот осел: «бык рогатый» мне тут рассказывал; das Horn – рог + der Ochse бык) wie viel Zentimeter ich habe. «Geboren –»

«Ja»

Draußen hört man das Gepaff der Lokomotive, (на улице слышно пыхтение локомотива) bereit, (готового) jeden Augenblick abzufahren; (отъехать в любую минуту) Schinz beißt auf die Lippen, (сдерживается: «кусает губы») der Hornochse blättert im Pass, (осел листает паспорт) als hätte er noch keinen gesehen. (как будто он никогда в жизни не видел паспорт) «Wo fahren Sie hin?» (куда Вы направляетесь?) «Hinaus», sagt Schinz. (отсюда: «наружу») «Ich frage, wo Sie hinfahren.» «Ich sage: Hinaus.» Pause. «Ich frage Sie zum letzten Mal.» (я спрашиваю Вас в последний раз)

13 Der Rest ist wie ein böser Traum. Er ist bald erzählt, glaube ich, die Entscheidung ist gefallen damals im Wald, als er mit dem Förster gegangen ist, vorwärts statt rückwärts. Er kam aus seiner Stadt, er wollte in seine Stadt. Die Dogge, die schöne Anita, ist kurz darauf eingegangen; jeder Hund geht einmal ein; Schinz hat sich sehr gewehrt, diesem natürlichen Hundetod irgend etwas beizumessen, aber betroffen hat es ihn doch; es ist ihm, als habe er seinen letzten Zeugen verloren, seinen letzten Begleiter; eines Tages sieht Schinz sich an der Grenze, allein, anders als früher, wenn er nach Paris gereist ist, nach Rom, nach Florenz, nach London, nach München; ohne Gepäck, ziemlich unrasiert steht er in einem kleinen kahlen Raum, wo er sich ausziehen muss, ausziehen bis aufs Hemd – Schinz zögert, als könne er es nicht glauben, aber der Kommissar wiederholt es: «Bis aufs Hemd.»

Jede Tasche wird untersucht, nicht grob, aber unbarmherzig. Schinz hat keine Ahnung, was sie suchen. Er ist nicht über einen Bach geschwommen, nicht über nächtliche Äcker gekrochen; er ist mit der Bahn gefahren. Ohne Gepäck. Vielleicht hat das ihn verdächtig gemacht. Sein Pass ist gültig, auch wenn man ihn gegen das grellste Licht hält. Waffen hat er nicht, auch keine Goldbarren, nicht einmal Schriftstücke, nichts, was aus seinen Unterhosen herausfällt. Aber verdächtig ist verdächtig. Schinz versucht, ruhig zu sein, nichts zu sagen. Die andern, die ihn betasten, sagen ebenfalls nichts. Körper eines älteren Mannes, das ist alles, was sie finden. Auch zwischen den Schuhsohlen, die trotz seiner ehrenwörtlichen Versicherung aufgetrennt worden sind, ist nichts. Schinz kann sich wieder ankleiden. Der Kommissar, seinen Pass in der Hand, verlässt die kahle Zelle; der Gendarm bleibt. Durch einen Türspalt sieht Schinz, wie die anderen Reisenden eben ihre geprüften oder ungeprüften Koffer wieder verschließen, Herren und Damen, Pelze, Hutschachteln, die Träger nehmen die bunten Colis.

«Wenn Sie so freundlich wären», sagt Schinz: «die Türe zu schließen –.»

Der Gendarm gibt einen Fußtritt.

«Nur die Ruhe!» sagt er: «Den Zug bekommen Sie sowieso nicht mehr.»

«Wieso nicht?»

Der Gendarm trägt ein Gewähr.

«Wieso nicht?» fragt Schinz –

Der Gendarm könnte sein Sohn sein.

«Fertig?»

Das fragt nicht der Gendarm, sondern ein dritter, der die Tür wieder geöffnet hat, um sie wieder nicht ganz zu schließen; herein und hinaus – Fertig? nichts weiter als das: Fertig?... Schinz bemüht sich, nicht zu hassen; das ist ihr Dienst, sagt er sich, ein widerlicher Dienst, mitten in der Nacht eine Uniform anziehen und auf die verspäteten Züge warten, Leute sehen, die ans Meer fahren oder ins Gebirge, Leute untersuchen, die daran schuld sind, dass man solchen Dienst überhaupt machen muss. Schinz bemüht sich, seine misshandelten Schuhe anzuziehen und nicht zu hassen. Ein älterer Mann wie er, im Augenblick nicht gerade gepflegt, Hosen mit Hosenträgern, Hemd ohne Kragen, dazu das grünliche Licht, Schinz begreift, dass er hier nicht die Formen erwarten kann, welche die Herren auf der Zeitung noch gewahrt haben, bevor sie den Titel wählten:

«Nein! Der Mann hat nicht gestohlen...»

Man wird sehr rasch bekannt.

«Nehmen Sie Platz», sagt der Kommissar, als Schinz, seinen Mantel auf dem Arm, vor dem Tisch steht und wieder eine Krawatte trägt: «Bitte, nehmen Sie Platz.»

Schinz bleibt stehen.

«Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen», sagt er: «dass mein Zug in vier Minuten weitertfährt.»

«Das geht mich nichts an.»

Pause.

«Meinetwegen bleiben Sie stehen.»

Schinz setzt sich, es hat keinen Sinn, die Leute vor den Kopf zu stoßen; das ist ihr Dienst, ein widerlicher Dienst.

«Schinz, Heinrich Gottlieb –.»

«Ja.»

«Doktor jur.»

«Ja.»

«Rechtsanwalt –.»

«Ja», sagt Schinz; es fehlt jetzt nur noch, denkt er, dass der Hornochse mir vorliest, wie viel Zentimeter ich habe.

«Geboren –»

«Ja»

Draußen hört man das Gepaff der Lokomotive, bereit, jeden Augenblick abzufahren; Schinz beißt auf die Lippen, der Hornochse blättert im Pass, als hätte er noch keinen gesehen.

«Wo fahren Sie hin?»

«Hinaus», sagt Schinz.

«Ich frage, wo Sie hinfahren.»

«Ich sage: Hinaus.»

Pause.

«Ich frage Sie zum letzten Mal.»

14 Schinz hat Mühe, (старается) nicht zu hassen, alle zu hassen in diesem Einzigen, (не ненавидеть всех в этом единственном) der da hockt, (который тут сидит) seinen Pass in der Hand, zu hassen, zu hassen... Nicht die Nerven verlieren! (не терять спокойствие, «нервы») denkt er: «Ich muss hinaus, (мне нужно вырваться отсюда) ich muss, ich kann es nicht aushalten, (я не в силах это выдержать) Unrecht zu sehen (видеть несправедливость) und zu schweigen, Zeitungen zu lesen, die das Gegenteil sagen, (говорят обратное /фактам, правде/) Menschen zu sehen, die mich wie einen armen Kranken behandeln, (которые обращаются со мной, как с больным) wie ein Kind mit einem fallenden Weh, zu fühlen, wie sie Angst haben vor meinem nächsten Fauxpas (как они боятся моего следующего ляпсуса), diese mütterliche Sorge, (эта материнская забота) ich könnte unseren Wagen auf ein Trottoir fahren, diesen freundschaftlichen Rat, (этот дружественный совет) ich solle nicht so viel rauchen (что мне не следует так много курить) und mich nicht in eine Sache hineinsteigern, (и вмешиваться в другое дело) das Schweigen, wenn ich mich erkläre, (молчание, когда я изъясняюсь = высказываю свою мысль) die unausgesprochene Hoffnung, (невысказанная надежду) dass ich endlich zu einem Nervenarzt gehe, (что я, наконец, пойду к психиатру) ich halte es nicht mehr aus, (я не выдержу всего этого) ich muss hinaus! (я должен отсюда) und noch ist der Zug nicht abgefahren, (и поезд еще не уехал) die paffende Lokomotive, (пыхтящий локомотив) die zum Platzen voll Dampf ist...» (который едва не разрывается от дыма) «Wo fahren Sie hin?» (куда Вы едете?) «Das geht Sie einen Dreck an(Какое Ваше собачье дело; der Dreck – грязь; jemanden angehen – касаться кого-либо, иметь отношение к кому-либо) Schinz ist aufgesprungen, (Шинц вскочил) «Bitte», sagt der Kommissar –»Das geht Sie einen Dreck anschreit Schinz: «Das geht Sie einen Dreck an Schreien ist so unschinzisch, (кричать это так не по-шинцски) er merkt es jedesmal, (он замечает это каждый раз) bereut es jedesmal, (жалеет об этом каждый раз; die Reue сожаление) nicht weil der Hornochse ihn jetzt strafen wird, (не потому, что этот осел теперь его оштрафует) bereut es, weil es ihm nicht liegt... (сожалеет, потому что это ему не пристало) Gottlieb, hat Bimba damals gesagt, ich bin nicht taub (я не глухая) Und ob sie taub sind! (еще как они глухи!) Alle sind sie taub! (они все глухие) Sie hören, dass man schreit, (они слышат, что /некто/ кричит) aber nicht, was man schreit. (но они не слышат, что кричит) Das ist es! Natürlich sind sie taub, (конечно, они глухи) sonst würden sie sich selber nicht aushalten, (иначе они были бы сами для себя невыносимы) sie würden eingehen wie die Dogge, (вы бы сдохли, как тот дог) weil sie es gehört haben und nicht sagen können, (потому что они это услышали и не могли сказать) wie die Dogge! denkt er, während der Kommissar sich ebenfalls erhebt und trocken lächelt: (в то время как комиссар слегка приподнялся и сухо улыбнулся) «Bitte. Sie können gehen(пожалуйста, Вы можете идти) Den Pass hat er in die Schublade geworfen, (паспорт он бросил в ящик стола) die Schublade schließt er ab, (ящик запирает) den Schlüssel steckt er in die hintere Hosentasche, (ключ засовывает в задний карман брюк) die Fülle seines Arsches zeigend (демонстрируя толщину своего зада; die Fülle – полнота) Schinz hat begriffen, (все понял) nimmt seinen Mantel, (берет свое пальто) geht hinaus, (выходит) doch kommt er nicht weit, (не успевает отойти далеко) bis der junge Gendarm ihn einholt. (пока его не догнал молодой жандарм) «Sie sollen zurückkommen.» (Вам следует вернуться.) «Warum?»

«Sie sollen zurückkommen.»

Schinz geht zurück; der Kommissar steht, eine Pfeife anzündend, (закуривая трубку) so dass er eine Weile nicht sprechen kann; (так что какой-то момент он еще не может говорить) dann sagt er: «Schließen Sie die Türe wie ein anständiger Mensch, (закройте дверь как приличный человек) Herr Doktor.» Schinz schluckt. Der Kommissar raucht, (курит) bereits anderweitig beschäftigt. (занимаясь уже другим /делом/; anderweitig – по-иному, по-другому, другим) Schinz schließt die Türe wie ein anständiger Mensch... Drei Uhr morgens, es regnet wieder in Strömen, (льет как из ведра: «потоками») geht er schwarz über die Grenze, (он нелегально переходит границу) Heinrich Gottlieb Schinz, Rechtsanwalt, ein Mann ohne Papiere. (человек без документов) Die Kinder schämen sich im Gymnasium. (дети стыдятся в гимназии) Einige Nächte sieht sich Schinz, wie er in Stadeln übernachtet, (ночуя в амбарах) nie ganz schlafend, (не высыпаясь) wachsam, (не теряя бдительности; wachen – бодрствовать) solange er sich im Grenzgebiet befindet. (пока он находится в пограничном районе) So ungefähr, (приблизительно так) denkt er, ist Alexis über unsere Grenze gekommen, (Алексис перешел нашу границу) der Emigrant, der als Zeuge kein volles Gewicht hat; man ist sehr rasch ein Emigrant. (быстро становишься эмигрантом) Man ist ansässig, (ты местный: «оседлый») wie man ansässiger nicht sein kann, (что уже нельзя быть «более местным») hat einen Stammbaum (у тебя родословная) und ein Haus; (и дом) plötzlich ist man ein Emigrant. (и вдруг ты эмигрант) Das ist schon öfter vorgekommen! Man sieht die Dinge etwas anders, (ты смотришь на вещи по-другому) als die andern sie lehren; (чем их провозглашают другие; lehren – учить) man kann nichts dafür, (ты не виноват в том) dass die Zeitungen das Gegenteil schreiben... (что газеты пишут обратное) Eines Tages melden sie, (однажды они заявляют) dass Schinz geschnappt worden ist, (что Шинца схватили) nämlich auf der andern Seite. (а именно, на той стороне (границы)) Er soll, wie der behördliche Ausdruck lautet, (как звучит официальное выражение (властей); die Behörde – орган власти, учреждение) abgeschoben werden. (он должен быть выдворен: abschieben; schieben – толкать, передвигать) Abgeschoben! Für die Familie ein nicht ausdenkbarer Schlag. (для семьи невообразимый удар) Nur Bimba hält sich großartig; (Бимба держится великолепно) sie ist alt geworden, (она постарела) hat fast keinen Umgang. (у нее почти нет своего круга общения) Nicht dass die Menschen sie meiden! (не то чтобы ее избегали люди) So sind die Menschen ja auch wieder nicht; (нет, люди все же не таковы) nur Bimba hält sie nicht aus, ((дело) только в том, что Бимба их не выносит) nicht einmal ihr Schweigen. (не выносит даже их молчания) Sie verteidigt nicht alles, (она не защищает всего) was Schinz gesagt und getan hat; (что сказал и сделал Шинц) etwa sein lächerlicher Zank mit der Zeitung; (как например, его смешную перебранку с газетой) aber der Fall mit dem Wagen, (но случай с машиной) ja, das findet auch Bimba, dass der Mann, je öfter sie darüber nachdenkt, (чем чаще она об этом думает) und zwar allein, (а именно, в одиночестве) nicht gestohlen hat. Komisch, wie anders man sieht, (как по-другому смотришь на все) wenn einmal der gewohnte Umgang etwas nachlässt! (когда однажды привычный круг общения начинает меньше влияет на тебя: «немного идет на убыль») Und wie er nachlässt, (и как его влияние ослабевает) wenn man anders sieht; (когда ты смотришь на вещи по-другому) das ist dann nicht mehr komisch, (тогда это уже не странно) Bimba ist sehr alt geworden. (Бимба постарела)

Wieder sitzt da ein Kommissar: «Schinz, Heinrich Gottlieb –?» Schinz schweigt. «Doktor jur.» Schinz schweigt.

«Rechtsanwalt!» sagt der Kommissar, der diesmal keinen Pass hält, (в его руках не паспорт) sondern einen Steckbrief, (а объявление о разыскиваемом преступнике) und fährt fort: (и продолжает) «Warum leben Sie unter einem falschen Namen?» (почему Вы живете под чужим именем) Schinz schweigt «Sie haben die Grenze schwarz überschritten. (Вы нелегально перешли границу: überschreiten) Ihr eigenes Land hat Ihnen die Papiere entzogen.» (Ваша собственная страна отобрала у Вас документы: entziehen) «Das ist nicht wahr(Это не правда) «Sie haben also die Grenze nicht überschritten?» (То есть Вы не переходили границу?) sagt der Kommissar nicht ohne Stolz auf die zwingende Führung des Verhörs: (не без гордости за «вынуждающее» = загоняющее противника в угол ведение допроса) «Sie befinden sich also nicht in diesem Land?» (Таким образом, вы находитесь не в этой стране?) «Man hat mir keine Papiere entzogen.» (У меня не отбирали документы) «Wieso haben Sie denn keine?» (почему же у Вас нет документов) Schinz, sich fürs erste mit einem kurzen hämischen Lachen begnügend, (перво-наперво удовлетворившись коротким насмешливым смешком) nimmt ein Taschentuch heraus, (вынимает платок) ein sehr ungewaschenes, (не первой свежести: «весьма немытый») wie es bei einem Schinz höchstens noch in der Bubenzeit hat vorkommen können, (какой мог быть у Шинца только в детстве; der Bube – мальчик; vorkommen – случаться) grau und verwurstelt (серый и свернувшийся /»колбасой»/), feucht, (влажный) widerlich, (отвратительный) dann sagt er: «Das ist eine lange Geschichte –» (это длинная история) Bald erinnert er sich selber nicht mehr! (скоро он уже сам ее не вспомнит) «Damit geben Sie also zu», (тем самым Вы признаете) sagt der Kommissar: «dass Sie nicht Bernauer heißen, (что Вас зовут не Бернауер) sondern Schinz (а Шинц)– Heinrich Gottlieb, Rechtsanwalt?» (адвокат) «Ja.»

14 Schinz hat Mühe, nicht zu hassen, alie zu hassen in diesem Einzigen, der da hockt, seinen Pass in der Hand, zu hassen, zu hassen... Nicht die Nerven verlieren! denkt er: «Ich muss hinaus, ich muss, ich kann es nicht aushalten, Unrecht zu sehen und zu schweigen, Zeitungen zu lesen, die das Gegenteil sagen, Menschen zu sehen, die mich wie einen armen Kranken behandeln, wie ein Kind mit einem fallenden Weh, zu fühlen, wie sie Angst haben vor meinem nächsten Fauxpas, diese mütterliche Sorge, ich könnte unseren Wagen auf ein Trottoir fahren, diesen freundschaftlichen Rat, ich solle nicht so viel rauchen und mich nicht in eine Sache hineinsteigern, das Schweigen, wenn ich mich erkläre, die unausgesprochene Hoffnung, dass ich endlich zu einem Nervenarzt gehe, ich halte es nicht mehr aus, ich muss hinaus! – und noch ist der Zug nicht abgefahren, die paffende Lokomotive, die zum Platzen voll Dampf ist...» «Wo fahren Sie hin?» «Das geht Sie einen Dreck an!» Schinz ist aufgesprungen, «Bitte», sagt der Kommissar –

«Das geht Sie einen Dreck an!» schreit Schinz: «Das geht Sie einen Dreck an!» Schreien ist so unschinzisch, er merkt es jedesmal, bereut es jedesmal, nicht weil der Hornochse ihn jetzt strafen wird, bereut es, weil es ihm nicht liegt... Gottlieb, hat Bimba damals gesagt, ich bin nicht taub – Und ob sie taub sind! Alle sind sie taub! Sie hören, dass man schreit, aber nicht, was man schreit. Das ist es! Natürlich sind sie taub, sonst würden sie sich selber nicht aushalten, sie würden eingehen wie die Dogge, weil sie es gehört haben und nicht sagen können, wie die Dogge! denkt er, während der Kommissar sich ebenfalls erhebt und trocken lächelt:

«Bitte. Sie können gehen.»

Den Pass hat er in die Schublade geworfen, die Schublade schließt er ab, den Schlüssel steckt er in die hintere Hosentasche, die Fülle seines Arsches zeigend – Schinz hat begriffen, nimmt seinen Mantel, geht hinaus, doch kommt er nicht weit, bis der junge Gendarm ihn einholt.

«Sie sollen zurückkommen.»

«Warum?»

«Sie sollen zurückkommen.»

Schinz geht zurück; der Kommissar steht, eine Pfeife anzündend, so dass er eine Weile nicht sprechen kann; dann sagt er: «Schließen Sie die Türe wie ein anständiger Mensch, Herr Doktor.»

Schinz schluckt. Der Kommissar raucht, bereits anderweitig beschäftigt. Schinz schließt die Türe wie ein anständiger Mensch... Drei Uhr morgens, es regnet wieder in Strömen, geht er schwarz über die Grenze, Heinrich Gottlieb Schinz, Rechtsanwalt, ein Mann ohne Papiere.

Die Kinder schämen sich im Gymnasium.

Einige Nächte sieht sich Schinz, wie ,er in Stadeln übernachtet, nie ganz schlafend, wachsam, solange er sich im Grenzgebiet befindet. So ungefähr, denkt er, ist Alexis über unsere Grenze gekommen, der Emigrant, der als Zeuge kein volles Gewicht hat; man ist sehr rasch ein Emigrant. Man ist ansässig, wie man ansässiger nicht sein kann, hat einen Stammbaum und ein Haus; plötzlich ist man ein Emigrant. Das ist schon öfter vorgekommen! Man sieht die Dinge etwas anders, als die andern sie lehren; man kann nichts dafür, dass die Zeitungen das Gegenteil schreiben... Eines Tages melden sie, dass Schinz geschnappt worden ist, nämlich auf der andern Seite. Er soll, wie der behördliche Ausdruck lautet, abgeschoben werden. Abgeschoben! Für die Familie ein nicht ausdenkbarer Schlag. Nur Bimba hält sich großartig; sie ist alt geworden, hat fast keinen Umgang. Nicht dass die Menschen sie meiden! So sind die Menschen ja auch wieder nicht; nur Bimba hält sie nicht aus, nicht einmal ihr Schweigen. Sie verteidigt nicht alles, was Schinz gesagt und getan hat; etwa sein lächerlicher Zank mit der Zeitung; aber der Fall mit dem Wagen, ja, das findet auch Bimba, dass der Mann, je öfter sie darüber nachdenkt, und zwar allein, nicht gestohlen hat. Komisch, wie anders man sieht, wenn einmal der gewohnte Umgang etwas nachlässt! Und wie er nachlässt, wenn man anders sieht; das ist dann nicht mehr komisch, Bimba ist sehr alt geworden. Wieder sitzt da ein Kommissar:

«Schinz, Heinrich Gottlieb –?»

Schinz schweigt.

«Doktor jur.»

Schinz schweigt.

«Rechtsanwalt!» sagt der Kommissar, der diesmal keinen Pass hält, sondern einen Steckbrief, und fährt fort: «Warum leben Sie unter einem falschen Namen?»

Schinz schweigt.

«Sie haben die Grenze schwarz überschritten. Ihr eigenes Land hat Ihnen die Papiere entzogen.»

«Das ist nicht wahr!»

«Sie haben also die Grenze nicht überschritten?» sagt der Kommissar nicht ohne Stolz auf die zwingende Führung des Verhörs:

«Sie befinden sich also nicht in diesem Land?»

«Man hat mir keine Papiere entzogen.»

«Wieso haben Sie denn keine?»

Schinz, sich fürs erste mit einem kurzen hämischen Lachen begnügend, nimmt ein Taschentuch heraus, ein sehr ungewaschenes, wie es bei einem Schinz höchstens noch in der Bubenzeit hat vorkommen können, grau und verwurstelt, feucht, widerlich, dann sagt er:

«Das ist eine lange Geschichte –»

Bald erinnert er sich selber nicht mehr!

«Damit geben Sie also zu», sagt der Kommissar: «dass Sie nicht Bernauer heißen, sondern Schinz – Heinrich Gottlieb, Rechtsanwalt?»

«Ja.»

15 Schinz schneuzt sich; (сморкается) es brauchte keine spiegelnde Fensterscheibe, (ему не нужна отражающая поверхность окна) damit er weiß, wie er aussieht! (чтобы знать, как он выглядит) Kein Geld für frische Hemden, (нет денег для свежих рубашек) einige Nächte in den Wartesälen dritter Klasse, (несколько ночей в залах ожидания третьего класса) Verlust der Bügelfalten, (утрата «стрелок» на брюках; die Falte – складка; bügeln – гладить /утюгом/) einige Nächte im Freien, (несколько ночей на улице) kein warmes Wasser, (без теплой воды) Seife von öffentlichen Aborten, (мыло из общественных туалетов) ein Mantel, der sozusagen zu deiner Wohnung geworden ist, (пальто, которое, так сказать, стало твоей квартирой) und das Kostüm eines Verdächtigen ist da. (и костюм подозреваемого налицо) Verlasse dich nicht auf dein Gesicht, (не полагайся на лицо) auf die Züge deines Gesichtes! (на черты твоего лица) Vergiss den Rosenkavalier, (забудь Кавалера роз) vergiss den Kunstverein, (забудь союз искусств) vergiss die Denkmalpflege; (забудь охрану памятников) Kenntnisse dienen nur noch dazu, (знания нужны для того) dich restlos verdächtig zu machen. (чтобы сделать тебя полностью подозреваемым; der Rest – остаток) Ein Mann wie du, der ein Haus hat und einen Wagen, (человек как ты, у которого есть дом и машина) warum hast du deine Stadt verlassen? (почему ты покинул свой город?) Warum hast du es nötig, Bernauer zu heißen?...(зачем тебе нужно называться Бернауером) Das Protokoll, (протокол) das erste von vielen kommenden, (первый из многих последующих) kannst du unterzeichnen, (ты можешь подписать) wenn es fertig ist; es sind da noch einige Fragen. (когда он будет готов, будут еще вопросы) «Herr Doktor», sagt der Kommissar, das noch bescheidene Dossier öffnend, (который открывает пока еще скромное дело /папку/) und sein Ton, wenn er Doktor sagt, ist nicht etwa höhnisch, (и его тон не издевательский; der Hohn – насмешка, издевательство) sondern durchaus achtungsvoll, (а вполне почтительный) da der gewöhnliche Landstreicher (так как обычный бродяга) nun entlarvt ist als ernsthafter Fund: (оказался серьезной находкой; die Larve – личина; entlarven – изобличать) «Sie haben Verbindungen zu einem gewissen Becker?» (Вы знакомы: «имеете связи» с некто Беккером) Schinz stutzt. (Шинц остолбенел) «Becker, Alexis, Emigrant.» Schinz schweigt. «Ja oder nein?» Schinz schweigt.

«Bitte», lächelt der Kommissar: «vielleicht erinnern Sie sich, wenn ich Ihnen das Bild zeige –.» (может быть, Вы вспомните, когда я покажу Вам фотографию) Schinz hat das Gefühl, rot zu werden. (Шинц чувствует, как краснеет) «Das Bild ist allerdings alt», (фотография, впрочем, старая) sagt der Kommissar: «Ihr Freund trägt keinen Schnurrbart mehr, so viel wir wissen.» (Ваш друг не носит теперь усы, насколько нам известно) Schinz schweigt (молчит). «Ich will Sie nicht überrumpeln, (я не хочу Вас застать врасплох) Herr Doktor, Sie werden Zeit genug haben, sich alles zu überlegen», (у Вас будет время, чтобы подумать) sagt der Kommissar mit dem fast kollegialen Ton von Todfeinden, (говорит комиссар почти товарищеским тоном смертельного врага) die ihre Spielregeln kennen: (которые знают свои правила игры) «Ferner kennen Sie sehr wahrscheinlich einen gewissen Marini...» (далее = кроме того, очень даже может быть, что Вы знаете некто Марини) «Marini?»

«Francesco Marini.» «Nein. –»

«Oder Stepanow.» «Stepanow?»

«Ossip Stepanow.» «Nein!»

«Oder Espinel.» «Nein!» sagt Schinz. «Roderigo Espinel.» «Nein!» sagt Schinz.

«Seine Namen tun nichts zur Sache», (его имена не имеют отношения к делу) sagt der Kommissar: «Aber wenn Sie ihn kennen, erinnern Sie sich an sein Gesicht (вспомните его лицо) ein sehr markantes Gesicht, (очень характерное лицо) das hat noch keiner vergessen, der ihn einmal gesehen hat.» (его /лицо/ еще никто не забывал, кто видел его /этого человека/ хотя бы раз) Und damit gibt er das Foto: «Ein fertiger Christuskopf!» (ну совершенно, прямо-таки: «готовая» голова Христа) Schinz erbleicht... (Шинц бледнеет) «Sie erinnern sich, Herr Doktor?» Schinz hält das Foto: der Förster, der Lodenmantel – Man will mich wahnsinnig machen, (они хотят свести меня с ума) denkt er, man will mich wahnsinnig machen! – Er steht in dem Lodenmantel, ein Förster am Sonntag, der sich vor seine Stämme stellt (который встал перед деревьями: «стволами») und eine Aufnahme machen lässt, (и попросил его сфотографировать) etwas verlegen, (немного смущенно) ein schlechtes Foto, aber deutlich, (отчетливое) ein dilettantisches Foto. Schinz legt es auf den Tisch zurück, unwillkürlich (непроизвольно) und etwas rasch, so, als verbrenne es seine Finger (как будто оно обжигает его пальцы) oder als wäre es schwer wie ein Stein... (или как будто оно тяжелое, как камень) Der Kommissar hat sich unterdessen eine Zigarette genommen, (тем временем взял сигарету) zündet an; (закуривает: «зажигает») jetzt sagt er: «Kennen Sie den Menschen?» (Вы знаете человека?)

15 Schinz schneuzt sich; es brauchte keine spiegelnde Fenster scheibe, damit er weiß, wie er aussieht! Kein Geld für frische Hemden, einige Nächte in den Wartesälen dritter Klasse, Verlust der Bügelfalten, einige Nächte im Freien, kein warmes Wasser, Seife von öffentlichen Aborten, ein Mantel, der sozusagen zu deiner Wohnung geworden ist, und das Kostüm eines Verdächtigen ist da. Verlasse dich nicht auf dein Gesicht, auf die Züge deines Gesichtes! Vergiss den Rosenkavalier, vergiss den Kunstverein, vergiss die Denkmalpflege; Kenntnisse dienen nur noch dazu, dich restlos verdächtig zu machen. Ein Mann wie du, der ein Haus hat und einen Wagen, warum hast du deine Stadt verlassen? Warum hast du es nötig, Bernauer zu heißen?... Das Protokoll, das erste von vielen kommenden, kannst du unterzeichnen, wenn es fertig ist; es sind da noch einige Fragen.

«Herr Doktor», sagt der Kommissar, das noch bescheidene Dossier öffnend, und sein Ton, wenn er Doktor sagt, ist nicht etwa höhnisch, sondern durchaus achtungsvoll, da der gewöhnliche Landstreicher nun entlarvt ist als ernsthafter Fund: «Sie haben Verbindungen zu einem gewissen Becker?»

Schinz stutzt.

«Becker, Alexis, Emigrant.»

Schinz schweigt.

«Ja oder nein?»

Schinz schweigt.

«Bitte», lächelt der Kommissar: «vielleicht erinnern Sie sich, wenn ich Ihnen das Bild zeige –.»

Schinz hat das Gefühl, rot zu werden.

«Das Bild ist allerdings alt», sagt der Kommissar: «Ihr Freund trägt keinen Schnurrbart mehr, so viel wir wissen.»

Schinz schweigt.

«Ich will Sie nicht überrumpeln, Herr Doktor, Sie werden Zeit genug haben, sich alles zu überlegen», sagt der Kommissar mit dem fast kollegialen Ton von Todfeinden, die ihre Spielregeln kennen: «Ferner kennen Sie sehr wahrscheinlich einen gewissen Marini...»

«Marini?»

«Francesco Marini.»

«Nein. –»

«Oder Stepanow.»

«Stepanow?»

«Ossip Stepanow.»

«Nein!»

«Oder Espinel.»

«Nein!» sagt Schinz.

«Roderigo Espinel.»

«Nein!» sagt Schinz.

«Seine Namen tun nichts zur Sache», sagt der Kommissar:

«Aber wenn Sie ihn kennen, erinnern Sie sich an sein Gesicht – ein sehr markantes Gesicht, das hat noch keiner vergessen, der ihn einmal gesehen hat.»

Und damit gibt er das Foto:

«Ein fertiger Christuskopf!»

Schinz erbleicht...

«Sie erinnern sich, Herr Doktor?»

Schinz hält das Foto: der Förster, der Lodenmantel – Man will mich wahnsinnig machen, denkt er, man will mich wahnsinnig machen! – Er steht in dem Lodenmantel, ein Förster am Sonntag, der sich vor seine Stämme stellt und eine Aufnahme machen lässt, etwas verlegen, ein schlechtes Foto, aber deutlich, ein dilettantisches Foto. Schinz legt es auf den Tisch zurück, unwillkürlich und etwas rasch, so, als verbrenne es seine Finger oder als wäre es schwer wie ein Stein... Der Kommissar hat sich unterdessen eine Zigarette genommen, zündet an; jetzt sagt er: «Kennen Sie den Menschen?»

16 Die Zelle, die Schinz bekommt, (камера, которую получил Шинц) ist ganz ordentlich. (очень даже приличная) Sie hat sogar Sonne, (есть даже солнце) ein etwas hochgelegenes Fenster, (окно, расположенное немного высоковато) so dass man nichts von der Welt sieht, (так что не видно, что происходит на улице) nur einen Kamin, (только камин) nämlich wenn Schinz auf seiner Pritsche steht. (если Шинц стоит на своей кушетке) Die Pritsche ist hart, aber sauber, nicht unwürdig. (кушетка (нары) жесткая, но чистая, вполне достойная; würdig достойный) Drei Uhr mittags verschwindet die Sonne; (в три часа дня солнце уходит) kurz danach hört man eine Turmuhr. (вскоре после этого слышны часы башни) Schinz findet es schon viel, (Шинц считает, что это уже немало = неплохо) dass er nicht gegen eine Mauer sieht, (что он сидит не напротив стены) womöglich noch eine Schattenmauer, (и не, чего доброго, напротив теневой стены; womöglich – возможно, чего доброго) sondern gegen den Himmel. (а напротив неба) Seine Zelle ist offenbar im obersten Stockwerk; (очевидно, на самом верхнем этаже) jedenfalls (во всяком случае) hört man oft das Geflatter der Tauben, (часто слышно порхание голубей; flattern – порхать) hin und wieder (иногда, временами) schwirrt eine vor dem Gitter vorbei. (пролетает (голубь) перед решеткой) Manchmal ist Schinz ganz heiter: (иногда Шинцу совсем весело) Man muss halt nicht über die Grenze schleichen! (нельзя же переползать через границу) sagt er sich. Die Zelle ist klein; es erinnert ihn an das bekannte Kloster in Fiesole. (он вспоминает знакомый монастырь во Физоле) Überhaupt die Erinnerungen! (и вообще, воспоминания) Seine erste Angst, als er an dieser Stelle sitzt: (его первый страх, когда он оказался на этом месте) Jetzt nicht den Glauben an deine Unschuld verlieren! (только сейчас не терять веру в свою невиновность) Das Foto mit dem Förster, sagt er sich, ist eine Hysterie gewesen; er hat es ja kaum wirklich betrachtet; (в действительности, он едва рассмотрел его) er ist erschrocken und hat es weggelegt. (он испуган = испугался и положил его назад) Erschrocken über einen Lodenmantel, (испугался непромокаемого плаща) wie es Tausende gibt! (которых тысячи) Das Gesicht, (лицо) sagt Schinz sich mit Recht, (говорит себе Шинц справедливо /замечает/) hat er damals gar nicht so deutlich gesehen; (он тогда видел вовсе не столь четко) es war ja schon Dämmerung, (были уже сумерки) dann sogar Nacht. (затем вообще ночь) Lass dich nicht irrsinnig machen! (не позволяй, чтобы они свели тебя с ума) Und wenn schon, (а если даже) denkt er ein anderes Mal, (подумает он другой раз = затем) wenn er es wirklich gewesen wäre: (если бы это было по-настоящему) was habe ich verbrochen? (что я нарушил, какое преступление совершил) Ich habe ihn gesehen, (я его видел) gut, ich habe mit ihm geplaudert, (я болтал с ним) gut, vor allem hat er geplaudert. (больше даже: «прежде всего» он болтал) Was weiter? (что дальше) sagt Schinz, indem er (в то время как он) plötzlich (вдруг) in seinem Hin und Her (в своем хождении туда-сюда) wieder stehen bleibt: (снова останавливается) Was geht dieser Marini mich an (какое мне дело до этого Марини, какое отношение он ко мне имеет) oder dieser Stepanow oder wie er heißt? (или этот Степанов или как его там зовут) Dann legt er sich auf die Pritsche: Man will mich irrsinnig machen, sagt er sich ziemlich gelassen, (говорит он себе довольно спокойно) man will mich irrsinnig machen. Draußen hört man das Gackern von Hühnern. (кудахтанье куриц) Irgendwie schön. (как-то = в общем-то чудно) Ein Fenster voll Himmel; (окно, полное неба) das Gitter davor ist nicht so schlimm; (решетка перед ним не так уж плоха) Schinz hat ja keine Absicht, (Шинц не собирается, «не имеет намерения») hinunterzuspringen in den Tod бросаться вниз в смерть») oder hinauszufliegen über die Kamine. или вылететь наружу через камины») Einmal, denkt er, wird ein Gericht stattfinden. (однажды, думает он, состоится суд) Hin und wieder hört man auch das Hupen von Wagen, (сигналы автомобилей) aber ziemlich ferne; (но довольно далеко) jenseits von Bäumen, (по ту сторону деревьев) jenseits eines Hofes oder so. (по ту сторону двора или еще где-то там) Das ganze Gebäude, (все здание) wer weiß, (кто знает) war vielleicht einmal ein Kloster; (может быть, был однажды монастырем) Schinz hat auf seinen Reisen so viele alte Klöster besucht, (в своих путешествиях повидал так много старых монастырей) sich manchmal vorzustellen versucht: (иногда пытался представить себе) Wenn du in einer solchen Zelle leben müsstest? (а если бы ты должен был бы жить в такой келье?) und dann ist Bimba gekommen, (потом пришла Бимба) begeistert von einem Kreuzgang, (воодушевленная крытой галереей вокруг монастыря) man ist hinuntergegangen, (сходили туда вниз) hat Fresken bewundert, (любовались фресками) langsam ist man hinausgegangen, (медленно вышли наружу) Sonne auf einer Piazza, (солнечно на площади) gegenüber ein kleines Ristorante. (напротив маленький ресторанчик) Die Fresken: Sebastiano mit den Pfeilen im Leib, (Себастиано со стрелами в теле) ein Kindermord zu Bethlehem, (убиение младенцев в Вифлееме) ein Christophorus, die drei bekannten Kreuze auf Golgatha, (три известных креста Голгофы) viel bittere Geschichten, (много горьких историй) aber schön. (но красиво) Wölfflin fällt ihm ein! (ему вспоминается, приходит на ум Вёльфлин /историк и теоретик искусства/) Und so weiter. (и так далее) Zum Glück sind die Kinder schon groß. (к счастью, дети уже выросли) Manchmal steht Schinz einfach an der Wand, die Arme an der Wand, den Kopf in den Armen, so dass er nichts sieht; mit offenen Augen. (иногда Шинц просто стоит у стены, руки на стене, голова на руках, так, чтобы ничего не видеть) Der Himmel ist zum Verzweifeln. (/видеть/ небо невозможно – можно впасть в отчаянье)) Schlafen geht nicht. (и не спится) Träume machen alles so maßlos. (сны делают все таким безмерным; das Maß – мера) EinmaI wird das Essen kommen. (как-нибудь принесут еду) Dann wird es sich zeigen! (тогда это станет видно; zeigen – показывать) ob es Gendarmen sind oder Wärterinnen, (это жандармы или надзирательницы, медсестры /сумасшедшего дома/) Gefängnis oder Irrenhaus. (тюрьма или сумасшедший дом) Das ist seine einzige Angst. (его единственный страх) Wenn du nirgends auf der Welt ein voller Zeuge mehr bist. (когда ты нигде на земле не можешь быть (полным) настоящим свидетелем) Als sie kommen, (когда они приходят) die Schritte, (шаги) nimmt er den Kopf nicht von der Wand; (он не отворачивается от стены) die Türe geht auf, (дверь отворяется) Schinz bleibt so, die Türe geht zu. (дверь затворяется) Schinz schaut: (Шинц смотрит) ein Geschirr ist da, ein blechernes, aber sauber, (появилась посуда, жестяная, но чистая) Kartoffelsuppe und Brot, ein etwas komisches Gefäß mit frischem Wasser... (немного странный сосуд со свежей водой) Wochen wie Jahre, Jahre wie Wochen, Verhöre, (допросы) die sich wörtlich wiederholen, (которые буквально повторяются) Namen, die Schinz nicht kennt, hin und wieder ist er durchdrungen vom Bewusstsein, (иногда он просто проникнут осознанием) dass alles nur ein Traum ist, (что все это всего лишь сон) aber das ändert nichts daran; (но это ничего не изменит) sooft er erwacht, (как только он просыпается) sieht er das Gitter vor dem Himmel, (он видит решетку перед небом) und jeden Morgen, wenn es grau wird, (и каждое утро, когда становится светло, «серо») hört er, wie die Hähne krähen (он слышит, как кричат петухи) –. Endlich ist es soweit. (наконец, /этот момент/ наступил)

16 Die Zelle, die Schinz bekommt, ist ganz ordentlich. Sie hat sogar Sonne, ein etwas hochgelegenes Fenster, so dass man nichts von der Welt sieht, nur einen Kamin, nämlich wenn Schinz auf seiner Pritsche steht. Die Pritsche ist hart, aber sauber, nicht unwürdig. Drei Uhr mittags verschwindet die Sonne; kurz danach hört man eine Turmuhr. Schinz findet es schon viel, dass er nicht gegen eine Mauer sieht, womöglich lloch eine Schattenmauer, sondern gegen den Himmel. Seine Zelle ist offenbar im obersten Stockwerk; jedenfalls hört man oft das Geflatter der Tauben, hin und wieder schwirrt eine vor dem Gitter vorbei. Manchmal ist Schinz ganz heiter: Man muss halt nicht über die Grenze schleichen! sagt er sich. Die Zelle ist klein; es erinnert ihn an das bekannte Kloster in Fiesole. Überhaupt die Erinnerungen! Seine erste Angst, als er an dieser Stelle sitzt: Jetzt nicht den Glauben an deine Unschuld verlieren! Das Foto mit dem Förster, sagt er sich, ist eine Hysterie gewesen; er hat es ja kaum wirklich betrachtet; er ist erschrocken und hat es weggelegt. Erschrocken über einen Lodenmantel, wie es Tausende gibt! Das Gesicht, sagt Schinz sich mit Recht, hat er damals gar nicht so deutlich gesehen; es war ja schon Dämmerung, dann sogar Nacht. Lass dich nicht irrsinnig machen! Und wenn schon, denkt er ein anderes Mal, wenn er es wirklich gewesen wäre: was habe ich verbrochen? Ich habe ihn gesehen, gut, ich habe mit ihm geplaudert, gut, vor allem hat er geplaudert. Was weiter? sagt Schinz, indem er plötzlich in seinem Hin und Her wieder stehen bleibt: Was geht dieser Marini mich an oder dieser Stepanow oder wie er heißt? Dann legt er sich auf die Pritsche: Man will mich irrsinnig machen, sagt er sich ziemlich gelassen, man will mich irrsinnig machen. Draußen hört man das Gackern von Hühnern. Irgendwie schön. Ein Fenster voll Himmel; das Gitter davor ist nicht so schlimm; Schinz hat ja keine Absicht, hinunterzuspringen in den Tod oder hinauszufliegen über die Kamine. Einmal, denkt er, wird ein Gericht stattfinden. Hin und wieder hört man auch das Hupen von Wagen, aber ziemlich ferne; jenseits von Bäumen, jenseits eines Hofes oder so. Das ganze Gebäude, wer weiß, war vielleicht einmal ein Kloster; Schinz hat auf seinen Reisen so viele alte Klöster besucht, sich manchmal vorzustellen versucht: Wenn du in einer solchen Zelle leben müsstest? und dann ist Bimba gekommen, begeistert von einem Kreuzgang, man ist hinuntergegangen, hat Fresken bewundert, langsam ist man hinausgegangen, Sonne auf einer Piazza, gegenüber ein kleines Ristorante. Die Fresken: Sebastiano mit den Pfeilen im Leib, ein Kindermord zu Bethlehem, ein Christophorus, die drei bekannten Kreuze auf Golgatha, viel bittere Geschichten, aber schön. Wölfflin fällt ihm ein! Und so weiter. Zum Glück sind die Kinder schon groß. Manchmal steht Schinz einfach an der Wand, die Arme an der Wand, den Kopf in den Armen, so dass er nichts sieht; mit offenen Augen. Der Himmel ist zum Verzweifeln. Schlafen geht nicht. Träume machen alles so maßlos. EinmaI wird das Essen kommen. Dann wird es sich zeigen! ob es Gendarmen sind oder Wärterinnen, Gefängnis oder Irrenhaus. Das ist seine einzige Angst. Wenn du nirgends auf der Welt ein voller Zeuge mehr bist. Als sie kommen, die Schritte, nimmt er den Kopf nicht von der Wand; die Türe geht auf, Schinz bleibt so, die Türe geht zu. Schinz schaut: ein Geschirr ist da, ein blechernes, aber sauber, Kartoffelsuppe und Brot, ein etwas komisches Gefäß mit frischem Wasser... Wochen wie Jahre, Jahre wie Wochen, Verhöre, die sich wörtlich wiederholen, Namen, die Schinz nicht kennt, hin und wieder ist er durchdrungen vom Bewusstsein, dass alles nur ein Traum ist, aber das ändert nichts daran; sooft er erwacht, sieht er das Gitter vor dem Himmel, und jeden Morgen, wenn es grau wird, hört er, wie die Hähne krähen –. Endlich ist es soweit.

17 Eines Tages (однажды) sieht sich Schinz, (Шинц видит себя) wie er es von Bildern kennt, (как он знает себя с фотографий) in Hemd und Hose und mit einem kleinen Strick um die Handgelenke. (в рубашке и брюках и с маленькой веревкой у запястья) Er ist nicht allein. (он не один) Sie stehen in einem Schulhaushof, (они стоят на школьном дворе) Kies, (гравий) die Kastanien blühen mit weißen und roten Kerzen. (каштаны цветут белыми и красными свечками) Stunden ohne Ahnung. (часы без осознания, понимания: «предчувствия») Die Soldaten, die sie bewachen, (солдаты, которые их охраняют) tragen eine Uniform, носят униформу» = в униформе) die Schinz noch nie gesehen hat; (которую Шинц еще никогда не видел) die Historie, (история) scheint es, (кажется) hat sich wieder einmal gewendet, (снова повернула вспять) die Mützen sind anders, (другие шапки) der Schnitt der Hosen, (покрой брюк) anders ist auch die Art, (также другая манера) das Gewehr zu tragen. (носить ружье) Es ist schon ziemlich hell, (уже довольно светло) aber vor Sonnenaufgang. (но перед восходом солнца) Was Schinz, (что Шинца) übrigens der einzige Deutschsprechende in seiner Gruppe, (кстати, единственного говорящего по-немецки в группе) mehr beschäftigt als die unbekannten Uniformen, (больше занимает, чем незнакомые униформы) ist der kleine Hühnerhof des Hauswartes, (так это маленький курятник дворника) wo er zum ersten Male die beiden bekannten Hähne sieht, (где он впервые видит двух знакомых петухов) die er jeden Morgen gehört hat! (которых он слушал каждое утро) noch haben sie nicht gekräht... (но они еще не прокукарекали) Auf der Treppe der Turnhalle erscheint ein Mann ohne Uniform, (на лестнице спортивного зала появляется человек без униформы) ein ziemlich junger Bursche, (довольно молодой парень) der eine Armbinde trägt; (который носит нарукавную повязку) eine Liste verlesend: (зачитывая список) «Stepanow, Ossip.» «Hier.»

«Becker, Alexis.» «Hier.»

«Schinz, Heinrich Gottlieb.» «Hier.»

Die übrigen blicken auf den Kies. (остальные смотрят в землю, «в гравий») Je ein Soldat führt die eben Gerufenen aus ihrer Gruppe. (солдаты по одному выводят названных из группы = каждый выводится другим солдатом) Hinüber in die Turnhalle, (по ту сторону в спортивном зале) die immer noch, (который уже) obschon es tagt, (хотя уже светает) hell erleuchtet ist. (ярко освещен) Natürlich wird nicht gekreuzigt, (конечно, здесь не распинают на кресте: das Kreuz) sondern erhängt. (а вешают) Die Vorrichtung ist lächerlich einfach, (приспособление простое до смешного) fast schulbubenhaft; (почти ребяческое, der Schulbube – школьник) drei Ringseile sind heruntergelassen, (спущены три троса) daran je ein ziemlich dünner Strick mit einer Schlaufe. (на каждом по одной довольно тонкой веревке с петлей) Darunter (под ними) je ein flüchtig genagelter Holzblock mit drei Stufen. (наспех сколоченная деревянная колода с тремя ступенями) Schinz denkt: Das kann aber nicht euer Ernst sein! (это не может быть серьезно: «вашим серьезом») ohne sich jedoch eine Hoffnung zu machen, (не надеясь, однако) dass es deswegen nicht stattfinden werde. (что это по этой причине не состоится) Auch darüber ist Schinz sich klar, (Шинцу понятно также и то) dass er nie mehr erfahren wird, (что он никогда не узнает) worin sein Verbrechen eigentlich bestanden hat. (в чем, собственно, состояло его преступление) Irgendwie spielt es wirklich keine Rolle; (как-то = в общем-то это сейчас уже действительно не играет никакой роли) so weit ist er schon gekommen. (настолько далеко он зашел) Wieder vergeht eine Weile. (снова проходит какое-то время) Die drei Gerufenen sind so gestellt, (троих вызванных ставят так) dass sie sich den Rücken zuwenden, (что они оказываются спиной друг к другу; zuwenden – поворачивать, обращать) einander nicht sprechen und nicht sehen können. (не могут разговаривать и видеть друг друга) Schinz sieht einen Tisch, (Шинц видит стол) gemacht aus zwei Hürden und einem Brett, (сделанный из двух «барьеров» = ножек и одной доски) darauf ein Eisenstab, (на нем металлический прут) zwei Handschuhe, (две перчатки) wie die Schweißer sie haben, (как у сварщиков) drei kleine Schnappzangen, (три пары клещей, schnappen – схватывать) ein Bunsenbrenner, (одна бунзеновская горелка) ein vielfach verglühter Draht, (многократно накаленный прут) das genügt, (этого достаточно) damit lässt sich foltern, so viel man nur will. (этим можно пытать, сколько хочешь) Eine Uniform spricht mit einer Art von Arzt, (этот в униформе разговаривает с кем-то вроде врача) der mehrmals die Achseln zuckt. (который многократно пожимает плечами) Dann, da die beiden offenbar zu keinem Ende kommen, (так как эти оба, очевидно, никак не договорятся) wendet sich die Uniform, (оборачивается этот в униформе) drei Fotos in der Hand; (три фотографии в руке) jeder wird nochmals mit seinem Foto verglichen. (каждого еще раз сравнивают с фотографией: vergleichen) Dann kommt der junge Bursche mit der Armbinde, (потом подходит молодой парень с повязкой на руке) weist ihnen die Plätze an. (указывает им их места) Links Becker, Stepanow in der Mitte, rechts Schinz. Die Schlaufe sollen sie sich selber um den Hals legen (петлю они должны сами на себя надеть) es ist wirklich der Förster. (это правда лесничий) Er sagt: «Warum haben Sie mich verraten?» (почему Вы меня предали?) Schinz hat keine Stimme. (У Шинца нет голоса) «Warum haben Sie mich verraten?» Der Förster hilft ihm, vorwurfslos, (без упрека: der Vorwurf) so wie er dem armen Becker schon geholfen hat, (как он уже помог однажды бедному Беккеру) so, als wäre er schon unzählige Male gehängt worden, (так, как будто его уже вешали бесчисленное количество раз) er selber. (его самого) Schinz schaut ihn an und sagt: «Ich verstehe kein Wort.» Der Förster lächelt. (улыбается) «Ich habe Sie nicht angesprochen, (Я не заговаривал с Вами) Herr Doktor, Sie haben mich angesprochen, (Вы сами начали со мной разговаривать) Sie haben mich nach dem Weg gefragt –.» (Вы спросили у меня дорогу) «Nein», sagt Schinz. «Tragen wir es.» (понесем мы это = давайте смотреть правде в глаза) Da, sein Christus-Gesicht vor Augen, kann Schinz es nicht ertragen, (Шинц не может этого вынести) schreit, (кричит) als könne er daran erwachen, (как будто бы он может проснуться из-за этого) schreit, wie ein Mensch nur schreien kann, (кричит, как только может кричать человек) schreit: «Nein! Nein! Nein!» Das ist das letzte Mal gewesen, (это был последний раз) dass Schinz seine eigene Stimme gehört hat (когда Шинц слышал свой голос) Erwacht, (проснулся) schweißüberströmt, (весь в поту) die eigene Hand an seinem Hals, (собственная рука на своей шее) der unversehrt ist, (которая в целости и сохранности) merkt er es nicht sogleich, (не сразу замечает) Bimba streicht ihm die Stirne, (Бимба гладит ему лоб) Bimba ist alt, Bimba lächelt, der Arzt steht am Fußende des Bettes, (у кровати стоит врач) Bimba bewegt die Lippen, (Бимба шевелит губами) aber sie sagt kein Wort, (но не говорит ни слова) auch der Arzt bewegt die Lippen, (врач тоже шевелит губами) aber niemand sagt ein Wort. (но никто не говорит ни слова) Schinz ist taub. (Шинц глухой) Als er es weiß, (когда он это понял) schließt er die Augen; (закрывает глаза) als müsste, wenn er sie dann abermals aufmacht, (словно должно, когда он их откроет следующий раз) alles verändert sein. (/как будто должно/ все измениться) Nichts ist verändert, (ничего не изменилось) sie bewegen die Lippen. (они шевелят губами) Als er es sagen will, (когда он хочет это сказать) dass er sie nicht mehr hören kann, (что он больше не слышит) merkt er, dass er auch stumm ist. (он замечает, что он немой) Schinz hat nach diesem Ereignis noch sieben Jahre gelebt, (жил после этого события еще семь лет) ohne seine Vaterstadt zu verlassen. (не покидая своего родного города) Mit dreiundsechzig Jahren stirbt er eines natürlichen Todes. (умер естественной смертью) Und nicht ohne Ansehen. (и не без внимания/почета) Sein sonderbarer Fauxpas ist zwar nicht vergessen worden, (хотя его оплошность не забыли) aber verziehen; (но простили: verzeihen) man hat den taubstummen Herrn auch auf der Straße immer zuvorkommend begrüßt; (глухонемого господина на улице всегда приветствовали уважительно: «предупредительно») die Außenwelt, (внешний мир) ausgenommen Bimba, (за исключением Бимбы) hat das Ganze, wie schon gesagt, (как уже было сказано) durchaus als einen klinischen Fall betrachtet, (рассматривали исключительно как клинический случай) aufsehenerregend auch so, (сенсационно; das Aufsehen erregen – возбуждать общественное внимание, общественный интерес) erschütternd auch so, (потрясающе) aber für die Außenwelt ohne jede Folge. но для внешнего мира без каких-либо последствий»)

17 Eines Tages sieht sich Schinz, wie er es von Bildern kennt, in Hemd und Hose und mit einem kleinen Strick um die Handgelenke. Er ist nicht allein. Sie stehen in einem Schulhaushof, Kies, die Kastanien blühen mit weißen und roten Kerzen. Stunden ohne Ahnung. Die Soldaten, die sie bewachen, tragen eine Uniform, die Schinz noch nie gesehen hat; die Historie, scheint es, hat sich wieder einmal gewendet, die Mützen sind anders, der Schnitt der Hosen, anders ist auch die Art, das Gewehr zu tragen. Es ist schon ziemlich hell, aber vor Sonnenaufgang. Was Schinz, übrigens der einzige Deutschsprechende in seiner Gruppe, mehr beschäftigt als die unbekannten Uniformen, ist der kleine Hühnerhof des Hauswartes, wo er zum ersten Male die beiden bekannten Hähne sieht, die er jeden Morgen gehört hat! noch haben sie nicht gekräht... Auf der Treppe der Turnhalle erscheint ein Mann ohne Uniform, ein ziemlich junger Bursche, der eine Armbinde trägt; eine Liste verlesend:

«Stepanow, Ossip.»

«Hier.»

«Becker, Alexis.»

«Hier.»

«Schinz, Heinrich Gottlieb.»

«Hier.»

Die übrigen blicken auf den Kies. Je ein Soldat führt die eben Gerufenen aus ihrer Gruppe. Hinüber in die Turnhalle, die immer noch, obschon es tagt, hell erleuchtet ist. Natürlich wird nicht gekreuzigt, sondern erhängt. Die Vorrichtung ist lächerlich einfach, fast schulbubenhaft; drei Ringseile sind heruntergelassen, daran je ein ziemlich dünner Strick mit einer Schlaufe. Darunter je ein flüchtig genagelter Holzblock mit drei Stufen. Schinz denkt: Das kann aber nicht euer Ernst sein! ohne sich jedoch eine Hoffnung zu machen, dass es deswegen nicht stattfinden werde. Auch darüber ist Schinz sich klar, dass er nie mehr erfahren wird, worin sein Verbrechen eigentlich bestanden hat. Irgendwie spielt es wirklich keine Rolle; so weit ist er schon gekommen. Wieder vergeht eine Weile. Die drei Gerufenen sind so gestellt, dass sie sich den Rücken zuwenden, einander nicht sprechen und nicht sehen können. Schinz sieht einen Tisch, gemacht aus zwei Hürden und einem Brett, darauf ein Eisenstab, zwei Handschuhe, wie die Schweißer sie haben, drei kleine Schnappzangen, ein Bunsenbrenner, ein vielfach verglühter Draht, das genügt, damit lässt sich foltern, so viel man nur will. Eine Uniform spricht mit einer Art von Arzt, der mehrmals die Achseln zuckt. Dann, da die bei den offenbar zu keinem Ende kommen, wendet sich die Uniform, drei Fotos in der Hand; jeder wird nochmals mit seinem Foto verglichen. Dann kommt der junge Bursche mit der Armbinde, weist ihnen die Plätze an. Links Becker, Stepanow in der Mitte, rechts Schinz. Die Schlaufe sollen sie sich selber um den Hals legen – es ist wirklich der Förster. Er sagt:

«Warum haben Sie mich verraten?»

Schinz hat keine Stimme.

«Warum haben Sie mich verraten?»

Der Förster hilft ihm, vorwurfslos, so wie er dem armen Becker schon geholfen hat, so, als wäre er schon unzählige Male gehängt worden, er selber. Schinz schaut ihn an und sagt:

«Ich verstehe kein Wort.»

Der Förster lächelt.

«Ich habe Sie nicht angesprochen, Herr Doktor, Sie haben mich angesprochen, Sie haben mich nach dem Weg gefragt –.»

«Nein», sagt Schinz. «Tragen wir es.»

Da, sein Christus-Gesicht vor Augen, kann Schinz es nicht ertragen, schreit, als könne er daran erwachen, schreit, wie ein Mensch nur schreien kann, schreit: «Nein! Nein! Nein!»

Das ist das letzte Mal gewesen, dass Schinz seine eigene Stimme gehört hat – – – Erwacht, schweißüberströmt, die eigene Hand an seinem Hals, der unversehrt ist, merkt er es nicht sogleich, Bimba streicht ihm die Stirne, Bimba ist alt, Bimba lächelt, der Arzt steht am Fußende des Bettes, Bimba bewegt die Lippen, aber sie sagt kein Wort, auch der Arzt bewegt die Lippen, aber niemand sagt ein Wort. Schinz ist taub. Als er es weiß, schließt er die Augen; als müsste, wenn er sie dann abermals aufmacht, alles verändert sein. Nichts ist verändert, sie bewegen die Lippen. Als er es sagen will, dass er sie nicht mehr hören kann, merkt er, dass er auch stumm ist.

Schinz hat nach diesem Ereignis noch sieben Jahre gelebt, ohne seine Vaterstadt zu verlassen. Mit dreiundsechzig Jahren stirbt er eines natürlichen Todes. Und nicht ohne Ansehen. Sein sonderbarer Fauxpas ist zwar nicht vergessen worden, aber verziehen; man hat den taubstummen Herrn auch auf der Straße immer zuvorkommend begrüßt; die Außenwelt, ausgenommen Bimba, hat das Ganze, wie schon gesagt, durchaus als einen klinischen Fall betrachtet, aufsehenerregend auch so, erschütternd auch so, aber für die Außenwelt ohne jede Folge.




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