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Seit den 1970er Jhren ht sich ds globle ussterben von Sprchen rsnt beschleunigt

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Die UNESCO schätzt, dass die Hälfte der 6000 noch lebendigen Sprachen vom Aussterben bedroht ist, und dass etwa alle zwei Wochen eine Sprache ausstirbt. Durch die zunehmende Vernetzung der Welt werden wissenschaftlichen Prognosen zufolge bis Ende des Jahrhunderts 50 bis 90 Prozent der heutigen Sprachen verschwinden.

Was lässt kleine Sprachen aussterben

  1.  Globalisierung. Schuld sind die Globalisierung und die Auflösung dörflicher Strukturen. "Seit den 1970er Jahren hat sich das globale Aussterben von Sprachen rasant beschleunigt", sagte der Kölner Sprachwissenschaftler Nikolaus Himmelmann. Zwar seien auch in früheren Zeiten schon Sprachen ausgestorben, aber das derzeitige massenhafte Verschwinden sei ein neues Phänomen. "Das politische und gesellschaftliche Leben wird durch die Globalisierung in vielen Regionen der Welt sehr schnell verändert", erläuterte Himmelmann. Wanderungsbewegungen, das Wachstum der Städte und die Auflösung dörflicher Strukturen führten letztlich zu einer Dominanz großer Sprachen wie Englisch, Spanisch oder Chinesisch. Gerade in mehrsprachigen Regionen entschieden sich Eltern oft, ihre Kinder in der dort dominierenden Sprache zu erziehen. "Sie sind überzeugt, dass das für die Zukunft ihrer Kinder besser ist. Die Kinder lernten ihre Muttersprache so nur noch passiv und könnten diese später nicht mehr an die Enkel vermitteln. "Nach drei Generationen ist die Sprache dann weg." Ein Sprachverlust komme besonders für kleine ethnische Gruppen fast dem Verlust der eigenen kulturellen Identität gleich. Weltweit gibt es laut Himmelmann derzeit rund 6.500 verwendete Sprachen. Vor allem die kleineren von ihnen seien stark bedroht. Darunter befinde sich etwa auch das in Niedersachsen beheimatete Saterfriesisch.
  2. Wenn Menschen zum Beispiel aus ihrem Heimatort vertrieben werden und sich woanders neu einleben müssen, vernachlässigen sie oft ihre Muttersprache oder vermischen sie mit der Landessprache.

Das Saterfriesische ist stark bedroht

Vorteile von kleinen sprachen:

  1. Zweisprachiges Aufwachsen hält länger geistig fit.In der vom "Journal of Neuroscience" Magazin veröffentlichten Studie, weisen bilingual Aufgewachsene im hohen Alter bessere kognitive Fähigkeiten auf als einsprachig aufgewachsene Gleichaltrige
  2. Eine erschreckende Zahl für die Erhaltung der kulturellen Vielfalt, denn mit den Sprachen verschwindet auch ihre Kultur. Die nordamerikanische Indianersprache Wichita wird nur noch von sieben Menschen gesprochen – alles ältere Leute. Wenn sie gestorben sind, ist auch die Sprache tot. Dann könnte auch eine bestimme Art von Wissen verschwunden sein, die an diese Sprache gekoppelt ist. Und eine bestimmte Art, die Welt zu sehen, und sich auszudrücken. Zum Beispiel gibt es in jeder Sprache Geschichten, Gedichte, Märchen, Sprichwörter oder Witze, die für ihr Volk typisch sind. Wenn nun zum Beispiel die Sprache eines Indianerstammes ausstirbt, so leben auch ihre "Sprachschätze" nicht weiter und irgendwann wird sich vielleicht niemand mehr an sie erinnern.

Was kann man machen, um kleine Sprache und Kulturen zu speichern:

  1. digitales Spracharchiv am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nimwegen
  2. In den vergangenen Jahren sind Linguisten in entlegene Gegenden der Welt gezogen, um dort die vom Aussterben bedrohten Sprachen aufzuzeichnen. Zuerst mit Tonbändern und Kassettenrecordern, dann mit digitalen Videoaufzeichnungsgeräten, denn Mimik und Gestik sind feste Bestandteile einer Sprache. Es reicht aber nicht nur, die Sprache aufzunehmen. Der Linguist muss längere Zeit mit den Bewohnern des Dorfes leben und sie in ihrem Alltag beobachten. Wie streiten sie sich beispielsweise, wie lauten die Mythen des Dorfes, wie spielen die Kinder zusammen. Je mehr Sprechsituationen man sammeln kann, umso besser für die Dokumentation der Sprache. Es reicht allerdings nicht aus, das Material nur anzuhäufen. Man muss es auch analysieren. Das ist bei Sprachen, bei denen zum Beispiel nicht ganz klar ist, wo das eine Wort aufhört und das andere anfängt, sehr schwierig und zeitaufwendig. Auch die Laute hören sich für ungeübte Ohren fremd an.

    1999 startete das Mammut-Projekt. Heute sind bereits weit mehr als 150 Sprachen im Archiv konserviert. Die Datenbank ist zum großen Teil öffentlich zugänglich. Linguisten können mit ihrer Hilfe Wortschatz und Grammatik unterschiedlicher Völker vergleichen.
    http://dobes.mpi.nl/
  3. Je mehr Sprecher, desto lebendiger. Eine Sprache kann nur weiterleben, wenn es Menschen gibt, die sie sprechen.
  4. Seit dem Jahr 2000 erinnert die UNESCO am Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar daran, dass es viele verschiedene Sprachen gibt, und ruft dazu auf, das kulturelle Erbe aller Sprachen zu schützen.

Und in Deutschland?

Laut UNESCO gibt es in Deutschland 13 bedrohte Regional- und Minderheitensprachen - wie der Name schon sagt, sind dies Sprachen, die nur in einer bestimmten Region oder von einer kleinen Gruppe der Bevölkerung gesprochen werden. "Mäiltied", sagt der spezielle Ostfriese – doch das nicht mehr lange, befürchten Experten. Das Saterfriesische ist stark bedroht. Am stärksten gefährdet sind das Nordfriesich und das Saterfriesisch, die beide ganz im Norden von Deutschland gesprochen werde. Aber auch Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Niedersächsisch, Limburgisch-Ripuarisch, Luxemburgisch, Sorbisch und Jiddisch sprechen immer weniger Menschen.

Bedrohte Sprache

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Als bedrohte Sprache (auch gefährdete Sprache) gilt in der Soziolinguistik eine Sprache, wenn eine Sprache immer weniger als Muttersprache erlernt wird und sie droht, innerhalb weniger Generationen nicht mehr zu existieren.[1] Vom Sprachtod spricht man, sobald es keine Muttersprachler mehr gibt. Wird eine Sprache schließlich nicht mehr gesprochen, gilt sie als ausgestorben.

Während die zwanzig größten der zwischen 6000[2] und 7000[1] lebenden Sprachen von der Hälfte und die ca. 300 Sprachen mit über einer Million Sprechern von über 90% der Weltbevölkerung gesprochen werden[3], weisen die allermeisten Sprachen eine Sprachgemeinschaft von nur wenigen hundert oder tausend Sprechern auf. Je nach Schätzung sollen zwischen 50% und 90% aller lebenden Sprachen im 21. Jahrhundert ernsthaft gefährdet sein bzw. verschwinden. Typischerweise sind bedrohte Sprachen Minderheitensprachen in ihren jeweiligen Ländern, die Sprecher tendieren zu einem Sprachwechsel zu den jeweils dominanten Sprachen. Besonders betroffen sind die Minderheitssprachen indigener Völker in Nord- und Südamerika, Australien, Asien und Sibirien.[1]

Inhaltsverzeichnis

  1.  1 Definition
  2.  2 Gründe
  3.  3 Projekte
  4.  4 Siehe auch
  5.  5 Einzelnachweise
  6.  6 Weblinks

Definition

Es gibt verschiedene Grade der Bedrohung. Die diesbezüglichen Termini werden unterschiedlich verwendet. Die bekannteste Klassifizierung orientiert sich am Atlas der gefährdeten Sprachen der UNESCO:[4]

  1.  „sicher“ (safe): Die Sprache wird von allen Generationen gesprochen und wird ungehindert an jüngere Generationen weitergegeben.
  2.  „potenziell gefährdet“ (vulnerable): Eine Sprache mit einer relativ hohen Sprecherzahl, die mindestens in großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets auch an die jüngeren Generationen weitergegeben wird. Die Sprache hat jedoch gewisse Einschränkungen; sie ist z. B. nicht offizielle Verwaltungssprache oder sie ist im Bildungswesen nicht präsent. Beispiele: Kurdisch, Weißrussisch, Nahuatl, Quechua (Südliches Quechua in Bolivien und Peru), Aymara, Tibetisch
  3.  „gefährdet“ (definitely endangered): Die Sprache wird nicht mehr von Kindern zu Hause als Muttersprache erlernt. Beispiele: Obersorbisch, Sardisch, Walisisch, Mayathan (yukatekisches Maya), Quechua (zentrale und nördliche Dialekte in Peru), Kichwa, Nahuatl in Zentralmexiko, Aramäisch
  4.  „ernsthaft gefährdet“ (severely endangered): Die Sprache wird nur noch von der Großelterngeneration gesprochen; die Elterngeneration versteht sie evtl., verwendet sie jedoch nicht unter sich und gibt sie nicht (oder nur noch ausnahmsweise) an die jüngere Generation weiter. Die wenigen nachwachsenden Sprecher beherrschen die dominierende Sprache deutlich besser. Beispiele: Saterfriesisch, Niedersorbisch, Bretonisch, Matlatzinca, Jaqaru
  5.  „moribund“ (critically endangered): Es gibt, eventuell mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und selbst diese sprechen die Sprache nur noch teilweise. Die Sprecherzahl ist so niedrig, dass ein Überleben der Sprache äußerst unwahrscheinlich ist. Beispiele: Livisch, zahlreiche indianische Sprachen (z. B. Nawat (Pipil), Itzá-Maya), zahlreiche australische Sprachen.
  6.  ausgestorben“ (extinct): Es gibt keine Sprecher mehr.

Als bedrohte Sprachen gelten unter dieser Klassifizierung 2 bis 5.

Unter den zahlreichen weiteren Klassifizierungsmethoden für bedrohte Sprachen finden sich viele, die Analogien zu Gesundheit verwenden („gesunde“, „schwächelnde“ und „kranke“ Sprachen). Tasaku Tsunoda hat die Anzahl der Sprecher, das Alter der Sprecher, die Weitergabe an Kinder und die Funktionen der Sprache in der jeweiligen Gemein- bzw. Gesellschaft als maßgebliche Faktoren für die meisten Klassifizierungen identifiziert.[5]

Diese Kategorien der Bedrohung können für eine Sprache auch regional bzw. auf ein bestimmtes Staatsgebiet angewandt werden. So sind viele Sprachen, die in ihrem hauptsächlichen Sprachgebiet stabil sind und auf Kosten von Minderheitensprachen expandieren, anderswo selbst als Minderheitensprache ernsthaft bedroht oder moribund, so z. B. das Deutsche in Tschechien, Polen und Frankreich (Elsass), das Slowenische in Österreich (Kärnten) oder das Spanische auf den Philippinen.

Gründe

Das Cambridge Handbook of Endangered Languages unterscheidet vier Gründe für Sprachbedrohung:[6]

  1.  Naturkatastrophen (Erdbeben, Tsunamis usw.), Hunger und Seuchen
  2.  Krieg und Völkermord; z.B. auf Tasmanien
  3.  Offene Unterdrückung, meist im Rahmen von Nationalismus oder Assimilation; z.B. Kurdisch, indigene amerikanische Sprachen etc.
  4.  Kulturelle, politische und wirtschaftliche Vormachtstellung einer anderen Sprache bzw. anderer Sprachen (Vormacht von Superstrat- über Substrat-Sprache); z.B. Ainu, Quechua etc.

Die Gründe überschneiden sich dabei untereinander und korrelieren teilweise. So löste im 19. Jahrhundert die politische Unterdrückung der Bevölkerung Irlands Hungersnöte aus, die weite Teile der Bevölkerung dezimierten oder in die Emigration trieben und damit auch die irische Sprache schwächten.[6]

Die heutige Zunahme von Zuwanderung und Urbanisierung trägt zu einem starken Verlust traditioneller Lebensweisen bei und lässt Sprecher kleinerer Sprachen zunehmend dominante Sprachen annehmen, die „notwendig für eine vollkommene bürgerliche Beteiligung sind oder zumindest so wahrgenommen werden“.[7]

Projekte

Die UNESCO veröffentlichte im Jahre 1996 den ersten Atlas der gefährdeten Sprachen.[8] Seit 2009 gibt es eine Online-Version, die in englischer, französischer, spanischer und russischer Sprache zur Verfügung steht.

Eine Liste von über 500 fast ausgestorbenen Sprachen[9] enthält der alle vier Jahre erscheinende Ethnologue-Report[10]. Dort werden nur solche Sprachen aufgeführt, von denen „nur noch wenige ältere Sprecher leben”.

Im Jahr 2000 wurde von der Volkswagen-Stiftung das Projekt DoBeS (Dokumentation bedrohter Sprachen) begründet, an dem das Max-Planck-Institut für Psycholinguistik maßgeblich mitgewirkt hat und das inzwischen aus 50 Teilprojekten besteht. Die Internetseiten des Projektes sind jedoch nur in englischer Sprache verfügbar.

Retten, was zu retten ist

Das Aussterben von Sprachen und der Wettlauf gegen die Zeit


Von Katja Herklotz

 

Noch in diesem Jahrhundert werden mindestens 50% der rund 6500 Sprachen auf der Welt aussterben. Nicht alle sehen dieser kulturellen Verarmung tatenlos zu.

"Beedi Yaluken" - "Nicht aufgeben!"
So haben die Wintu, ein Indianerstamm im Norden des US-Bundesstaates Kalifornien, ihr Projekt genannt. Die einzige Sprecherin ist die heute über neunzigjährige Florence Jones. Die Wintu wollen mit Hilfe des deutschen Sprachwissenschaftlers Stefan Liedtke ihre Sprache und damit auch ihre Kultur vor dem Aussterben bewahren.


Vertreterin des Stammes der Wintu
Quelle: zaglindien.free.fr

Vor 15.000 Jahren verwendeten die damals 10 Millionen Menschen der Erde nach Schätzungen insgesamt 10.000 Sprachen. Heute werden von sechs Milliarden Einwohnern nur noch ungefähr 6.500 Sprachen gesprochen. Noch innerhalb dieses Jahrhunderts werden mindestens die Hälfte dieser Sprachen aussterben. Pessimistische Schätzungen gehen sogar von 90% aus. Viele der bedrohten Sprachen haben nicht einmal eine Schrift!

"Sprachen sind seit eh und je verschwunden und neu entstanden, aber zum ersten Mal in der Geschichte nimmt ihre Zahl so dramatisch ab, dass man das Sprachensterben als Katastrophe sehen kann", meint die Kieler Linguistin Prof. Dr. Ulrike Mosel. So sind den Wissenschaftlern 51 Sprachen mit nur noch einem einzigen Sprecher bekannt. Dagegen decken die elf größten Sprachen (darunter Mandarin-Chinesisch, Spanisch und Englisch) mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ab.

Amerika

1013

Afrika

2058

Europa

230

Asien

2197

Pazifik

1311

Gesamt

6809

Ungefähre Verteilung der lebenden Sprachen
(nach
SIL International)

Warum sterben Sprachen überhaupt aus?
Vor allem dadurch, dass eine Sprache nicht mehr an die folgende Generation weitergegeben wird. Die Sprache sinkt zunächst zur "Haussprache" hinab, wird dann von den Eltern nicht mehr an die Kinder weitergegeben – bis schließlich nur noch ältere Menschen die Sprache sprechen und verstehen können.

Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig. Das Sprachensterben hängt fast immer damit zusammen, dass eine Kultur und damit auch deren Sprache gegenüber einer anderen dominant ist. Das Beherrschen der dominanten Sprache bringt in dieser Situation zumeist soziale oder ökonomische Vorteile. Wer nur seine Muttersprache spricht, wird Mühe haben, Arbeit zu finden. Aber auch kulturelle und politische Faktoren können einen großen Einfluss auf das Aussterben von Sprachen haben.

Eine Sprache ist ernsthaft bedroht, wenn eine andere Kultur stärker ist, ob durch Verschriftung, durch eine starke Religion, der die Sprecher angehören oder durch eine höhere technische Entwicklung. Dieses Schicksal hat zum Beispiel die Ainu-Sprache in Japan getroffen. Einer der letzten Ainu sagte: "Ainu kann nicht geschrieben werden wie das Japanische, somit wird es verschwinden." So werden auch heute viele Minderheitensprachen an den Rand gedrängt und nur noch von älteren Menschen zu Hause gesprochen. Wie auch das Hocank in den USA. Viele Sprachen sind nicht verschriftet, kulturelle Traditionen und Sichtweisen, aber auch praktisches Wissen werden rein mündlich weitergegeben.

Die politische Verdrängung von Sprachen hat in großem Stil zur Zeit des Kolonialismus stattgefunden und dauert bis heute an. Die Eroberer zwingen die Untergebenen, ihre Sprache aufzugeben. Schon die West- und Mitteleuropäer mussten nach der Eroberung durch die Römer Latein lernen, viele kolonisierte Völker später Englisch, Französisch, Spanisch oder Portugiesisch.


Das Logo von www.ethnologue.com

Aber weshalb ist das Sprachensterben so beunruhigend?
Oft wird das Sprachensterben als positiv angesehen, weil eine einheitliche "Weltsprache" die Kommunikation der Menschen erleichtere. Tatsächlich stirbt aber mit jeder Sprache ein Stück der menschlichen Kultur. Wie schon der Sprachphilosoph Wilhelm von Humboldt bemerkte, manifestiert sich in jeder einzelnen Sprache eine ganz bestimmte "Weltsicht". Der Niedergang der Sprachenvielfalt bedeute daher einen Verlust an Kulturvielfalt und unterschiedlichen Perspektiven, unsere Welt und unser Dasein zu begreifen und zu verstehen, meint Ulrike Mosel. Sprache ist aber auch ein Identifikationsfaktor und schafft ein Zugehörigkeitsgefühl. Ein Volk, das seine Sprache verliert, gerät leicht in eine Identitätskrise.

Die Angst vor dem Sprachensterben treibt aber mitunter auch seltsame Blüten. So befürchtet ein Mitglied des Vereins Deutsche Sprache, Heinz-Dieter Dey, dass das Deutsche gefährlich vom Englischen bedroht werde. Heute werde in vielen Bereichen mehr Englisch gesprochen als Deutsch. Prof. Dr. Balthasar Bickel, selbst als "Sprachretter" aktiv, schmunzelt angesichts dieser Aussage. Seiner Meinung nach ist der Gebrauch des Englischen in bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel in der Wissenschaft, keineswegs ein Zeichen für eine Bedrohung. Vielmehr zeigt sich, dass es immer wieder Phasen gab und gibt, in denen eine Sprache durch eine andere Sprache beeinflusst wird. Auch das Französische hatte früher einen großen Einfluss auf unsere Sprache. Das hat allerdings auch nicht dazu geführt, dass wir heute nur noch Französisch sprechen. Und dass Wissenschaftler in ihren Veröffentlichungen hauptsächlich Englisch schreiben, liege einfach daran, dass man mit dieser Sprache einfach ein größeres Publikum erreiche. Immerhin steht Englisch in der Weltrangliste der meistgesprochenen Sprachen auf Platz 3. Deutsch dagegen belegt "nur" Platz 10. Auch hat Englisch in vielen Ländern einen hohen Stellenwert als Zweitsprache.

Wer kümmert sich um bedrohte Sprachen?
Zur Dokumentation und Erhaltung vom Aussterben bedrohter Sprachen gibt es heute viele Projekte. Sprachen, zu denen es keine Verschriftung gibt, müssen die Forscher zunächst erlernen, um eine schriftliche Form zu entwickeln. Die Sprache wird dann analysiert und beschrieben. Auf dieser Grundlage kann eine Grammatik entwickelt werden, was allerdings mehrere Jahre dauert. Meist wird heute ebenfalls Audio- und Videomaterial aufgenommen, wodurch auch Rituale und Bräuche, sowie die jeweiligen Sprachrhythmen erhalten bleiben.

So fördert die VolkswagenStiftung die Initiative Dokumentation bedrohter Sprachen (DOBES) mit insgesamt 2,9 Millionen Euro. Diese verfolgt zum einen das Ziel, die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler und der Öffentlichkeit auf das Problem zu lenken und andererseits die bedrohten Sprachen wenigstens in medialer Form für die Nachwelt zu erhalten. Mit Recorder, Videokamera, Fotoapparat und Notizblock ausgerüstet, machen sich die Wissenschaftler zu ihren Feldforschungen vor Ort auf den Weg.

Die Zeugnisse dieser meist nur mündlich vermittelten Sprachkulturen sollen vor ihrem spurlosen Verschwinden in einem elektronischen Archiv aufgezeichnet werden. Dieses wurde durch die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts in Nijmegen entwickelt, wofür sie sogar den Heinz-Billing-Preis 2002 gewannen. Bei der Auswahl der einzelnen zu dokumentierenden Sprachen wurde darauf geachtet, möglichst alle Regionen der Welt abzudecken, die sich durch eine große Sprachenvielfalt auszeichnen. So wird im südlichen Zentralsibirien mit dem Tofu eine Sprache dokumentiert, die nur noch 300 Menschen sprechen. Aus den zahlreichen sehr bedrohten Sprachen Afrikas wird das Ega dokumentiert, das an der Elfenbeinküste gesprochen wird. Unter anderem werden aber auch bedrohte Sprachen aus den USA, Südamerika und Indonesien konserviert werden.

Der Rosetta-Stein als Vorbild
Eine ähnliche Methode wählten die Initiatoren des
Rosetta-Project. Sie wollen über 1000 Sprachen in einem Online-Archiv aufzeichnen. Wissenschaftler kommen beim Rosetta-Project nur zum Einsatz, um die Einträge, die durch die User selbst eingestellt wurden, zu überprüfen. Rosetta sammelt in zehn Kategorien, so etwa Textbeispiele in schriftlicher und akustischer Form, Karten- oder sprachanalytisches Material wie etwa grammatische Beschreibungen.


Der Rosetta-Stein ...
Quelle: www-nmr.cabm.rutgers.edu


... und seine Inschrift
Quelle: www.bgst.edu.sg

Der Name des Projekts stammt von dem gleichnamigen Stein, auf den Napoleon bei seinem Marsch über die Nilregion stieß und damit den Schlüssel zur alten ägyptischen Hieroglyphensprache fand. Der Rosetta-Stein, ein 1000 Jahre alter Basaltbrocken, hatte in seiner Oberfläche denselben Text in drei Sprachen eingraviert: in Umgangssprache, auf Griechisch und einmal im hieroglyphischen Ägyptisch. Nur durch diesen Stein gelang es den Wissenschaftlern, die Hieroglyphen teilweise zu entschlüsseln und damit viele Geheimnisse der Vergangenheit Ägyptens zu lösen.

Sprachen konservieren für die Ewigkeit 

Diesem Vorbild eifern die Initiatoren des Rosetta-Projects nach. Denn bei der momentanen rasanten Entwicklung der Computersysteme kann niemand vorhersagen, ob heute digital gespeicherte Daten auch in hundert Jahren noch gelesen werden können. Deshalb wird zur dauerhaften Konservierung mit einem Laser in eine knapp acht Zentimeter große Nickel-Diskette der Text des ersten Kapitels des Buches Genesis in 1000 verschiedenen Sprachen eingeätzt.


Die Rosetta-Disk
Quelle: http://www.rosettaproject.org/live
 

Und dieser wird auch noch in 100 Jahren zu lesen sein. Man braucht nichts weiter als ein gutes 1000fach vergrößerndes Mikroskop.

Vielleicht profitieren auch die Wintu einmal von diesem Projekt. Denn wenn auch nicht die Kultur einer Sprechergemeinschaft auf diese Diskette eingeätzt werden kann, so bleibt doch zumindest die Sprache an sich erhalten. Jedenfalls hat Stefan Liedtke schon einen großen Teil zur Erhaltung und Rettung des Wintu beigetragen. Denn ihm ist es sogar gelungen, ein erstes Wörterbuch und eine Fibel in Eigeninitiative anzufertigen. Und im Sommer 1998 konnte er erstmals einen Workshop veranstalten, an dem acht Familien mit Kindern und einige Einzelpersonen teilnahmen.


Weitere Informationen im Internet: 
Zur Sprachenvielfalt und deren Bedrohung auf der Erde: http://www.ethnologue.com/
DOBES
: http://www.mpi.nl/DOBES 
Rosetta - Project: http://www.rosettaproject.org/live 
Gesellschaft für bedrohte Sprachen: http://www.uni-koeln.de/gbs/

 

Mehr dazu?

Olelo Hawai´i. Die ethnische Bevölkerung Hawaiis kämpft mit Geschick und Erfolg um das Überleben ihrer Sprache und Kultur.

Bedrohte Sprachen: Sprachforscher im Wettlauf mit der Zeit

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Viele der etwa 6.500 verschiedenen Sprachen auf der Erde sind vom Aussterben bedroht. Desinteresse oder gar gezielte Unterdrückung lassen sie verschwinden. Wissenschaftler versuchen, die sterbenden Sprachen aufzuzeichnen und für die Nachwelt zu erhalten.

Nikolaus Himmelmann sieht sich nicht als Retter: "Das hört sich immer sehr spektakulär an, aber was wir machen, ist eher Erhaltung." Als Vorsitzender der Gesellschaft für bedrohte Sprachen (GBS) hat es sich der Sprachwissenschaftler zur Aufgabe gemacht, bedrohte Sprachen zu dokumentieren. Die Zeit drängt, immerhin könnten bis zum Ende des Jahrhunderts fast die Hälfte aller Sprachen von der Erde verschwunden sein: Durchschnittlich stirbt alle zwei Wochen eine Sprache aus, sagt Himmelmann.

Sorbische Prozession (Archivbild): "Eine Sprache lebt, wenn man in ihr lieben und fluchen kann"

Wobei, wie Himmelmann anmerkt, der Begriff "Aussterben" wiederum sehr drastisch ist. Er spricht von einem Sprachwechsel. Dies sei ein dynamischer und natürlicher Prozess. Oft werden Teile der alten Sprache übernommen, die Sprache differenziert sich, eine neue entsteht.

Das wohl bekannteste Beispiel ist Latein. Die Sprache der alten Römer genießt zwar ewiges Leben im Vatikan, ist aber sonst eine tote Sprache. Doch aus dem Lateinischen haben sich zum Beispiel die quicklebendigen Sprachen Italienisch und Spanisch entwickelt.

Das Problem: Die Sprachen, die heute vom Aussterben bedroht sind, waren niemals annähernd so weit verbreitet wie Latein zu seiner Blütezeit. Es geht vielmehr um Sprachen, die zu ihren Blütezeiten von ein paar tausend, heute von weniger als fünfzig Menschen beherrscht werden.

"Ein paar Linguisten und zwei bis drei Jahre Zeit" 

Der amerikanische Linguist David Harrison, wie Himmelmann ein Experte für bedrohte Sprachen, beschreibt die Probleme bei der Spracherhaltung: "Wenn die Sprache moribund ist, also im Sterben liegt, haben Linguisten meistens das Problem, dass es nur noch ältere und schwache Sprecher gibt, die auch über eine große Region verstreut sein können."

Für die Dokumentation des Grundgerüsts einer Sprache benötige man "ein paar Linguisten und zwei bis drei Jahre Zeit". So viel Zeit bleibt den Sprachwissenschaftlern aber oft nicht, denn die Sprachwechsel laufen heutzutage mit großer Geschwindigkeit ab. "Wir leben in einer globalen Informationswirtschaft", sagt Harrison. "Die Dominanz einiger Sprachen ist nachteilig für kleine Sprachen." Die Globalisierung trägt dazu bei, dass einige große Sprachen – allen voran Englisch – in jeden Winkel der Erde vordringen und dort kleinere Sprachen verdrängen.

Aber wäre es nicht ohnehin viel besser, wenn alle Leute auf der Welt eine Sprache sprächen? Das würde Kommunikation vereinfachen, Zeit und Geld sparen - und mühseliges Vokabellernen entfiele auch. Sollte man dann die Verdrängung daher eigentlich nicht aktiv unterstützen? Wozu die ganze Mühe mit der Spracherhaltung?

Sprachforscher Himmelmann widerspricht: "Ich halte eine globale Einheitssprache für nicht möglich." Wenn die Sprache allein ein Kommunikationsmittel wäre, so sagt der Wissenschaftler, dann gäbe es vielleicht schon lange nur eine Weltsprache. "Aber Sprache erfüllt auch eine kulturstiftende Funktion und deshalb wird es immer unterschiedliche Sprachen geben."

Der Linguist vergleicht die Aufzeichnung einer Sprache – also einer immateriellen Komponente von Kultur – mit dem Erhalt einer materiellen kulturellen Errungenschaft: Obwohl Pyramiden nicht mehr für ihre ursprünglichen Zwecke genutzt werden, stehen sie auch heute noch in der Wüste - und keiner käme auf die Idee, sie abzureißen.

Minderheitensprachen werden unterdrückt und ihre Sprecher gezwungen, zur gesellschaftlich akzeptierten Sprache zu wechseln. So erging es zum Beispiel dem Lasischen. Diese Sprache ist an der nordöstlichen Küste des Schwarzen Meeres zwischen Batumi (Georgien) und Pazar (Türkei) beheimatet.

Jahrelang zielten türkische Gesetze auf eine systematische Unterdrückung von Minderheitensprachen ab: Nicht-türkische Ortsnamen wurden verboten, das Bildungssystem war komplett auf Türkisch ausgerichtet, Neugeborene mussten türkische Namen erhalten. "Traditionen gehen verloren, die Kultur der Lasen hat sich gewandelt", beschreibt Silvia Kutscher vom Institut für Linguistik an der Universität Köln die Folgen der Sprachunterdrückung.

"Linguisten können nur einen Beitrag zur Erhaltung der Sprache leisten", sagt Kutscher. "Zum Beispiel eine Grammatik schreiben. Das kann Impulse geben und Selbstbewusstsein aufbauen." Aber die Reanimation der Sprache hänge von den Menschen vor Ort ab: "Es muss von innen kommen."

Sprachrettung mit den Großeltern 

Für die Revitalisierung einer Sprache eignen sich nach Ansicht von Kutscher besonders sogenannte Apprenticeship-Programme. "Großeltern begleiten dabei ihre Enkel und andere Kinder im Alltag und sprechen ihre eigene Sprache." Solche Programme funktionieren allerdings nur, wenn "die Sprachgemeinschaft hochgradig organisiert ist und ein großes Interesse am Erhalt ihrer Sprache hat", schränkt Kutscher ein. Bei den Lasen zum Beispiel seien die Voraussetzungen nicht gegeben.

Dass sprachliche Reanimation in anderen Fällen aber durchaus erfolgreich sein kann, zeigt das Hebräische. Mit der Gründung des "Rats der hebräischen Sprache" im Jahr 1889 wurde die Wiederbelebung der biblischen Sprache in Angriff genommen. Heute wird Hebräisch von Millionen Menschen als Muttersprache verwendet – der Patient konnte also gerettet werden.

Eine Revitalisierung ihrer Sprache erhofft sich auch Sonja Wölke vom Sorbischen Institut. Sorbisch ist eine slawische Sprache, die heute nur noch in der Lausitz sowie den angrenzenden polnischen Regionen von ungefähr 30.000 Menschen gesprochen wird. Es wird unterschieden zwischen dem Nieder- und dem Obersorbischen. Beide Sprachen sind zwar noch nicht moribund, dennoch verzeichnen sie seit Jahrzehnten sinkende Sprecherzahlen, sie kränkeln. Vor allem junge Leute lernen die Sprache nicht mehr.

Ähnlich wie das Lasische genoss Sorbisch lange Zeit wenig Anerkennung. Wölke, deren Name auf Sorbisch Sonja Wölkowa lautet, berichtet aus ihrer Familie: "Die Eltern meiner Großmutter zogen mit zwei Töchtern aus einem sorbischen Dorf nach Bautzen. Als die ältere Tochter dort zur Schule kam, hatte sie wegen mangelnder Deutschkenntnisse große Schwierigkeiten. Dass das Kind Sorbisch konnte, wurde in keiner Weise als Fähigkeit anerkannt. Der Lehrer legte den Eltern nahe, mit der jüngeren Tochter nur noch Deutsch zu sprechen."

Obwohl es ein Programm für die zweisprachige Ausbildung von Vorschulkindern und viele sorbische Kultureinrichtungen gibt, dominiert das Deutsche in der Lausitz, speziell in den Medien. Der sorbische Rundfunk soll ein Kontrastprogramm bieten, die Sprache erhalten und fördern.

"Er ist für viele Sorben die einzige Möglichkeit, im Laufe des Tages ihre Sprache zu hören", erklärt Marko Greulich, Redakteur beim Sorbischen Rundfunk. Vor allem Kinder bekämen täglich wichtige Hörspiele und könnten neue Wörter lernen.

Doch auch Greulich – oder Marko Grojlich – sieht, dass es Sorbisch "als normales Kommunikationsmittel im täglichen Leben" schwer hat. "Eine Sprache lebt, wenn man in ihr lieben und fluchen kann", sagt er. Und setzt nach: "Und die sorbische Jugend flucht auch schon mehr Deutsch als Sorbisch."


http://www.welt.de/wissenschaft/article116915036/Globalisierung-laesst-kleine-Sprachen-aussterben.html

http://www.rtl.de/cms/news/rtl-aktuell/3-000-sprachen-werden-aussterben-linguisten-zeichnen-bedrohte-sprachen-auf-2f33a-51ca-47-1526465.html

http://www.tk.de/tk/a-z-navigation/s/auch-sprachen-koennen-aussterben-10004261/537706

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bedrohter_Sprachen

http://de.wikipedia.org/wiki/Bedrohte_Sprache

http://www.tu-chemnitz.de/phil/leo/rahmen.php?seite=r_wiss/herklotz_sprachensterben.php

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/bedrohte-sprachen-sprachforscher-im-wettlauf-mit-der-zeit-a-578602.html




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