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Er Jhren zum Gegestnd der nlyse und Kritik in Deutschlnd sowie in nderen L~ndern geworden

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Iwan A. Boldyrew

Ernst Bloch und seine Deutung der ”Phänomenologie des Geistes“

Die Philosophie Ernst Blochs ist seit den 1950-er Jahren zum Gegestand der Analyse und Kritik in Deutschland sowie in anderen Ländern geworden. Selbstverständlich ist solche Interesse nicht zufällig. Es ist Bloch in seinen Werken gelungen, die Erfahrung des Avantgarde, den schöpferischen Marxismus und die mystische Gnosis zu vereinigen. Schon in “Geist der Utopie“, im Buch, das in der gleichen geistigen Situation wie Lukács’ “Geschichte und Klassenbewusstsein“1 entstanden und mit dem auftauchenden Neomarxismus eng vebunden ist, hat Bloch die Umrisse seiner philosophischen Interessen und Suchen entworfen. Es handelt sich um eine besondere mit den lebendigen Gestalten des Bewusstseins identifizierte Besinnung, Einstellung, die die dialektisch begriffene Zukunftsperspektive genannt werden kann. Diese Besinnung verbindet der “Philosoph der Oktoberrevolution”2  mit der konkreten [werdenden] Utopie, also nicht mit etwas Undurchführbares, sondern mit der realen Möglichkeit, die ihre Verwirklichung erwartet3. In seinen späteren Werken gelingt es Bloch, eine Sammlung utopischer Motive in Musik, Literatur, Religion und Politik zusammenzustellen und eine ungewöhnliche, “Vorseinsontologie“, “Ontologie des Noch-nicht-seins” zu schaffen, indem er versucht, dem dialektischen Materialismus jenen naturphilosophischen Gehalt zu geben, der z. B. für Bruno, Goethe und manche der deutschen Romantiker charakteristisch ist.

Am meisten war Bloch von Marxismus und Expressionismus beeinflusst. Der letztere hat nicht nur seine ästhetische Konzeption, sondern auch seinen literarischen Stil vorbestimmt. Die Poetik der flüchtigen erfüllten Augenblick wird zu einer der Haptthemen seiner Werke. (Eben deshalb glaubt z. B. F. Jameson, dass die ganze Philosophie Blochs als eine umfassende Erläuterung zu Goethes “Faust” zu betrachten sei4). Ausserdem war Bloch von Aristoteles und mittelalterlichen Aristotelismus, Neuplatonismus, jüdischen und katholischen Mystik der Mittelalter und von der hegelschen Dialektik sehr stark beeinflusst. Bloch versucht, eine vollständig offene und dynamische Welt, d. h. den Weltprozeß der noch nicht verwirklichten Möglichkeiten zum Gegenstand der philosophischen Forschung und Reflexion zu machen. Philosophie wird zur aktiven Befreiung der Menschheit; als Medium zwischen Theorie und Praxis ist der prophetische Diskurs des Philosophen, die eine exakte Phantasie (Goethe)5 benutzt um die kosmische “Latenzen” zu entdecken. Bloch sagt sogar, dass die marxistische Anthropologie ohne marxistischen Kosmologie unmöglich ist. Marxismus (als Ideologie, die die Bewegung zum Sozialismus, zur Humanisierung der Natur motiviert) und Dialektik als Algebra der Revolution waren für Bloch wesentliche Bestandteile des kolossalen eshatologischen Projekts, dessen Ziel die Gründung des kommunistischen “Reichs der Freiheit” war. In der künftigen Welt wird die Entfremdung beseitigt und Distanz zwischen dem Subjekt und Objekt aufgehoben; dort passiert eine reale geistige Befreiung des Menschen. Dieser Bewegung hilft die Hoffnung, die, genauso wie Utopie, im Hauptwerk Blochs “Das Prinzip Hoffnung” ontologisiert und zum Kern der Entwicklung der Menschheit und der Weltkultur wird.

Die geschichtsphilosophischen Studien Blochs sind der Entwicklung des Materialismus, der christlichen Religion (die anthropologisiert wird), der Theologie und hegelschen Philosophie gewidmet. Wir wollen einen wichtigen Punkt aus dem blochschen Nachlaß hervorheben und uns darauf konzentrieren – auf Blochs Deutung der “Phänomenologie des Geistes“. Die Rede ist nicht nur von Blochs Interpretation, sondern auch davon, dass die Philosophie Hegels als Grundlage des utopischen Denkens von Bloch betrachtet werden kann, weil die Werke des letzteren von Dialektik durchdrungen sind. Die systematische Betrachtung der hegelschen Philosophie ist in Blochs Buch “Subjekt-Objekt. Erläuterungen zu Hegel” zu finden.

Drei historische Ursprünge der “Phänomenologie des Geistes”

Bei der Bestimmung der Ursprünge der “Phänomenologie” erwähnt Bloch drei sozialhistorische und ideologische Momente, die die Entstehung dieses Werkes beeinflussten.  Das erste ist die Französische Revolution, nach der das neue Subjekt, das tätige Ich auf die historische Bühne getreten ist, das sich selbst frei setzt und befreit. Das revolutionäre Ich macht sich, so Bloch, “zum Maß aller Dinge”6. Sein zweifelndes Verhältnis zu allem im voraus Gegebenen und Bekannten ist das Verhältnis des Bürgers, der sich ungemütlich in der feudalen Gesellschaft fühlt. Die Gedanken Blochs kann man in diesem Kontext mit den Ideen von einem ihm nähen Hegel-Deuter H. Marcuse vergleichen. Er meinte, Hegel habe vom Zeitalter der Aufklärung7 und der Französischen Revolution eine Idee des aktiven Subjekts übernommen, der eine immanente Macht der Selbstverwirklichung und Reflexion besizt und imstande ist, die ihm von außen vorgegebenen sozialen Prinzipien zu negieren und zu kritisieren. Zweifellos hatte dieses neue politische Subjekt auch seine Vorgänger. Bloch erwähnt das Prinzip des radikalen Zweifels bei Descartes, Kants Transzendentalismus, aber für Apotheose der Verherrlichung des tätigen Ichs hält er mit Recht Fichtes Philosophie. Für Bloch ist es auch wichtig, dass “Phänomenologie” Kritik an bestehende Sozial- und Kulturformen enthält, wie z. B. “das unglückliche Bewusstsein” (hier wird Kritik der frühen Christentums gemeint) oder Darstellung des “geistigen Tierreichs oder Betrugs” (hier sieht Bloch Kritik an dem individuellen Interesse, “das sich hinter geistigen Phrasen verbirgt”)8. Solche Kritik mildert die in der “Phänomenologie” bemerkbare Tendenz zur Versöhnung mit der Welt. Bloch und Marcuse (wie Marx) interessieren sich also für die kritischen Aspekte der “Phänomenologie”, für deren revolutionären Potential.

 Der zweite Faktor, der die “Phänomenologie” beeinflusste, ist nach Bloch die Entstehung der Theorie der mathematischen Konstruktion, der Erzeugung des Denkinhalts. Es handelt sich um ein besonderes schaffendes Subjekt, homo faber, für das das Wahrnehmungsurteil in das Erfahrungsurteil nach den mathematischen Gesetzen transformiert. Von den Vorstellungen über die Natur als Buch, das in Zahlen geschrieben ist (Galilei) und über die Philosophie als Lehre von der Bewegung der Körper (Hobbes) ging das europäische Denken zur physisch-mathematischen Naturwissenschaft über, in dem die Natur auf der Sprache der rationalen Formeln beschrieben wurde. Doch wurde schon bei Hume und Kant der mathematische Rationalismus begrenzt, und die Mathematik hielten sie nur für die Lehre von den möglichen, und nich realen Verhältnissen zwischen Vorstellungsinhalten. Bloch meint, dass die Generation Hegels, die in der Athmosphäre der “Jugendfülle und Buntheit eines bürgerlich-revolutionären Daseins”9 erzogen wurde, unter der rationalen Gesetzmäßigkeit der mathematischen Naturwissenschaft (die auch in dem zurückgebliebenen halbfeudalen deutschen Staat mit seiner rationalen Bürokratie und Despotismus verkörpert war) sich nicht konnte subsumieren lassen10.

In der “Phänomenologie”, so Bloch, gibt es auch eine Konstruktion, doch Hegel braucht nicht die abstrakten Gesetze des formellen Verstandes, sondern die konkreten, der Welt immanenten Beziehungen. Für solche Konstruktion wird die Mathematik schon untauglich, sie wird durch Geschichte ersetzt, und die Erzeugung des Objekts wird, wie Bloch schreibt, “historische Genesis11. Der einzige Denker, der als Hegels Vorläufer in diesem Zusammenhang betrachtet werden kann, ist G. Vico, den Hegel nicht kannte. Die Idee von Vico, dass nur das vom Menschen Geschaffene (also Erzeugte) erkennbar ist und dass folglich nur die historische und soziale Welt ausführlich untersucht werden kann, ist, wenn auch implizit, in der “Phänomenologie” zu finden. Solche Untersuchung vergleicht Bloch mit der Differentialrechnung, die auf den schon erwähnten Grundlagen geschaffen wurde12. Doch sogar die Mathematik, die die dynamischen Systeme zu begreifen sucht, ist, philosophisch betrachtet, statisch. Denn im Rahmen der mathematischen Erkenntnis gibt es keinen Raum für die geschichtliche Entwicklung und qualitative Veränderung13. Die Theorie der mathematischen Zeit gibt keine Antwort auf die Frage, wie das prinzipiell Neue auftauchen kann14. In der “Phänomenologie” werden die irreversible Zustandsänderungen betrachtet, die innerhalb der historischen Zeit stattfinden. Bloch behauptet, dass Hegel versucht, eine neue Mathematik zu schaffen, die vortrefflich seinen Ideen der Errichtung der System der Wissenschaft passte. Solche Interpretation der hegelschen Philosophie (besonders im Licht seiner Kritik der mathemathischen Erkenntnis) ist kaum voll berechtigt, um so mehr dass Bloch selbst darauf nicht bestand, sondern einfach auf die grundlegende Unterschiede des hegelschen wissenschaftlichen Systems von den Werken der Philosophen des 17. Jahrhunderts zeigte und beschrieb, woraus diese neue “Wissenschaftlichkeit” bestand. Bloch zeigt also die Eigenart der Wissenschaft der Phдnomenologie des Geistes, einige ihrer methodologischen Voraussetzungen. Im grossen und ganzen ist seine Stellung deklarativ. Doch sind wir der Meinung, dass Bloch vom Standpunkt der geschichtlichen Entwicklung Recht hat: Hegel hat wirklich eine für seine Epoche einzigartige historisch-dialektische Untersuchung der Kulturformen unternommen und hat sich bemüht, den wissenschaftlichen Status solcher Untersuchung zu begründen.

Als dritte Quelle der “Phänomenologie” gilt nach Bloch die Entstehung der historischen Schule und die Wirkung der deutschen Romantik. Die romantische Naturdeutung sowie die Idealisierung der Vergangenheit waren meistens die Gegensätze des abstrakten Rationalismus der Aufklärung und deshalb, so Bloch, die Kategorien, die Hegel in der “Phänomenologie des Geistes” behandelt, sind konkret, historisch und inhaltlich im Gegensatz zur Studie der unveränderlichen “menschlichen Natur“, womit sich die Denker der 18. Jahrhunderts beschдftigten. Obwohl im alten Rationalismus die Methode und ihr Gegenstand identisch waren und der Gegenstand der Erkenntnis die Erkenntnis selbst war, doch war dieser einzige Gegenstand die mathematische Natur, wo es keine “Einzelheiten, Qualitäten, Unterbrechungen und Spürungen“15 gibt, die für Philosophie Blochs so wichtig waren. Blochs allzu scharfe Gegenüberstellung der “Phänomenologie des Geistes” und der Traktate des 18. Jahrhunderts kann wohl unbegründet scheinen. Es ist bekannt, welche Rolle konkrete historische Inhalte in den Werken von z. B. Hume, Montesquieu oder Smith (die Hegel wohl kannte) gespielt haben. Vermutlich meint hier Bloch eher eine eigenartige Organisation des Materials, die sich bei Hegel der Konkretheit des Begriffs unterordnet. Genau diesen Sinn haben die konkreten Formen – die Gestalten der “Phänomenologie”, deren historische und logische Abfolge wirklich fast mit nichts zu vergleichen ist, wenn wir die wissenschaftliche Literatur des 18. Jahrhunderts analysieren.

Blochs Deutung der Struktur und des Inhalts der “Phänomenologie”

Wenn Bloch die gesamte Struktur der “Phänomenologie” behandelt, entlehnt er die Ideen von G. Lukács und seinem Buch “Der jünge Hegel”16. Es handelt sich um drei Teile des Werkes – der Aufbau, den, so Bloch, zum ersten Mal Marx bemerkt hatte, lange vor den “bürgerlichen Hegelphilologen (Hadlich, Lasson, Haering)17. Der erste - “subjektive” – Teil der “Phänomenologie” besteht aus Kapitel I-V “Bewusstsein“, “Selbstbewusstsein“, “Vernunft“), der zweite – “objektive” - umfasst Kapitel VI (“Geist“)18, und der letzte – absolute Teil besteht aus Kapiteln “Religion” und “Absolutes Wissen”. Im ersten Teil ist die Geschichte für das Subjekt etwas äußerliches, zufälliges, im zweiten Teil begreift Subjekt die (soziale) Geschichte als Raum seiner eigenen Entwicklung, und im letzten Teil wird die Geschichte völlig von ihm angeeignet und nochmals bewusst gemacht. Natьrlich ist solche Deutung problematisch. Erstens wird hier die Struktur der hegelschen “Philosophie des Geistes” auf die “Phänomenologie des Geistes” ohne Recht ausgedehnt, während die “Phänomenologie” nach Hegel kein Teil der Philosophie (in ihrer “enzyklopädischen” Form) ausmacht, sondern die Einleitung in die philosophische Problematik ist. Ausserdem sehen wir hier eine typisch marxistische Behandlung der philosophischen Erbe Hegels: bei der Analyse der “Phänomenologie” wird die von Individuum (Bewusstsein) realisierende Aneignung der sozial-historischen Erfahrung betont, und die ganze Bewegung der Bewusstseinsformen wird nur nach dieser Logik möglich: Dialektik ist hier nur die Logik der Geschichte.

Bloch interessiert sich (öfter in den späteren Werken19) für die Stufen der Bewusstseinsentwicklung. Solche Stufen verbindet er mit den mystischen Kulten des Altertums, mit den Stufen der Einweihung. In den Kulten der späten Antike sowie in der Schule der Yoga eröffnete sich dem Bewusstsein auf jeder neuen Stufe die neue Welt20. Bloch vergleicht den Aufbau der “Phänomenologie” mit verschiedenen mittelalterlichen philosophischen Theorien, u. a. mit der von Hugo von St. Victor, bei dem die drei Stufen der intellektuellen Tätigkeit – «Cogitatio», «Meditatio» und «Contemplatio» - drei Augen sind mit deren Hilfe die Körper, die menschliche Innerlichkeit und die mystische Geisterwelt erkannt werden. Bloch erinnert sich auch an Nikolaus von Cusa und seine Theorie der Stufen (die Stufe «Sensus», die nur verworrene Bilder liefert, «Ratio», die nach dem Prinzip der Widerspruchs die Gegensätze auseinanderhält, «Intellectus», mit deren Hilfe wir die Gegensätze als miteinander verträglich sehen, und «Visio», die Gott als die unendliche coincidentia oppositorum sieht). Doch interessierst sich Bloch meistens für die besondere Bildungskonzeption (wo das Subjekt sich in Wechselwirkung mit Objekt entwickelt) und nicht für die geschichtsphilosophischen Vergleiche.

Bei der Analyse des Inhalts der “Phänomenologie” verweist Bloch auf die Lücke, die Leerstelle, die er zwischen den Teilen «Geist» und «Religion» hinstellt. Er glaubt, dass im seiner selbst gewissen Geist oder in der Moralität der Platz für die bürgerliche Freiheit bleiben müsste. Bloch beruft sich sowohl auf Hegels Briefe von der Zeit, wenn er an der “Phänomenologie” arbeitete, als auch auf die Werke von Rosenkranz und Lukács, und behauptet, dass Hegel an das Projekt der neuen deutschen Gesellschaft, des «Rheinbunds» dachte. Er meint, dass diese Welt nicht nur «jenseits des verrotteten Adels», sondern auch jenseits des geistigen Tierreichs der Bourgeoisie liegt21. Das wäre Bloch zufolge eine Welt, die keine Vorgänger in der realen Geschichte der Menschheit hatte22. «Das andere Land» ist nach Bloch Deutschland, aber auf die für Hegel untypische Weise des abstrakten Ideals, des Postulats geschildert. Dieses Ideal, so Bloch, ist eine inhaltslose Utopie geblieben23, weil Hegel keine Ahnung von der Moralität der sozialistischen Gesellschaft hatte.

Bloch nennt das Ende der «Phänomenologie» «mystisch». Er schreibt dem jungen Marx zustimmend: «dem Bewusstsein sind seine Gegenstände überhaupt aufgehoben, denn Gegenständlichkeit überhaupt ist leider für Hegel dasselbe wie Entfremdung»24. Solche Aufhebung der Subjektivität charakterisiert er als «Zusammenfall, ja Einsturz des Objekts ins Subjekt»25. Die philosophischen Probleme (und besonders die für Bloch als Marxist wichtigen Probleme der Freiheit und Entfremdung) müssen nicht nur im Kopf des Philosophen oder in der Welt seines Geistes ihre Erledigung finden. Der Mensch, das Subjekt muss nicht alleine, sondern mit der ihm entsprechenden Welt zur Wahrheit kommen. Die subjektive Sehnsucht (als Tatsache der Erfahrung) verschlingt sich mit dem weltgeschichtlichen Prinzip Hoffnung auf das unentfremdete, humane, gesellschaftliche Dasein der tätigen Individuen, die ihre Freiheit gewinnen.

Über Blochs Vision dieses «Schlussakkords» gibt es in der Literatur Meinungsunterschiede. Der Hauptwiderspruch besteht hier gerade in der Anwesenheit der Widersprüche. Einige Forscher26 glauben, dass es in diesem Zustand keine Ruhe und Nirwana  gibt und dass im Gegenteil das Ziel der utopischen Bewegung an der höchsten Intensität dieser Bewegung liegt. Doch z. B. führt H.-E. Schiller27 die Worte Blochs an: «Präsenz (des Für-sich) ist solch vollkommene Vermittlung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Sollen und Sein, dass sich beide nicht mehr gegeneinander im Widerspruch verhalten. Es ist das ein sehr herrlicher, strahlenwerfender Akkord, genannt: das höchste Gut»28.

Das Faustmotiv der «Phänomenologie des Geistes»

«Phänomenologie des Geistes» bekommt in Blochs Deutung noch eine interessante – literarische – Dimension. Im Buch «Subjekt-Objekt» sagt er zum ersten Mal29, dass wie eigenartig Hegels Werk auch sei, doch gibt es ein «Schwesterwerk» und zwar Goethes «Faust», an dem die Bewegung und das Ziel der «Phänomenologie» erläutert werden können. Beide Werke sind in der gleichen geistigen Situation entstanden, beide sind Ausdruck des bürgerlichen Bewusstseins in der Zeit der Entfesselung ihrer produktiven Kräfte. Der Mensch ist in beiden Büchern Schöpfer seiner eigenen Welt, der sich mit der Welt vereinigend in die Zukunft schreitet. Faust ist ein unbefriedigtes, ungenügsames Subjekt, das erfahren will, was der ganzen Menschheit zuerteilt ist. Um das Unendliche zu erreichen, geht Faust, einer der Goethes Maximen zufolge, im Endlichen nach allen Seiten und will seine unersättliche, unwillkürliche Neugierde befriedigen. Fausts Unzufriedenheit wird besser definiert während der Wette mit Mephistopheles. Das Wesen dieser für Bloch sehr wichtigen Ereignis besteht darin, dass Faust (oder Subjekt der «Phänomenologie») einerseits nicht faul und selbstzufrieden bleibt und andererseits – den erfüllten Augenblick betrifft, der in Blochs Philosophie auch eine entscheidende Rolle spielt.  Bloch schreibt, dass Intention auf diesen Augenblick dem hegelschen Fürsichsein aus der «Phänomenologie» sehr verwandt ist, obwohl «der Inhalt der Faustwette sich bedeutend weniger im reinen Geist aufhält, bedeutend meht auf Welt mit den Menschen geht»30. Das Fürsichsein des Geistes auf der höchsten Stufe seiner Geschichte ist Bloch zufolge nicht nur blosses Wissen, sondern auch Einschlagen in daseiende Unmittelbarkeit. Das Ungenügen gilt als subjektiver Widerspruch, und die Unzulänglichkeit des Daseins – als objektiver Widerspruch. Dabei wird jede begrenzte Lösung abgelehnt und das Subjekt - auf den Weg der weiteren Entwicklung fortgezogen. «Phänomenologie» und «Faust» werden durch das Fahrtmotiv vereinigt, das die Verbindung von Bildung und Verständnis der Einseitigkeit jeder der erreichten Formen bedeutet. Fьr Bloch ist «Faust» ein Erfahrungsdrama.

Die von Lukács31 und Bloch (wahrscheinlich voneinander unabhängig) festgestellte Annäherung von «Faust» und «Phänomenologie» scheint uns sehr fruchtbar zu sein. Erstens, am Beispiel der vergleichenden Analyse dieser Werke kann man die Unterschiede und Ähnlichkeiten in goetheschen und hegelschen Weltanschauung finden32. Zweitens können wir die von Bloch festgestellten Verschiedenheiten zwischen «Faust» und «Phänomenologie» auf solche Weise benutzen, dass die Kritik Blochs an Hegel sowie ein besonderer Anthropologismus der blochschen Theorie (die in ihrer frühen Version der von Kierkegaard verwandt ist) deutlicher beschrieben werden können. Ausserdem können wir Blochs Philosophie als eine Ergänzung der hegelschen Dialektik betrachten. Drittens, kann die Vergleichung von «Phänomenologie» und  «Faust» Möglichkeiten für weitergehende Verallgemeinerungen anbieten: an diesem Beispiel werden die Unterschiede der philosophischen und literarischen Formen der Verwirklichung ähnlicher Ideen besonders sichtbar – nach Bloch war die Aufgabe von Goethe und Hegel, die Geschichte der Arbeit und Bildung des Menschen und der Menschlichkeit zu schildern, doch wurde diese Aufgabe unterschiedlich gelöst.

Eigenart der Methode der „Phänomenologie“

Bloch schreibt, dass die „Phänomenologie“ von gröβer Bedeutung, als jede andere Schrift Hegels ist, weil sie seine Methode auf die lebendigste und feinfühligste, auf die „elastische“Art enthält. „Hier gibt es keine Spur von Schema“, – sagt er33. Dieser Satz Blochs scheint uns sehr wichtig zu sein, soweit es sein Verhältniss zur „Phänomenologie des Geistes“ betrifft. Wie abstrakt und spekulativ Hegels Werk auch sei, doch glaubt Bloch, dass hinter dem Subjekt „der reelle Mensch mit seinem Willen, mit seiner reell umgestaltenden Arbeit erkennbar“ ist34, und der Weg der „Phänomenologie“ als Weg der Erzeugung und Entstehung des Menschen durch seine Arbeit, und nicht nur durch die Geschichte der Erscheinungen des werdenden Wissens gilt. Bloch erweitert die Ansichten des jungen Marx durch seine Theorie des „erfühlten Augenblicks“, des Reichs des menschlichen Fürsichseins. Ohne diesen finalen Bezugspunkt wäre die „Phänomenologie“ „das, was Hegel am meisten hasste: unendlicher Progress, kurz, Vorgeschichte ohne Resultat“35. In der negativen Eigenschaft der Arbeit versucht Bloch einen besonderen Dinamisnus der materiellen Welt zu finden, den er einem spiritualistischen Panlogismus entgegenstellt36. Im Rahmen der materialistischen Dialektik werden die Gegensände der Philosophie vom materiellen und nicht logischen Standpunkt behandelt. Ausgerechnet das macht Blochs Philosophie „realistisch“, indem sie mit Mannigfaltigkeit, Diskontinuität, Unabgegoltenheit verbindet wird. Bloch schreibt: „Die Wirklichkeit ist Nominalismus, nicht Begriffsrealismus, jedoch Nominalismus, dessen sämtliche Momente und Details durch die Einheit der objektiven Realintention, fundiert durch die utopische Einheit des Ziels zusammengehalten sind“37. Bei der Entwicklung der Beziehungen zwischen dem Menschen und der Natur im Prozess der negativ-dialektisch begriffenen Arbeit begegnet der menschlichen Selbstheit nicht nur ihre Selbstnegation in der Natur, sondern auch ihre innere, andere Selbstheit (was der „Phänomenologie“ sehr verwandt ist), die zeigt, was er „noch-nicht-ist“. In diesem Prozess ist für Bloch eine besondere Rationalität der Arbeit, ihre voluntaristische Spontaneität wichtig.  

Bloch schreibt über den subjektiven Faktor in der Dialektik: „... in der Vor- und Außermenschlichen Welt (Natur), mit noch weniger ausgebrochener, bewuster Art, dieses, was als Natura naturans gedacht worden war. Dialektik insgesammt ist nur eine auf Grund dieses subjekthaften Motors, dieses Dominantzugs durch alle Widrigkeiten hindurch; so erscheint sie auch einzig als Subjekt-Objekt-Beziehung in der Welt, mit dem Subjekt als Objekt, dem Objekt als Subjekt am utopisch erhofften Ende. Das stärkste Subjekt, auch die, wenn gleich noch unbezogene, Schlüsselstellung zu aller Natura naturans ist der Mensch.  Daher wächst die Dialektik, obwohl in allem Geschehen wirksam, mit dem Fortgang der menschlichen Geschichte“38.  

Bloch interessiert sich auch für die Subjekt-Objekt-Vermittlung in der «Phänomenologie» und auch dafür, dass bei Hegel die Bewegung der dialektischen Vermittlung eine besondere subjektive Tätigkeit ist. Diese Tätigkeit ist objektiv im Sinne der Überwindung des unmittelbaren Dualismus des Subjekts und Objekts. Der Ursprung der Widersprüсhe wird auch vom Subjekt her erläutert. Bloch benutzt die Kategorien seiner utopischen Philosophie u. a. eine Kategorie des Nicht, die eine utopische Negativität, eine ruhelose Negation, die für jedes Subjekt nach den neuen Prädikaten sucht, bezeichnet. Die Entstehung des Nichts aus Nicht entspricht bei Bloch der Entstehung des objektiven Widerspruchs aus der subjektiven Unzufriedenheit. Nur das Einschreiten des Subjekts kann die Widersprüсhe vom Standpunkt der Weltgeschichte progressiv machen. Es ist das Subjekt, das ihnen eine Zukunftsperspektive gibt, die Bloch zufolge für wirkliche Mäсhtigkeit der Dialektik gehalten werden kann – Mäсhtigkeit, eine einfache (abstrakte, im Innern verdorbene) Negativität zu überwinden und sie der progressiven Negativität unterzuordnen. Solche Überlegungen werden bei Bloch sozialphilosophisch ausgedrüсkt, indem er Anspruch auf die Begründung der sozialistischen Revolution erhebt: «Der Faktor des subjektiven Widerspruchs in Verbindung mit den objektiv ausgebrochenen komplettiert erst, innerhalb der Klassenkampf-Geschichte, die materielle Dialektik. Diese subjektiv negierende Gewalt führt revolutionär über die bloße Katastrophe, die die einfache Negation bedeuten kann, hinweg: als Beförderung des produktiven Explosivcharakters der objektiven Widersprüche»39.

Als die positiven Resultate der «Phänomenologie» betrachtet Bloch «die reale Selbsterkenntnis als Erkenntnis der Erzeugung des Menschen durch seine Arbeit und Geschichte»40. Es ist das aktive Subjekt, das die der Welt immanenten Widersprüche enthüllen und kritisch überwinden kann. Bloch meint, dass das Prius der Subjektivität nicht nur das eines Geistigen, sondern auch das «eines Triebes,… eines menschlichen Willensfaktors»41 ist. «Der wirkliche dialektische Antrieb ist Bedürfnis», - schreibt er42. Die negative Tätigkeit des Bewusstseins schließt den spiritualistischen Nebel des leeren Subjektivismus43, sowie die Automatie einer inhaltlosen Gegenständlichkeit aus. Das zweite von den angedeuteten Extremen schätzt Bloch um so widriger, dass es mechanistisch und vulgär-materialistisch ist44. Das Hauptproblem für ihn besteht darin, wie das Subjekt eine ihm fremde Gegenständlichkeit überwinden und dabei darin versinken kann45. Wir können also feststellen, dass die  Eigentümlichkeit der Dialektik bei Bloch in ihrer subjektiven Tendenz besteht.

Welche Besonderheiten sind in dieser Subjektivität und in Blochs Anthropologismus sichtbar? Man kann auf diese Frage antworten, wenn einige Züge der in «Geist der Utopie» behandelten Metaphysik des Augenblicks beschrieben werden. Die Erfahrung des Augenblicks ist keine Erfahrung im eigentlichen Sinne, weil der Augenblick dunkel und vorübergehend ist. Doch ist dieses Fehlen des Erlebens ein Teil der Erfahrung. Der gelebte Augenblick ist zwiespältig – er besteht aus der abstrakten Wiederholung der alltäglichen Momente des Lebens, die von dem trüben Gefühl von Selbstfremdheit begleitet wird, und aus dem Augenblick als Ereignis, die eine Sprengung der Kontinuität darstellt. Solcher Sprengung entspricht die Individuierung der Gegenstände46.  Das Dunkle des Augenblicks wird in der unmerklichen, nahen Gegenständlichkeit begriffen, und der Augenblick einen affektiven Sinn gewinnt. Die Flüсhtigkeit des Augenblicks erregt im Menschen das Staunen, und sein Philosophieren beginnt also mit diesem philosophischen Gefühl. In der Metaphysik des Augenblicks wird den substantiellen Kern der Identität, der Selbstheit gesucht, dem der Wille zum Zeugen, zum Präsenz, zum Dasein zugeschrieben wird47. Die Umstände und die Gegenstände des Augenblicks werden zu Symbole, die den Schlüssel zur Lösung des rätselhaften Augenblicks anbieten. Die Symbole des Augenblicks offenbaren sich erst nur auf dem individuellen Niveau, und dann gewinnen sie die kollektive, intersubjektive Bedeutung. Der historische Augenblick ist nur durch die revolutionäre Praxis zu begreifen, nur durch solches Verhältnis zur Geschichte ist es möglich.   In diesem Sinne wird die Erklärung des inneren Dunkels und «Undurchsichtigkeit» der Subjektivität mit Hilfe der Dialektik der Subjekt-Objekt Vermittlung durchgeführt. Doch ist die Phänomenologie des gelebten Augenblicks in erster Linie ein Teil des individuellen Erlebnisses48.

Der Augenblick ist auch sehr konkret; es handelt sich um einzigartige individuelle Umstände des glücklichen Augenblicks, die eine utopische Erfahrung konstituieren. Wir können (H.-E. Schiller folgend) die Metaphysik des Augenblicks bei Bloch mit der Analyse des Jetzt aus Hegels Dialektik der sinnlichen Gewissheit in der «Phänomenologie» vergleichen, denn die Flüсhtigkeit und das Dunkel des Augenblicks entsprechen wohl der Eigenschaft des Jetzt, das «eben dieses ist, indem es ist, schon nicht mehr zu sein»49. Der Augenblick sprengt die Kontinuität der homogenen Zeit und dabei entgeht dieser Zeit. Deshalb ist er kein methodisch konstruierbarer Anfang der Philosophie. Die besonderen Beziehungen zwischen dem Augenblick und dem Ereignis, der historisch-konkrete Charakter des Augenblicks sind die Eigenschaften, die uns daran hindern, Hegels abstraktes Jetzt (das auf die neue Stufe – die Wahrnehmung – übergeht) damit zu identifizieren. Der Anfang des Philosophierens ist für Bloch immer die (unphilosophische) Erfahrung; man kann sagen, dass die «Phänomenologie» auch mit dieser Erfahrung beginnt, doch wird dort teleologisch ein vorhergestelltes Ende konstruiert, eine totale philosophische Wissenschaft, wo die Einseitigkeit der sinnlichen Gewissheit aufgehoben wird. Hegel zeigt, dass Jetzt und Hier allgemein sind, dass auch das empirische Ich allgemein dargestellt werden soll.  Das Allgemeine wird bei Hegel die Wahrheit der sinnlichen Erkenntnis kraft der Bewegung dieser Erkenntnis selbst, die von der Dialektik der reinen Begriffe geleitet ist. Blochs Augenblick dagegen ist die lebendige Erfahrung und nicht das objektivierte Jetzt aus Hegels «Phänomenologie». Die Hauptrolle spielt in seiner Philosophie die konkret-individuelle Natur, die nicht begriffen werden kann, denn der Augenblick ist dunkel. Ausserdem ist Blochs Philosophie utopisch und mit dem verwirklichten Sein der hegelschen Philosophie (zu dem Hegels Philosophie strebt und mit dem sie sich zu versöhnen sucht) unvereinbar.

Bloch will also die Grenzen des begrifflichen Denkens überschreiten. Er verkündigt die Unkonstruierbarkeit des absoluten Frage: «…die Frage, wie man sich die Seligkeit vorstelle … zielt bereits frivol und die Dämmerung aufheiternd auf ein Genanntes, Herangebrachtes, legt uns bereits auf ein schwaches, eingrenzendes Wort fest»50. Die Frage zu stellen ist nach Bloch sie in ihrer Reinheit auszusprechen, zu schildern. Deswegen «steht letzthin allein dieses zur genauen ontischen Diskussion: die Frage nach uns zu fassen, rein als Frage, nicht als konstruierten Hinweis auf eine verfügbare Lösung, die ausgesagte, aber unkonstruierte, an sich selbst existente Frage, um ihre reine Aussage an sich zu fassen als erste Antwort auf sich selbst, als allertreuste, unabgelenkte Fixation des Wirproblems»51. Wir sehen, dass Bloch sich gegen das begreifende Denken der «Phänomenologie» äußert. Und obwohl er sich später immer bemühte, der Dialektik näherzukommen, doch war für ihn Hegels Philosophie immer die Anamnesis, deren Inhalt logisch vorgegeben ist und die prinzipielle Unbestimmtheit des utopischen Denkens vermisst.

Es sei hervorgehoben, dass man Blochs Theorie als umstritten bezeichnen kann. Das Subjekt bei Bloch ist eher ein ästhetisches Phänomen, als ein exakter Begriff, denn wir finden in seinen Werken keine Verschiedenheit zwischen dem empirischen Subjekt und dem Subjekt überhaupt. Blcch zeigt auch keine Beziehungen zwischen den subjektiven Trieben und objektiven Tendenzen, diese Beziehungen bleiben dunkel und rätselhaft, und die Versuche Hegels, diese Beziehungen zu klären, rufen gleich eine unvermeidliche Kritik Blochs hervor, trotz aller seiner äußeren Freundlichkeit zur dialektischen Methode. Es ist doch interessant, dass Bloch diese Methode verteidigen und retten will als die Forschung der konkreten Gestalten des Bewusstseins der endlichen menschlichen Daseins in seinem dialektischen Zusammenhang mit der Welt. Hier steht die Anthropologisierung der dialektischen Methode bei Bloch im Einklang mit dem Standpunkt von A. Kojève. Um so mehr, dass die besondere «Konkretheit» der dialektischen Kategorien in der «Phänomenologie des Geistes», das Fehlen des für die spätere Ontologie Hegels charakteristischen Schematismus (das jedoch von der Funktion der «Phänomenologie» als das in das hegelsche System einleitende Werk bedingt werden kann) bei Bloch zum Ausgang nicht nur für die geschichtsphilosophischen Analyse, sondern auch für den Aufbau seiner eigenen Philosophie, ein mögliches  Pendant zur hegelschen Dialektik. Die Frage, ob es ihm gelungen ist, bleibt jedoch offen.

1 Wenn wir vom jungen Bloch sprechen, müssen wir unbedingt, den meisten Forschern folgend, G. Lukács erwähnen. Ihr geistiger und Lebens-einfluss aufeinander war wirklich sehr stark. Der Projekt der gemeinsamen Bildung einer philosophischen System ist sogar entstanden, doch nicht realisiert.

2 So hat Bloch O. Negt geheissen. Siehe: Negt O. Nachwort zu: E. Bloch. Vom Hasard zur Katastrophe. Fr. a. M.: Suhrkamp, 1971. Für J. Habermas war Bloch “ein marxistischer Schelling” (Ernst Bloch, ein marxistischer Schelling // Habermas J. Philosophisch-politische Profile. Fr. a. M.: Suhrkamp, 1971. S. 141-167).

3 In diesem Kontext benutzt die bekannte marxistische Kritik der Utopie als einer Vorstellung eines vollkommenen Gesellschaftszustands, als einer ideellen statischen Konstruktion, die, einmal erbaut, Ende der Geschichte bezeichnet. Solche Utopie ist verurteilt dazu, abstrakt zu bleiben.

4 Siehe: Jameson F. Marxism and Form: 20th Сentury Dialectical Theories of Literature. Princeton: Princeton University Press, 1974. P. 140.

5 Vgl. Goethe: “So wird ein Mann, zu den sogenannten exakten Wissenschaften geboren und gebildet, auf der Höhe seiner Verstandesvernunft nicht leicht begreifen, daß es auch eine exakte sinnliche Phantasie geben könne, ohne welche doch eigentlich keine Kunst denkbar ist. Auch um denselben Punkt streiten sich die Schüler einer Gefühls- und Vernunftsreligion; wenn die letzteren nicht eingestehen wollen, daß die Religion vom Gefühl anfange, so wollen die ersten nicht zugeben, daß sie sich zur Vernünftigkeit ausbilden müsse“. (Auszug aus seiner Besprechung von Ernst Stiedenroth: Psychologie zur Erklärung der Seelenerscheinungen (1824). Hamburger Ausgabe. München: dtv, 1998. Bd. 13. S. 42).

6 Bloch E. Subjekt-Objekt // Gesamtausgabe. Bd. 8. Fr. a. M.: Suhrkamp. S. 60.

7 Bloch erwähnt die Vorwürfe Hegel gegen die Ideologie der Aufklärung, (die “in der ihr eigentümlicher Plattheit die sehr tief liegenden Wurzeln der Volksreligion überhaupt nicht erreicht, geschweige angegriffen habe” [Subjekt-Objekt. S. 90]), doch gleichzeitig demonstriert er die positive Verhältnis Hegels zur Aufklärung als kritischen Ideologie.

8 Subjekt-Objekt. S. 77.

9 Subjekt-Objekt. S. 63.

10 Nach demselben Prinzip interpretiert Bloch die in der deutschen Literaturwissenschaft bekannte Entgegensetzung von Shakespeare (als regelloser Stürmer, der sich keiner Ordnung subsumieren lasse) und den französischen Klassizisten (als die von kanonischen Regeln beschränkten Dramatiker).

11 Subjekt-Objekt. S. 64.

12 Dialektik und Differentialrechnung sind beide die Theorien der Bewegung, in den beiden theoretischen Programmen gilt als erstes Prinzip das einfachste Element – Differentiale bei Newton und Leibniz, sinnliche gewissheit bei Hegel.

13 In diesem Zusammenhang schreibt Hegel über Mathematik: «…das Tote, weil es sich nicht selbst bewegt, kommt nicht zu Unterschieden des Wesens, ... daher nicht zum Übergange des Entgegengesetzten in das Entgegengesetzte, nicht zur qualitativen, immanenten, nicht zur Selbstbewegung. Denn es ist die Größe, der unwesentliche Unterschied, den die Mathematik allein betrachtet.  Daß es der Begriff ist, der den Raum in seine Dimensionen entzweit und die Verbindungen derselben und in denselben bestimmt, davon abstrahiert sie... sie nimmt aber die synthetischen, d.h.  Sätze ihrer Verhältnisse, die durch ihren Begriff bestimmt sind, aus der Erfahrung auf, und wendet nur auf diese Voraussetzungen ihre Formeln an. ... Das Prinzip der Größe, des begrifflosen Unterschiedes, und das Prinzip der Gleichheit, der abstrakten unlebendigen Einheit, vermag es nicht, sich mit jener reinen Unruhe des Lebens und absoluten Unterscheidung zu befassen». [Hegel. G. W. F. Phänomenologie des Geistes. Hamburg: Meiner, 1988. S. 33-34]

14 Kategorie des Novum ist für Blochs Philosophie sehr wichtig, deswegen war für ihn Hegels Erfindung der dialektischen Bewegung von Substanz-Subjekt von grosser Bedeutung.

15 Subjekt-Objekt. S. 67.

16 Lukács G. Der jünge Hegel. Über die Beziehungen von Dialektik und Ökonomie. Zьrich/Wien, 1948.

17 In den “Ökonomisch-philosophischen Manuskripten aus dem Jahre 1844” wurde diese Struktur beschrieben, aber nicht ausführlich und ohne Begründung.

18 Der Geist ist Hegel zufolge «das Individuum, das eine Welt ist». Die Gestalten des Geistes «unterscheiden sich aber von den vorhergehenden dadurch, daß sie die realen Geister sind, eigentliche Wirklichkeiten, und statt Gestalten nur des Bewußtseins, Gestalten einer Welt» [Phänomenologie des Geistes. S. 290].

19 In erster Linie – in der «Tübinger Einleitung in die Philosophie» (1963). (Bloch E. Tьbinger Einleitung in die Philosophie // Gesamtausgabe. Bd. 13. Fr. a. M.: Suhrkamp, 1970. Ss. 49-90).

20 Man kann sich in diesem Zusammenhang natürlich an die Neuplatoniker mit ihrem Gang zum Absoluten erinnern.

21 Subjekt-Objekt. S. 94.

22 Bloch zitiert dabei die «Phänomenologie» : «Wie das Reich der wirklichen Welt in das Reich des Glaubens und der Einsicht übergeht, so geht die absolute Freiheit aus ihrer sich selbst zerstörenden Wirklichkeit in ein anderes Land des selbstbewussten Geistes über, worin sie in dieser Unwirklichkeit als das Wahre gilt, an dessen Gedanken er sich labt, insofern er Gedanke ist und bleibt, und dieses in das Selbstbewußtsein eingeschlossene Sein als das vollkommne und vollständige Wesen weiß.» [Phдnomenologie des Geistes. S. 394].

23 Es ist interessant, dass bei der Analyse des hegelschen Werkes erwähnt Bloch an dieser Stelle überhaupt keine von Begriffen seiner «utopischen Philosophie» (die er schon in «Geist der Utopie» zu entwickeln begann und danach in den Werken von Jahren 1950-1970 systematisierte). Wahrscheinlich dachte er, dass Hegel Utopie hier «abstrakt», also nur in der individuellen Bewusstsein eingebettet gewesen war und keinen entsprechenden Korrelat in der objektiven geschichtlichen Wirklichkeit gehabt hatte.

24 Subjekt-Objekt. S. 75.

25 Ibid. S. 99.

26 Siehe: Holz H.-H. Logos spermatikos. Ernst Blochs Philosophie der unfertigen Welt. Darmstadt/Neuwied: Luchterhand, 1975. S. 24.

27 Schiller H.-E. Metaphysik und Gesellschaftskritik. Zur Konkretisierung der Utopie im Werk Ernst Blochs. Königstein/Ts.: Forum Academicum in d. Verl.-Gruppe Athenäum, Hain, Scriptor, Hanstein, 1982.

28 Subjekt-Objekt. S. 453.

29 Siehe auch: Bloch E. Das Faustmotiv der Phänomenologie des Geistes // Hegel-Studien. Bd. 1. 1961. Ss. 155-171.

30 Subjekt-Objekt. S. 76.

31 Siehe: Lukács G. Faust-Studien // Faust und Faustus. Vom Drama der Menschengattung zur Tragödie der modernen Kunst. Berlin: Rowohlt, 1968.

32 Wir behandeln hier nicht ihre biographischen Beziehungen und in Detail, sowie die tatsache, dass in der  «Phänomenologie» das Zitat aus «Faust» zu finden ist (Es geht natürlich um «Faust. Fragment»). Das muss zum Gegenstand einer besonderen Untersuchung werden.

33 Subjekt-Objekt. S. 75

34 Ibid. S. 77.

35 Subjekt-Objekt. S. 78.

36 Caysa V. Hegel im Bann des anamnestischen Materialismus; contra Ernst Blochs materialistische Anamnesis der Hegelschen Philosophie // Hoffnung kann enttäuscht werden. Ernst Bloch in Leipzig. / Dokumentiеrt und kommentiert von V. Caysa, P. Caysa, K. D. Eichler, E. Uhl. Fr. a. M.: Hain, 1992. ss. 301-339.

37 Subjekt-Objekt. S. 508.

38 Tübinger Einleitung in die Philosophie. S. 266.

39 Subjekt-Objekt. S. 150.

40 Subjekt-Objekt. S. 103. Hier sehen wir eine unverkennbare Verwandschaft der Deutung Blochs mit der von A. Kojève, der die hegelsche Dialektik anthropologisierte.

41 Ibid.

42 Subjekt-Objekt. S. 137.

43 Der nach Bloch zur «anarchistischen Propaganda» der reinen Tathandlung führt (Subjekt-Objekt. S. 104). Damit meint er vermutlich auch die Philosophie Fichtes.

44 Doch sind Hegels Subjektivismus, ein realistischer Kampf um Anerkennung sehr verschieden mit der existenziell bestimmten Ohnmacht, die zum Subjekt hingerichtet ist. Die Angst und die Sorge sind nur die Zeichen der Krise, eine Reflexion der dekadenten bürgerlichen Welt, die sich einen Zufluchtsort, eine Unterkunft in Existenzialismus findet.  In diesem Sinne ist Bloch natürlich gegen die «existentialistische» Deutung der «Phänomenologie».

45 Er führt die Worte Hegels an: «Die Kraft des Geistes ist nur so groß als ihre Äußerung, seine Tiefe nur so tief, als er in seiner Auslegung sich auszubreiten und sich zu verlieren getraut» [Phänomenologie des Geistes. S. 9]. Bloch achtet auch darauf, dass Hegels Vorwürfe über die «schöne Seele»  in der Tat gegen diese leere Tiefe der Subjektivität gerichtet sind.

46 Schiller H.-E. Op. cit. S. 28-29.

47 Mann kann hier leicht die Parallel emit dem Schaffen Heideggers finden. Doch war Bloch immer kritisch zu seinem jüngeren Zeitgenossen gestimmt; ausserdem erschien das Buch «Geist der Utopie» - wovon in erster Linie gesprochen wird, wenn man die Metaphysik des Augenblicks behandelt – im Jahre 1918 zum ersten Mal veröffentlicht, als das philosophische Schaffen Heideggers noch kaum bekannt gewesen war. Es gibt auch tiefe inhaltliche Differenzen von Bloch und Heidegger: das geheimnisvolle Sein, das der Verfasser der Fundamentalontologie erwähnt (um nur ein Beispiel zu nennen) hielt Bloch für statisch. Das Sein mangele an der geschichtlichen Dynamik des «Noch-nicht-Seins».

48 Aber in «Geist der Utopie» ist die Frage vom Subjekt, dem alle Erlebnisse gehören nicht die Frage vom Kern der Subjektivität des einzelnen Menschen, sondern die Frage der künftigen Gemeinschaft, das «Wirproblem».

49 Phänomenologie des Geistes. S. 75. In «Geist der Utopie» gibt es keine direkte Angaben und Hinweise auf Hegel, die dieses Problem betreffen.

50 Bloch E. Geist der Utopie. // Gesamtausgabe. Bd. 3. Fr. a. M.: Suhrkamp, 1964. S. 247.

51 Ibid. S. 249.

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